Bašmu oder Bashmu (akkadisch : 𒈲𒊮𒉣𒇬, romanisiert: bašmu; Keilschrift: MUŠ.ŠÀ.TÙR oder MUŠ.ŠÀ.TUR, dt. "Giftschlange ") war ein altes mesopotamisches Fabelwesen, eine gehörnte Schlange mit zwei Vorderbeinen und Flügeln. Neben Mušmaḫḫū und Ušumgallu zählt dieses Wesen zu den drei gehörnten Schlangen der sumerischen Mythologie. Der Drache wird erstmals durch eine Zylinderinschrift aus dem 22. Jahrhundert vor Christus in Gudea erwähnt.
Merkmale
Das Schlangenwesen Bašmu beschreibt bei näherem Hinsehen nicht ein Schlangenwesen, sondern mehrere. Zwei werden bereits bei den Sumerern namentlich unterschieden, während die dritte Bašmu nur in der Ikonografie, ohne eigenen Namen, in Erscheinung tritt.
Die sumerischen Begriffe ušum (hier wird mit Bašmu mit Füßen dargestellt) [1 & 3] und muš-šà-tùr ("Schlange der Geburtsgöttin", Bašmu ohne Füße (und ohne Hörner) dargestellt) [2] können dasselbe Wesen, in unterschiedlichen Ikonografien darstellen, oder zwei verschiedene Wesen bedeuten. Aufgrund der Art und Weise wie die beiden Begriffe verwendet und genutzt wurden, ist es anzunehmen, dass es sich um zwei eigenständige Wesen handeln dürfte.
Die dritte Bašmu besitzt ebenfalls ein Vorderbeinpaar, wie die Ušum-Bašmu, besitzt aber im Gegensatz zu dieser noch ein Flügelpaar. Diese spezielle Form trat nur in der Ikonografie des Asarhaddon-Tempels auf, welcher zur Regentschaftszeit des assyrischen Königs errichtet wurde (14. März 680 bis zum 26. Oktober 669 v. Chr.), was den Tempel rund 60 Jahre vor dem Ende des assyrischen Reichs datiert. Möglicherweise liegt darin begründet, dass es nur einen geflügelten Bašmufund gibt. Trotz dieser Einmaligkeit wird Bašmu von vielen Quellen eine grundsätzliche Beflügelung zugeschrieben, stets mit dem Verweis auf "F. A. M. Wiggermann: Tišpak, his Seal, and the Dragon mušḫušḫu". Liest man sich das Werk nun durch, um die Aussage zu überprüfen, stellt man fest, dass Wiggermann bei Bašmu (außer im Fall des Tempels und das befindet sich an anderer Stelle im Werk, weshalb die Verweise wohl diesen Umstand nicht meinen können) nicht von Flügeln gesprochen hat. Sondern bei Ušumgallu, welchen er als "prime venomus snake" betitelt hat und eben auch Flügel besessen hat (was auch durch Ikonografie und andere Quellen belegt ist). Wiggermann stellt die These auf, dass sich ušum-Bašmu aus Ušumgallu abgeleitet hat und mehr Ähnlichkeit mit diesem besaß (von Verhaltensweisen, Rolle in Mythen), als der Fußlose muš-šà-tùr-Bašmu. Körperliche Gemeinsamkeiten beschreibt Wiggermann hierbei nicht und stützt sich allein auf die Namensentwicklung von Ušumgallu zu ušum-Bašmu, der Besitz von Flügeln ist daher nicht zwingend für die Bašmu gegeben.
Weiter gibt Wiggermann an, dass Bašmu giftig ist.
Bašmu ist laut dem Schöpfungsmythos sechzig Doppelmeilen (entspricht 120 Meilen (ca. 193 km), die babylonische Mathematik kennt nur Zahlen bis 60), weiter soll der Drache sechs Münder, sieben Zungen und sieben [Hier ist die Inschrift leider beschädigt] auf dem Bauch haben.
Vorkommen
Die drei Bašmu-Formen besiedelten das alte Mesopotamien, was das Gebiet um die Flusssysteme des Euphrat und Tigris, ihrer Zuflüsse sowie dem Unterlauf des Karun beschreibt und somit die Südosttürkei, Nordostsyrien, den Irak, Irakisch-Kurdistan, Nordostkuwait und den Westiran geografisch beschreibt.
Kulturelle Bedeutung
Mythologie
Im Epos der Schöpfung, Enûma Eliš, bringt die Göttin Tiāmat (Göttin des Salzwassers, eine Einheit des Chaos, die Leben gab und nahm, je nach Stelle des Schöpfungsmythos ist sie positiv oder negativ zu bewerten) Bašmu zur Welt. Nach einem fragmentarischen assyrischen Mythos zog Bašmu den Zorn der Götter auf sich, nachdem er Fische, Vögel, wilde Esel und Menschen verschlang. Der Gott Nergal bzw. Palil wurde entstandt um das Wesen zu besiegen, scheiterte aber.
Im Angim oder "Ninurtas ‚Rückkehr nach Nippur", wurde Bašmu als einer der elf Krieger beschrieben und von dem Gott Ninurta besiegt und so final sein Ende fand.
Bašmu wird häufig auch mit einem namenlosen Drachen in Verbindung gebracht, der vom Gott Ninurta, dem Schutzgott von Lagash, getötet wurde. Der Leichnam des Drachen wurde der antiken Quelle zufolge an den Sitz des göttlichen Streitwagens gehängt. Da, das in der Quelle verwendet Wort "ušum" ist, kann auch der Ušumgallu gemeint sein, oder aber ein dritter Drache, der ebenfalls mit ušum (= Schlange) beschrieben wurde.
Trivia
In Babylonien war Bašmu der Name der Sternenkonstellation, welche später die Griechen mit der Hydra identifizierten.
Taxonomische Stellung
Es wird angenommen, dass Mušmaḫḫū, Bašmu und Ušumgallu denselben Ursprung teilen und ursprünglich ein Wesen waren, welches sich mit der Zeit und weiteren Geschichten in drei teilte. Diese These wird bekräftigt durch den Umstand, dass alle drei Drachenwesen mit der siebenköpfigen Schlange gleichgesetzt wurden, die von Ninurta getötet wurde. Weiter wird bereits im sumerischen zwischen ušum (Bašmu mit Füßen) und muš-šà-tùr (Bašmu ohne Füße) unterschieden. Für dieses Werk wird allerdings angenommen, dass es sich bei Bašmu um drei Drachen handelt, welche die Vorfahren der Wyrme (muš-šà-tùr-Bašmu) und der Lindwürmer (ušum-Bašmu) und Flügellindwürmer (Asarhaddon-ušum-Bašmu) darstellten.
Bildnachweise
- [1] https://www.herbst9.de/diet/sheshki/board/demons/4.jpg Abgerufen am 14.01.2023
- [2] https://www.herbst9.de/diet/sheshki/board/godsymbols/25.jpg Abgerufen am 14.01.2023
- [3] https://ma91c1an.files.wordpress.com/2015/08/selection-of-monsters-from-wiggermann.png Abgerufen am 14.01.2023 "Fünf Monster aus The Mesopotamian Pandemonium (SMSR 77, 2 / 2011)" aus F.A.M. Wiggermann, Mušhuššu, Reallexikon der Assyriologie (RLA), 1989, S. 456.
Nachweise
- Jeremy A. Black; Anthony Green; Tessa Rickards (1992). Gods, Demons and Symbols of Ancient Mesopotamia: An Illustrated Dictionary. University of Texas Press. S. 165.
- mušmaḫḫū, CAD M2, S. 127–128.
- Dietz-Otto Edzard u. a.: Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie. Band 1, de Gruyter, Berlin 1993, ISBN 3-11-004451-X, S. 120.
- Helmut Freydank u. a.: Lexikon Alter Orient. Ägypten * Indien * China * Vorderasien. VMA-Verlag, Wiesbaden 1997, ISBN 3-928127-40-3.
- Brigitte Groneberg: Die Götter des Zweistromlandes. Kulte, Mythen, Epen. Artemis & Winkler, Stuttgart 2004, ISBN 3-7608-2306-8.
- W. G. Lambert: The History of the “muš-ḫuš” in Ancient Mesopotamia. In: P. Borgeaud (Hrsg.): L'animal, l'homme, le dieu dans le proche orient ancien. Editions Peeters, Leuven 1985, S. 89–92.
- F. A. M. Wiggermann: Tišpak, his Seal, and the Dragon mušḫušḫu. In: O. Haex et al. (Hrsg.): To the Euphrates and Beyond: Archaeological Studies in Honour of Maurits N. van Loon. Balkema, Rotterdam 1989, S. 164 - 167. https://books.google.de/books?id=xYX64ZkwkMIC&pg=PA166&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false Abgerufen am 14.01.2023
- Otto Kaiser: Texte aus der Umwelt des Alten Testaments, Bd. 1 (Alte Folge), Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1994
- Dietz-Otto Edzard u. a.: Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie, Bd. 3, de Gruyter, Berlin 1971, ISBN 3-11-003705-X, S. 74–75
- Wayne Horowitz: Mesopotamian cosmic geography. Eisenbrauns, Winona Lake 1998, ISBN 0-931464-99-4
- Jean Meeus: Astronomische Algorithmen mit Anwendungen für „Ephemeris Tool 4,5“, Barth, Leipzig 2000, ISBN 3-335-00400-0