Sarutahiko Ōkami (jap: 猿田毘古大神, 猿田彦大神) ist eine Gottheit der japanischen Shinto-Religion; er ist der Anführer der irdischen Kami. Ein weiterer Titel, anstelle von Ōkami (大神, großer Gott), lautet Daimyōjin (大明神, großer strahlender Gott oder sehr tugendhafter Gott).
Sarutahiko Ōkami war das Oberhaupt der Kunitsukami und soll im Jinnō Shōtōki der Vorfahre von Otanomikoto gewesen sein.
Etymologie
Sarutahikos Name besteht aus einem etymologisch unklaren Element, Saruta, das traditionell mit Kanji transkribiert wird, welche die Bedeutung "Affenfeld" als eine Art Doppeldeutigkeit nahelegen, gefolgt vom klassischen japanischen Substantiv hiko "ein männliches Kind von edlem Blut, ein Prinz". Somit könnte Sarutahiko Ōkamis ausgeschmückter Name grob als "Großer Gott, Prinz Saruta" übersetzt werden. Es gibt viele verschiedene Aussprachen seines Namens, darunter Sarudabiko und Sadahiko. Obwohl es normalerweise nicht geschrieben wird, wird der japanische Genitivmarker -no in der Sprache oft an seinen Namen angehängt, wenn ihm unmittelbar einer seiner Ehrentitel folgt, wie etwa Ōkami oder Mikoto.
Die Anthropologin Emiko Ohnuki-Tierney nennt drei Faktoren, die Sarutahiko als Affengottheit identifizieren: Saru bedeutet "Affe", zu seinen Merkmalen "gehören rote Hinterbacken, die ein hervorstechendes Merkmal japanischer Makaken sind", und da Makaken bei Ebbe Schalentiere sammeln, sagt das Kojiki, seine Hand sei beim Fischen in einer Muschel hängen geblieben, und "ein Affe, der mit einer Hand in einer Muschel gefangen ist, ist ein häufiges Thema japanischer Volksmärchen"
Merkmale
Sarutahiko Ōkami zeichnete sich vor allem durch seine "sieben-Hand-lange" Nase aus, weshalb er häufig auch als Hanatakatengu dargestellt wird. Demzufolge besitzt er neben der langen Nase auch ausladende Flügel.
Sein Gesicht ist rötlich, sein Körperwuchs gewaltig. Er trägt einen großen Bart.
Von den Hanatakatengu unterscheidet sich Sarutahiko Ōkami durch einen auffallend langen Rücken (7 Klafter; Längeneinheit von ungefähr der Länge, die ein Erwachsener mit ausgebreiteten Armen greifen kann) und einem strahlenden Leuchten, das von seinem Mund und von seinem Hintern ausgeht. Der Hintern soll knallrot sein, wie man es auch von einigen Affenarten her kennt. Seine Augäpfel sind wie ein "achthändiger Spiegel" (in anderen Fassungen sind die Augen acht Fuß lang, was einer Gesamtlänge von 243,84 Zentimetern entspricht) und leuchten rötlich, wie eine Physalis.
Sarutahiko Ōkami führt einen juwelenbesetzten Speer.
Sarutahiko Ōkami verachtet das Böse und schützt vor Krankheiten und bekämpft jene, die böses tun.
Vorkommen
Sarutahiko Ōkami ist der einzige bekannte Vertreter der Sarutahiko-Tengu. Diese Art besiedelte ursprünglich Japan, gilt aber heute als ausgestorben.
Lebensweise
Über die Lebensweise ist nicht viel bekannt.
Kulturelle Bedeutung
Mythologie
Ninigi (jap. 邇邇芸), der Enkel der großen Gottheit Amaterasu (jap. 天照) traf Sarutahiko erstmals bei der Kreuzung der "acht himmlischen Straßen". Dort wollte Sarutahiko Ninigi davon abhalten, dass dieser den Himmel hinabsteigen würde. Jedoch wurde Sarutahiko schließlich von der Gottheit Ame no Uzume (jap. 天鈿女) überzeugt, Ninigi auf die Erde zu begleiten.
Während Ninigi in Kyushu, auf dem Berg Takachiho (jap. 高千穂) zur Erde herabsteigt, begibt sich Sarutahiko mit Uzume, die er zur Frau begehrt, nach Ise, wo erst viel später der Ise Schrein (jap. 伊勢大神宮) entstehen sollte.
Sarutahikos Reise ist von kurzer Dauer und endet tragisch.
Am oberen Lauf des Isuzu-Flusses in Ise ertrinkt Sarutahiko, weil sich seine Hand in einer großen Muschel verfing.
Auch wenn sein Körper bereits verstorben war, war seine Seele, die man Sodokumitama nennt, noch mächtig. Ihr entglitt der letzte Atem Sarutahikos der in Blasen zur Oberfläche aufstieg und dort zerplatze.
Aus diesem Atem wurden drei Götter namens "Awasaku Mitama" geboren. Die drei Blasengottheiten und ihre Relikte werden om Asika-Schrein aufbewahrt (es gibt zwei Schreine in Oasaka und Koasaka, Stadt Matsusaka, Präfektur Mie).
Er wird als der Ahnherr des Ujitoko Klans in Ise angesehen, wo sich auch ein Sarutohiko-Schrein befindet. Auch andere Familienclans gehen davon aus, dass ihre Ursprünge sich in Sarutahikos Liebesgeschichte zu Ame no Uzume ergründen.
Symbolik
Sarutahiko Ōkami gilt als Symbol für Misogi (ein Reinigungsritual, Waschung in der Shintō-Religion), Stärke und Führung, weshalb er der Schutzpatron von Kampfkünsten wie Aikido ist.
In der Mythologie tritt er als eine Art Dōsojin (jap. 道祖神), also ein Wegegott, auf und dient dem eigentlichen Helden als Begleitung, damit dieser sein Ziel erreicht.
Titel
Sarutahiko hat die Ehre, einer von nur sieben Kami zu sein, die mit dem Titel Ōkami geehrt werden; die anderen sechs sind Izanagi, Izanami, Michikaeshi (auch bekannt als Yomido ni sayarimasu ōkami, der Kami des großen Felsens, den Izanagi benutzte, um den Weg nach Yomi (die japanische Unterwelt) zu versperren und so das Auftauchen böser Geister von dort zu verhindern), Sashikuni, Inari und Amaterasu. Sarutahiko und Inari scheinen die einzigen Ōkami aus den Kunitsukami oder irdischen Kami zu sein, die anderen sind Amatsukami (himmlische Gottheiten).
Taxonomische Stellung
Sarutahiko Ōkami ist den Tengu zuzuzählen, damit ist er den Drachen angehörig. Innerhalb der Drachen zählt er zu der eigenständigen Art der Sarutahiko-Tengu, deren er einzigen bekannten Vertreter stellt. Diese Tengu-Art bildet mit der nahe verwandten Art des Amanozako -Tengu eine Untergattung innerhalb der Gattung Daitengu, welche als Kami-Tengu innerhalb der Taxonomie vermerkt wird. Diese Bezeichnung sagt nicht aus, dass andere Tengu keine Kami sind, aber dass diese Tengu-Arten einen besonders hohen Stand in der Kaste der Kami besitzen und dementsprechend im Vergleich zu anderen Tengu mehr Kami (~ göttlich) sind, als diese.
Nachweise
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