Der Bì'àn (chin.狴犴), ist eine Kreatur der chinesischen, taoistischen Mythologie und zählt zu den neun Söhnen des Drachenkönigs. Er ist auch als P'i-an, Bian, Bi-an und in moderner Schreibweise Bi'an bekannt. Er ist der siebtälteste Sohn des Drachenkönigs.
Merkmale
Bì'àn war kein traditioneller Lóng. Er stellt eine Kreuzung aus Lóng und Tiger dar. Darstellungen des gesamten Körpers sind sehr selten, auch Darstellungen des Kopfes sind bei diesem Drachenwesen selten. Der Kopf ist, der eines Tigers, mit Barteln und Lónghörnern, auch die Statur erinnert an einen Tiger, allerdings ist der Körper geschuppt, wie ein Lóng.
In der Geschichte, Wie Bì'àn ein Schutzpatron wurde, werden Flügel erwähnt, welche in anderen Darstellungen fehlen. Da Flügel ein Symbol der größten Erleuchtung sind, kann in der Geschichte durch die Ergänzung von Flügeln unterstrichen werden, dass es sich um ein göttliches Urteil handelt - die gerechteste der gerechten Strafen. Es würde zumindest erklären, warum nur diese Quelle von Flügeln ausgeht.
Vorkommen
Bì'àn besiedelte China und wachte über die Gefängnistore. Alternativ scheint Bì'àn auch im transzendenten Himmel zu leben.
Lebensweise
Über die Lebensweise ist nicht viel bekannt.
Kulturelle Bedeutung
Mythologie
Neun Drachensöhne
Bì'àn war einer der neun Söhne des Drachenkönigs. Im Gegensatz zu seinen Geschwistern reichten seine Nachbarn keine Beschwerde gegen ihn ein. Einige behaupten, dass ihm seine Wildheit, die Position als Aufseher der Tore großer Gefängnisse einbrachte. Andere behaupten, dass seine Liebe zum Prozessieren und seine Weisheit und Beredsamkeit ihn zu einem guten Kandidaten machten, um dafür zu sorgen, dass die Schuldigen im Gefängnis blieben.
Als der Drache seinen Sohn besuchte, sah er, wie Bì'àn einen Streit zwischen zwei Kaufleuten beilegte, indem er ihre Waren sorgfältig mit derselben Waage wog.
Daher befahl sein Vater, sein Bild über den Gefängnistoren anzubringen, um das Kommen und Gehen zu überwachen.
Der Bì'àn ist als Vertreter der Gerechtigkeit auch der Schutzpatron des einfachen Volkes und wird deshalb auch stark verehrt. Im Dorf Fengpu in der Stadt Shangpu im Bezirk Shangyu gibt es zu seiner Verehrung den Brauch des "Biwan-Drachentanzes", einer Prozession zu Ehren des Drachensohns.
Wie Bì'àn ein Schutzpatron wurde
Der Bì'àn ist bereits in anderen Geschichten erwähnt worden, bevor er zu den Söhnen des Drachens gezählt wurde. Vor etwa 900 Jahren gab es in der südlichen Song-Dynastie eine Person namens Wan Yi, die für die Gefängnisse verantwortlich war. Als Wan Yi das Gefängnis leitete, behandelte er die Gefangenen genauso freundlich wie seine eigene Familie und erklärte den Gefangenen jeden Tag, wie man nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis ein guter Mensch ist. Daher waren viele korrupte Beamte eifersüchtig auf ihn und wollten immer neue Möglichkeiten finden, ihn zu töten.
Der Legende nach war der damalige Kaiser Zhao Gou sehr abergläubisch und es gab sieben oder acht taoistische Priester, die jeden Tag für ihn Rituale durchführten. Einer von ihnen, ein Taoist namens Feng Shu, dem der Kaiser am meisten vertraute, wurde bestochen von einem korrupten Beamten. Als er einmal ein Schildpatt benutzte, um für den Kaiser eine Wahrsagerei durchzuführen, erlitt er plötzlich einen Schock, der Schildpatt fiel zu Boden und zerbrach in zwei Hälften. Der Kaiser fragte ihn, was dies zu bedeuten hatte, und der bestochene Priester sackte vor dem Kaiser nieder und log: "Eure Majestät, ich, ich wage nicht, etwas zu sagen."
Der Kaiser antwortete: "Aber das spielt keine Rolle, ich vergebe dir." Der Priester log weiter: "Eure Majestät, als ich gerade meine Wahrsagerei machte, sah ich vage sechs Zeichen auf dem Schildpatt."
"Was für sechs Zeichen sind das?", fragte der Kaiser.
"Der Mongole ist der Gott der Pest."
"Ah! Was! Könnte es sein, dass der Mongole wirklich der Gott der Pest vom Himmel ist, der herabkam, um die Pest zu verbreiten?"
"Das stimmt, eure Majestät, wenn wir nicht schnell handeln, wird der Mongole über uns hereinfallen und wir werden vernichtet sein. Doch es gibt einen Ausweg."
"Sagt welchen?"
"Wir müssen Wan Yi loswerden, oder die Folgen werden katastrophal."
So kam es, dass der Kaiser Qin Hui befahl, sich der Sache anzunehmen. Dieser war überaus glücklich, als er das kaiserliche Edikt erhielt, war er doch derjenige, der den Taoist bestochen hatte. Er veranstaltete sofort ein Bankett mit Wein, und belohnte den verlogenen Priester außerdem mit hundert Talern Silber und hundert Brokatstücken.
Nachdem Qin Hui das Dekret erhalten hatte, fragte er mehrere seiner Spießgesellen, wie mit Yi umzugehen sei.
Seine Kameraden sagten alle: "Die Yi sollten getötet werden. Nicht nur Mang Yi, der ganze Clan soll verschwinden. Es wäre am besten, dies heute Mittag zu tun." Qin Hui akzeptierte ihre Vorschläge und ließ die Yi's Clan, selbst die jüngsten Kinder, töten.
Auf dem Weg zum Hinrichtungsplatz beklagten sich die Menschen auf beiden Straßenseiten über die Ungerechtigkeit, die den Yi widerfahren ist, doch die Autoritäten kannten keine Bedenken. Als Wan Yi zum Hinrichtungsplatz gebracht wurde, schrie er in zum Himmel: "Ich, Wan Yi, habe eurer Majestät in meinem Leben, in dem ich dem Land und den Menschen gedient habe, nie etwas Unrechtes getan! Eure Majestät, es spielt keine Rolle, ob ihr mich tötet, aber ihr dürft diesem taoistischen Priester nie wieder vertrauen! Andernfalls wird das Land der Song-Dynastie nicht geschützt und das Volk von Li wird leiden!" Dann richtete er seine Worte zu den verräterischen Ministern: "Ihr seit verkleidete Bestien. Ohne Reute habt ihr Menschen getötet. Ich, Wan Yi, werde mich an euch rächen, selbst wenn ich mich in ein Tier verwandle. Mein Blut kocht vor Hass und ich führe euch der gerechten Strafe zu." Nachdem er dies gesagt hatte, wurde Wan Yi enthauptet. Die damals Anwesenden, des einfachen Volkes, brachen in Tränen des Bedauerns aus. Plötzlich blitzte und donnerte es am Himmel und dort wo soeben die Kräfte der Natur wirkten, erschien ein Monster in den Wolken. Es hatte den Kopf eines Tigers und den Flügeln eines Drachens und stand mit seinen Füßen auf den verheißungsvollen Wolken, welche die neun Staaten erleuchteten.
Dieses Monster fegte die taoistischen Priester und verräterischen Minister mithilfe eines Tornados in den Himmel und warf sie dann auf einen Berg. Auf dem Gipfel des Berges öffnete sich sofort eine Lücke, in die sie alle fielen und nur eine Sekunde später schloss sich der Berg wieder. Nun waren sie alle darin gefangen.
Das Monster, das erschienen war, war der Bì'àn. Ihn hatte die Ungerechtigkeit, welche Wan Yi widerfahren war, tief bewegt, und so hatte er über die Schuldigen gerichtet.
So wurde Bi'an nicht nur ein Symbol des Gefängnisses, sondern auch der Schutzpatron des einfachen Volkes.
Taxonomische Stellung
Bì'àn ist als Mitglied der neun Drachen rein kulturell als Drache zu betrachten, da es sich bei ihm um ein Mischwesen aus Tiger und Lóng handelt, ist der Charakter zur Drachenidentifikation als reptiloides Mischwesen gegeben, da der Lóng bereits ein reptiloides Mischwesen ist. Somit erfüllt Bì'àn auch die Charakteristika eines üblicherweise als Halbdrachen definierten Drachen. Bì'àn ist aufgrund seiner Gestalt nicht der Gattung Lóng zuzuordnen, aber innerhalb der Lóngdrachen zu verordnen. Bì'àn könnte als Tiger-Lóng-Kreuzung eine nahe Verwandtschaft zum Suānní vorliegen. Der Löwe-Lóng-Hybrid ist ebenfalls Sohn des Drachenkönigs. Generell scheint er sich in die Gruppe der vierbeinigen, Lóngraubtier-Hybride einzuordnen.
Nachweise
- Bates, Roy: Chinese Dragons New York, NY, USA: Oxford University Press 2002, S. 52 - 53 ISBN: 978-0195928563
- de Visser, Marinus Willem (1913). The dragon in China and Japan. S. 101
- Young, Ed: The Sons of the Dragon King: A Chinese Legend New York, NY, USA: Atheneum Books for Young Readers 2004 ISBN: 978-0689851841 S. 9 - 10