Ušumgallu (sumerisch: 𒁔𒃲, ušum.gal,zu dt. "Große Schlange", Plural Ušumgallū) war ein Dämon der sumerischen und akkadischen Mythologie und war eine der drei gehörnten Schlangen der akkadischen Mythologie, neben Mušmaḫḫū und Bašmu. Für gewöhnlich wird das Wesen als Mischung aus Löwe und Schlange, gelegentlich auch Löwe und Drache beschrieben.
Merkmale
Der Name Ušumgallu leitet sich von ušum (Schlange) und gal (Wesen) ab. Ušumgallū werden als Schlangen, manchmal mit Löwen- oder Adlerbeinen dargestellt. Andere Darstellungen gehen etwas mehr in die Tiefe, hier wird Ušumgallū (in den genaueren Darstellungen meist als (Ušumbašmu bzw. Bašmu bezeichnet, beide Wesen werden von den Namen her häufiger miteinander verbunden) mit dem Torso eines Fisches, dem Schwanz einer Schlange, den Vorderpfoten eines Löwen, den Hinterbeinen eines Adlers, Flügeln und einem Kopf vergleichbar mit dem Mušḫuššu, also einem gehörnten Schlangenkopf, dargestellt.
Die wichtigste Eigenschaft aller Ušumgallū-Darstellungen sind aber ihr Gift und die Tatsache, dass sie sogar Götter in Angst und Schrecken versetzen. Damit ähneln sie stark den anderen sumerischen Drachen, insbesondere ušum-Bašmu. Wiggermann beschreibt den Ušumgallū als "prime venomus snake" (zu dt. urspüngliche Giftschlange) und stellt die These auf, dass sich ušum-Bašmu rein namentlich aus dem Ušumgallu entwickelt hat. Allerdings unterscheiden sich beide Wesen in der Ikonografie genügend, um sie voneinander getrennt zu betrachten. So besitzt Ušumgallu in Darstellungen Löwen-Vorderbeine, Adlerhinterbeine, einen Adlerschwanz, Flügel und einen gehörnten Schlangenkopf, während Ušumbašmu nur den gehörten Schlangenkopf mit Ušumgallu teilt.
Vorkommen
Ušumgallu besiedelte das alte Mesopotamien, was das Gebiet um die Flusssysteme des Euphrat und Tigris, ihrer Zuflüsse sowie dem Unterlauf des Karuns beschreibt und somit die Südosttürkei, Nordostsyrien, den Irak, Irakisch-Kurdistan, Nordostkuwait und den Westiran geografisch beschreibt.
Kulturelle Bedeutung
Tiamat soll im Epos der Schöpfung, Enuma Elish, "den wütenden Löwendrachen mit Furchtsamkeit bekleidet" haben.
Der Gott Nabû, Gott der Schreibkunst und der Weisheit, wurde als der Gott beschrieben, welcher den Löwendrachen Ušumgallu zertrampelte beschrieben.
Der späte neuassyrische Text "Mythos der sieben Weisen" erinnert, dass die Vierte der sieben apkallus (Halbgötter, die Weise oder Magier waren, halb Fisch, halb Mensch) Lu-Nanna den ušumgallu-Drachen vom Tempel É-ninkarnunna vertrieb.
Aššur-nāṣir-apli II regierte von 883 bis 859 v. Chr., in seiner Regentenzeit platzierte er goldene Ikonen von ušumgallu auf dem Sockel des Gottes Ninurta (ein Wasser- und Kriegsgott) in dessen Tempel.
Ušumgallu wurde mit der Zeit zu einem königlichen und göttlichen Beinamen, wie etwa ušumgal kališ parakkī, was so viel wie "unübertroffener Herrscher aller Heiligtümer" bedeutet. Marduk, der Stadtgott von Babylon, wird u.a. "der Ušumgallu-Drache der großen Himmel" genannt.
Ušumgallu wird häufig auch mit einem namenlosen Drachen in Verbindung gebracht, der vom Gott Ninurta, dem Schutzgott von Lagash, getötet wurde. Der Leichnam des Drachen wurde der antiken Quelle zufolge an den Sitz des göttlichen Streitwagens gehängt. Da, das in der Quelle verwendet Wort "ušum" ist, kann auch der Ušum-Bašmu gemeint sein, oder aber ein dritter Drache, der ebenfalls mit ušum (= Schlange) beschrieben wurde.
Taxonomische Stellung
Es wird angenommen, dass Mušmaḫḫū, Bašmu und Ušumgallu denselben Ursprung teilen und ursprünglich ein Wesen waren, welches sich mit der Zeit und weiteren Geschichten in drei teilte. Diese These wird bekräftigt durch den Umstand, dass alle drei Drachenwesen mit der siebenköpfigen Schlange gleichgesetzt wurden, die von Ninurta getötet wurde.
Bildnachweise
- https://enenuru.proboards.com/thread/361/deities-ancient-mesopotamia-overview Abgerufen am 14.01.2023
Nachweise
- F. A. M. Wiggermann (1992). Mesopotamian Protective Spirits: The Ritual Texts. Styx Publications. S. 167. ISBN 978-9072371522.
- Irene Winter (2009). On Art in the Ancient Near East: Of the First Millennium B.C.E, Volume 1. Brill. S. 28–29.
- Wiggermann instead proposes "prime venomous snake”. Winter translated it as "predator".
- KAR 104, 29.
- E. Reiner (1961). "The Etiological Myth of the "Seven Sages"". Orientalia (30): 1–11.
- A. Leo Oppenheim (2011). "Assyrian and Babylonian Historical Texts: The Banquet of Ashurnasirpal II". In James Bennett Pritchard (ed.). The Ancient Near East: An Anthology of Texts and Pictures. Princeton University Press. S. 253.
- Kyle Greenwood (2011). "A Shuilla: Marduk 2". In Alan Lenzi (ed.). Reading Akkadian prayers and hymns : an introduction. SBL. S. 317, 323.
- R. L. Litke, A Reconstruction of the Assyro-Babylonian God-lists, AN:dA-nu-um and AN:Anu Ŝá Amēli, 1998, S. 172