Die Boa ist ein fantastisches, enorm großes Schlangenwesen, das seinen Namen von kommt vom Wort bos, was "Kühe" bedeutet. Dieser Name wurde wegen der seltsamen Fressgewohnheiten der Boas verwendet, die ihr Maul an den Eutern der Kühe festsetzen und deren Milch saugen. Am Ende dieses Prozesses stirbt die Kuh unweigerlich, der Name ist also auch ein Hinweis auf die verheerende Wirkung auf Rinder.
Merkmale
Boas sind fantastische Schlangenwesen, deren Darstellungen von Jahrhundert zu Jahrhundert variieren. Bereits in den ersten Schriften wurden sie von anderen Schlangen, aufgrund ihrer enormen Größe, es werden 36,6 Meter Gesamtlänge angegeben, differenziert. In diesem Stadium der Erzählungen zeigten sie noch keine Mischwesenmerkmale. Erst spätere Beschreibungen und Abbildungen zeigten Boas als große Schlangen mit sichtbaren Ohren, kleineren Flügeln und manchmal auch Beinen.
Einige Quellen beschreiben Boas als eine Kreuzung zwischen einer Schlange und einem großen Drachen und weisen sie so als Halbdrachen aus.
Vorkommen
Die Naturalis historia beschreibt die Boas als aus Indien stammende Wesen. Was im Widerspruch zu einer der ersten Beschreibungen der Boas steht. Den in dieser tötete General Reguluseine Boa während des Ersten Punischen Krieges, der von 264 bis 241 v. Chr. über dem westlichen Teil des Mittelmeers stattfand und Landschlachten in Sizilien und an der Küste Afrikas (altes Karthago) beinhaltete. Genauer lebte die Boa in der Nähe des Bagrada-Flusses (in Pontus auch als Fluss Rhyndacus bezeichnet), welcher heute als der tunesische Fluss Medjerda(Arabisch: وادي مجردة) zu identifizieren ist. Eine weitere Beschreibung Plinius verortet die Boa auf den Vatikanischen Hügel in Italien.
Das Aberdeen-Bestiarium aus dem 12. Jahrhundert und die Etymologien von Isidor von Sevilla aus dem 7. Jahrhundert geben ebenfalls an, dass die Boa aus Italien stamme.
Lebensweise
Boas sind groß genug, um ganze Hirsche oder Bullen zu verschlingen, auch Kinder sollen sie fressen. Vorrangig fressen die Schlangen aber Milch, indem sie ihr Maul an den Eutern der Kühe festsetzen und deren Milch saugen. Entweder tötet die Boa, nachdem sie ihr Mahl beendet hat, oder die Boa trinkt so viel Milch, dass die Kuh daran stirbt.
Weiter verfolgen die Schlangenwesen Gazellen- und Rinderherden, damit sie ihnen Milch stehlen können.
Trotz ihrer Größe sind Boas so schnell, dass sie über ihnen fliegende Vögel mit einem Angriff fangen und direkt verschlingen können.
Kulturelle Bedeutung
Mythologie
Laut Plinus, in der Naturalis historia beschrieben bekämpfte General Regulus eine Boa während des Ersten Punischen Krieges, eine Schlange in der Nähe des Flusses Bagrada. Diese war, der 120 Fuß (36,58 Meter) lang. Regulus blies zum Angriff, Pfeilsalven, Steine, Schleudern, Katapulte und anderen Artilleriemaschinen wurden dem Wesen entgegengeworfen, als hätten die Römer einen Angriff auf eine stark befestigte Stadt ausgeübt. Bis das Wesen den Angriffen final unterlag und starb.
Der General nahm sich die Haut und den Kieferknochen der Boa, um seine Leistung in Rom zu beweisen, und die Trophäen blieben bis zum Numantinischen Krieg, der 154 v. Chr. begann, in einem römischen Tempel, danach gelten die Reliquien als verschollen.
Ein weiterer legendärer Bericht über eine Boa ereignete sich während der Herrschaft von Kaiser Claudius zwischen 10 v. Chr. und 54 n. Chr. Nach dem das Wesen auf dem Vatikanischen Hügel getötet worden war, wurde in seinem Magen die Leiche eines ganzen Kindes gefunden.
Wissenschaftliche Erklärungsversuche
Die Boa ist in Plinius Beschreibungen den großen Pythons Indiens und Afrikas ähnlich, wenn auch diese keine Milch trinken. Wenn die Pythons ein Tier packen und es umschlingen, kann es so aussehen, als würden sie aus deren Eutern trinken.
Taxonomische Stellung
Die mythologische Boa ist aller Wahrscheinlichkeit kein Drache, sondern eine mythologische Schlange, da dem Wesen ursprünglich Mischwesen-Charakteristika fehlen. Beschreibungen mit sichtbaren Ohren und Beinen könnten auf Fehldeutungen zurückzuführen, da auch andere Wesen, wie der Tatzelwurm, gelegentlich beim Milch stehlen von Kühen beobachtet wurden.
Sollte die Boa doch ein Drachenwesen darstellen, dürfte sie zu den Wyrmen zählen und aufgrund ihrer Einfachheit zu einem ihrer basalsten Vertreter.
Nachweise
- Allardice, Pamela (1990). Myths, Gods, and Fantasy. New York, NY, USA: Avery Publishing Group, S. 40. SIBN: 978-1853270529
- Pliny's Natural History Book VIII, Chapter XIIII http://penelope.uchicago.edu/holland/pliny8.html Abgerufen am 4.06.2023
- Rose, Carol M. (2001). Giants, Monsters, and Dragons: An Encyclopedia of Folklore, Legend, and Myth. New York: W.W. Norton & Company, S. 43. ISBN 0-393-32211-4.
- The Aberdeen Bestiary: Folio 69r Translation and Transcription https://www.abdn.ac.uk/bestiary/ms24/f69r Abgerufen am 4.06.2023
- The Medieval Bestiary - Boa https://bestiary.ca/beasts/beast274.htm Abgerufen am 4.06.2023