Gonggong (/ˈɡɒŋɡɒŋ/) ist ein Wassergott aus der chinesischen Mythologie und Volksmärchen. Er ist destruktiv und wird für verschiedene kosmische Katastrophen verantwortlich gemacht. Allen Berichten zufolge wird Gonggong getötet oder ins Exil geschickt, meist nachdem er einen Kampf mit einer anderen großen Gottheit wie dem Feuergott Zhurong verloren hat. Gonggong ist erstmalig aus Überlieferung aus der späten Zeit der Streitenden Reiche (vor 221 v. Chr.) bekannt.
Etymologie
Im Deutschen, wie auch Englischen, sind die beiden Silben des Namens gleich. Aber im Mandarin unterscheiden sie sich im Ton (共工 Gònggōng), und in anderen chinesischen Sprachen unterscheiden sie sich auch in ihrem Vokal und dem Anfangskonsonanten (vgl. Mittelchinesisch *ɡɨoŋh-kuŋ, aber auch Japanisch kyōkō). Die häufigste Variante des Namens, 龔工, welche identisch mit der ersten im Deutschen, wie auch Englischen ist, unterscheidet sich jedoch im Mandarin im Ton (Gōnggōng) und in anderen chinesischen Sprachen auch im Konsonanten und Vokal (vgl. Mittelchinesisch *kɨoŋ-kuŋ).
Gonggongs persönlicher Name soll Kanghui lauten.
Merkmale
Gonggong besitzt einen kupfernen, menschlichen Kopf mit einer eisernen Stirn. Der Kopf trägt rote Haare und Hörner. Das Haupt sitzt auf dem Körper einer Schlange. Manchmal wird auch der Kopf schlangenartig dargestellt, in diesen Fällen wird der Rumpf als menschlich mit dem Schwanz einer Schlange gezeigt.
Vorkommen
Im chinesischen Kosmos.
Lebensweise
Ernährung
Zhang Shoujies "Korrekte Bedeutung der Aufzeichnungen des großen Historikers" (史記正義; Shǐjì Zhèngyì) identifiziert Gonggong (共工) mit Qiongqi (窮奇; Qióngqí; "beunruhigend seltsam, völlig seltsam"), ein monströses Wesen, das Menschen frisst. Qiongqi wird aber auch mit anderen nicht-Drachenwesen, wie dem Kamatchi aus Japan gleichgesetzt, weiter wird er meist als weißes Tigerwesen dargestellt, es ist also eher unwahrscheinlich, dass beide Kreaturen zusammenzufassen sind. Eher beerbte der Qiongqi Gonggong in seiner Rolle, nach dessen Verbannung bzw. Ableben.
Kulturelle Bedeutung
Mythologie
Gonggong erscheint im alten Gedicht "Himmlische Fragen" (traditionelles chinesisch: 天問; vereinfachtes chinesisch: 天问; pinyin: Tiānwèn) des Buch Chuci ((chinesisch 楚辭 / 楚辞, Pinyin Chǔcí, W.-G. Ch'u-tz'ŭ), zu dt. Elegien oder Gesänge aus Chu; 2. Jahrhundert n. Chr.). In diesem wird dem Gonggong vorgeworfen, dass er die Erdachse aus ihrer Mitte gebracht habe, wodurch sie nach Südosten und der Himmel sich nach Nordwesten neigen würde. Diese axiale Neigung wird verwendet, um zu erklären, warum die Flüsse Chinas im Allgemeinen nach Südosten fließen, insbesondere der Yangzi-Fluss und der Gelbe Fluss, und warum sich, aus Perspektive eines Betrachters, Sonne, Mond und Sterne nach Nordwesten bewegen.
Die Literatur aus der Han-Dynastie (chinesisch 漢朝 / 汉朝, Pinyin hàncháo) regierte das Kaiserreich China von 206 v. Chr. bis 220 n. Chr. wird in Bezug auf Gonggong viel detaillierter.
Hier wird dem Drachen die Schuld an diversen Überschwemmungen zugeschrieben, oft im Zusammenspiel mit Minister Xiangliu (alias Xiangyao), der neun Köpfe und den Körper einer Schlange hat.
In der Überlieferung kommt es zwischen den Armeen Gonggongs und des chinesischen Feuergottes Zhurong zu einem erbitterten Kampf um den Thron des Himmels und damit die Herrschaft über den chinesischen Kosmos. 10 Tage lang wütete die Schlacht, die allmählich Gonggongs Truppen verloren. Voll Wut und Scham färbten sich die Augen Gonggongs rot und er stürzte sich mit dem Kopf voraus gegen den Buzhou-Berg, eine der acht Säulen, die den Himmel tragen. In der Folge beschädigte er die Säule so sehr, dass sich der Himmel in den Nordwesten neigte und die Erde nach Südwesten verschob. Dieses Ereignis verursachte große Überschwemmungen und viel Leid.
In einem alternativen Bericht über diesen Mythos bringt sich Gonggong dabei selbst um und neben Überschwemmungen kommt auch Feuer aus dem zerschmetterten Berg. In den meisten Fassungen wird er später für seine Taten verbannt.
Die Überschwemmungen und das Leid konnten nur beendet werden, da die Göttin Nüwa der Riesenschildkröte Áo die Beine abschnitt und diese als Säulenersatz verwendete. Sie war jedoch nicht in der Lage, die Schiefstellung von Himmel und Erde vollständig zu korrigieren, da die Beine etwas kürzer waren als der Berg. Somit war Nüwa nicht in der Lage, die Auswirkungen auf Sonne, Mond, Sterne und Flüsse in China zu ändern, sodass bis heute Gonggongs Taten sichtbar sind.
Gonggong bestreiten eine Vielzahl weiterer Kämpfe mit diversen Kaisern und Göttern, aus denen er stets als Verlierer hervorgeht und von diesen verbannt wird.
In "Die Reise nach Westen" wird angedeutet, dass der Held Li Erlang (chin.: 二郎神) Gonggong mit dem Tai'a-Schwert tötete. Neben der tödlichen Alternative der Zerstörung des Buzhou-Berges ist es einer der seltenen Überlieferungen in der Gonggong sowohl eine Niederlage erfährt und in der Folge dieser stirbt.
Sì Xiōng
Die Sì Xiōng, zu dt. vier Gefahren (chinesisch: 四凶; Pinyin : Sì Xiōng) sind vier bösartige Wesen, die in der chinesischen Mythologie existierten und die antagonistischen Gegenstücke der vier Wundertiere (Sì Xiàng) sind. Im Buch der Dokumente werden die vier Gefahren als die "Vier Verbrecher" (四罪; Sì Zuì) definiert und ihnen ist auch Gonggong, welcher als katastrophaler Gott beschrieben wird. Zwei der vier Verbrechern wird expliziet eine Himmelsrichtung zugewiesen, so ist Huandou (驩兜; Huāndōu; "glücklicher Helm", auch bekannt als 驩頭, 讙頭; Huāntóu ; "glücklicher Kopf"), ein chimärischer Minister und/oder eine chimäre Nation aus dem Süden, die sich mit Gonggong gegen Kaiser Yao verschworen hat. Als Wesen des Südens ist Huandou damit das direkte Gegenstück zum Roten Vogel oder Zhuque (chinesisch 朱雀, Pinyin Zhūquè, Jyutping Zyuzoek, englisch Vermilion Bird: "Zinnoberroter Vogel").
Gun (鯀; Gǔn ; "großer Fisch"), dessen schlecht gebauter Damm eine zerstörerische Flut auslöste und dessen Sohn Yu der Große, mythische erste Kaiser Chinas (2205 – 2147 v. Chr.) war. Gun wird in späteren Texten mit dem Zhuangzi gleichgesetzt, einem gigantischen Fisch aus dem nördlichen Meer, was ihn zum direkten Gegenstück der Schwarze Schildkröte oder Xuanwu (chinesisch 玄武, Pinyin Xuánwǔ, Jyutping Jyunmou, englisch Black Warrior, zu dt. "schwarzer Krieger").
Somit kann Gonggong nur das Gegenstück des Weißen Tigers oder Baihu (chinesisch 白虎, Pinyin Báihǔ, Jyutping Baakfu) des Westens oder des Blaue Drachen oder Qinglong (chinesisch 青龍 / 青龙, Pinyin Qīng Lóng, englisch Azure Dragon – "blaugrüner Drache, türkisgrüner Drache") des Ostens sein. Da der vierte Verbrecher Sanmiao (三苗; Sān Miáo ; "Drei Miao"), die Stämme, die den Stamm von Kaiser Yao angriffen, sich im Südosten verorten lassen, ist Gonggong vermutlich das Gegenstück zum Weißen Tiger. Insbesondere, da der mit Gonggong assoziierte Qiongqi meist als weißes Tigerwesen dargestellt wird.
Trivia
In der Astronomie ist der Asteroid 225088 Gonggong nach Gonggong benannt.
Taxonomische Stellung
Der Gonggong ist ein Mischwesen aus einer Schlange und einem menschlichen Kopf und damit klar als Drache erkennbar. Innerhalb der Drachen besitzt er eine nähere Verwandtschaft zu den Lóngdrachen, gehört diesen aber sehr wahrscheinlich nicht an.
In seiner Rolle als himmlischer/kosmischer Drache, der keinen Lóng darstellt, ähnelt der Gonggong den Drachen Fuxi, Nüwa und Gonggong, sowie dem Wesen Pangu. Insbesondere Zhúlóng sieht Gonggong sehr ähnlich und wird vermutlich dessen nächster Verwandter sein.
Nachweise
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