Mucalinda ist ein Nāga-König im Buddhismus. Er wird auch Muchalinda oder Mucilinda genannt. Bekannt ist dieser Nāga vor allem dafür, dass er Gautama Buddha nach seiner Erleuchtung vor den Elementen beschützte.
Merkmale
Mucalinda erscheint meist in seiner Nāgaschlangenform mit sieben Kronenhäuptern. In anderen Darstellungen besitzt er nur fünf oder sogar neun Häupter. Selbst in seiner Gestalt als Nāgamensch besitzt er eine sichtbare Kobrahaube.
Vorkommen
Mucalindas Einfluss überschreitet bei weitem sein Verbreitungsgebiet, welches in Nordindien lag.
Lebensweise
Über die Lebensweise ist nichts bekannt.
Kulturelle Bedeutung
Darstellungen
Das erste existierende Kunstwerk, das Mucalinda darstellt, stammt aus einer Stupa (hügelartige Struktur, die Reliquien enthält) aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. in Pauni, Maharashtra. Dort wird der Nāga mit fünf Köpfen dargestellt, wie er Buddhas leeren Sitz bewacht. Zeitgenössische Kunstwerke aus Sanchi zeigen ihn in zoo-anthropomorpher Form und in Begleitung eines Gefolges von Nāgini.
Das Thema des meditierenden Buddhas unter dem Schutz von Mucalinda ist in der laotischen buddhistischen Kunst weit verbreitet. Eine besonders eindrucksvolle, gigantische moderne Darstellung findet sich im Skulpturenpark Sala Kaeo Ku (alternative Schreibweise Sala Keo Kuu oder Sala Keoku, Thai: ศาลาแก้วกู่; auch Wat Khaek, Thai: วัดแขก), nahe Nong Khai, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz am Ufer des Mekong in Nordost-Thailand.
Diese Form der Darstellung wird auch als Naga-Prok-Haltung (Thai: ปางนาคปรก; RTGS: pang nak prok), übersetzt als "vom Naga-Buddha beschützt", bezeichnet. Diese Haltung Buddhas ist in der burmesischen, Khmer-, laotischen und thailändischen Kunst vorherrschend und zeigt den Buddha selbst meist meditierend geschützt oder bedeckt mit ein mehrköpfiger Nāga. Wird dabei Mucalinda dargestellt, ist der Nāga normalerweise sieben- oder neunköpfig dargestellt. Mehrheitlich umwickelt der Nāga den Sockel, auf dem der Buddha sitzt.
Diese Haltung bezieht sich auf eine Episode aus dem Leben des Buddhas, nachdem er die Erleuchtung erlangt hatte.
Diese Haltung wurde erstmals in der frühen Khmer-Kunst praktiziert.
Kunst, die Buddha mit Mucalindas Kapuze über ihm darstellt, könnte von der jainistischen Kunst Parshvanathas (ein Gelehrter, der 877 bis 777 v. Chr. gelebt haben soll) beeinflusst sein, der selbst als Mann mit einer kobraartigen Kapuze dargestellt wird.
Mythologie
Es heißt, dass sich der Himmel sechs Wochen, nachdem Gautama Buddha unter dem Bodhibaum (Pappel-Feige (Ficus religiosa)) zu meditieren begann, für sieben Tage verfinsterte und ein gewaltiger Regen fiel. Doch der mächtige König der Schlangen, Mucalinda, kam aus dem Erdinneren hervor und beschützte mit seiner Kapuze denjenigen, der die Quelle allen Schutzes ist. Als der große Sturm vorüber war, nahm der Schlangenkönig seine menschliche Gestalt an, verneigte sich vor Buddha und kehrte voller Freude über seine Tat in seinen Palast zurück.
In einer anderen Fassung schützt Mucalinda den Buddha, indem er ihn mit seinem großen Körper siebenmal umwindet und seine Kobrahaube öffnete.
Taxonomische Stellung
Mucalinda besitzt mit seinem mehrköpfigen Schlangenkörper alle Merkmale eines reptiloiden Mischwesens und zählt deshalb als Drache. Er stellt dabei keine eigene Art dar, sondern einen der Vertreter der Indischen Nāga dar.
Nachweise
- Jason Johns, Jyotsna Rani Nag, Muchalinda Buddha:- An Interdisciplinary approach to Reinterpret the Depiction of the Buddha with Muchalinda Naga, Journal of Archaeological Studies in India, Vol. 1, No. 1, 2021, pp. 140-157
- Irene Wright Centuries-old serpent head — Buddha’s protector — found buried in Cambodia. Miami Herald See it September 20. 2024 https://www.miamiherald.com/news/nation-world/world/article292815444.html https://www.miamiherald.com/news/nation-world/world/article292815444.html Abgerufen am 15.12.2024
- Thanissaro, Bhikkhu. "Muccalinda Sutta: About Muccalinda". https://www.accesstoinsight.org/tipitaka/kn/ud/ud.2.01.than.html Abgerufen am 15.12.2024
- "The bas-relief at Pauni or Bharhut in India, which dates back to about the second century B.C., represents a vacant throne protected by a naga with many heads. It also bears an inscription of the Naga Mucalinda (Fig. 3)" SPAFA Digest: Journal Of SEAMEO Project in Archaeology and Fine Arts (SPAFA). SPAFA Co-ordinating Unit. 1987. p. 4.