Ma Nil Mangkorn (Thai: ม้านิลมังกร, zu Deutsch "Ceylonit-Drachenpferd") ist ein Fabelwesen der thailändischen Mythologie und Teil des Epos Phra Aphai Mani (พระอภัยมณี), des thailändischen Dichters Sunthorn Phu (Thai: สุนทรภู่), der als "der Barde von Rattanakosin" (Thai: กวีเอกแห่งกรุงรัตนโกสินทร์) bekannt ist. Das Werk ist mit 48.686 Versen das größte Gedicht Thailands und Sunthorn Phu schrieb 22 Jahre daran.
Merkmale
Ma Nil Mangkorn ähnelt in seiner Gestalt dem Qílín und anderen Drachenpferden. Es besitzt eine pferdeartigen Körper, Hirschgeweih, den Kopf eines Drachen und schwarze Palettenartige Fischschuppen. Diese Schuppen bestehen entweder aus Onyx oder Chelonit.
Vom Qílín unterscheidet sich das Wesen deutlich durch seinen Schwanz einer Phaya Nāga, der in Thailand vorkommenden Nāga-Art (ein Schlangendrache mit Horn auf der Stirn und einer Schwanzflosse an der Schwanzspitze). Weiter besitzt es Zähne aus Diamant und ein Muttermal auf der Zunge.
Das Wesen ist ein Zwitter und besitzt beide Geschlechter. Ma Nil Mangkorn besitzen übernatürliche Kräfte, sie haben mehr Ausdauer als jedes Pferd.
Vorkommen
Die Art besiedelt Thailand und wird dort vorrangig in Gewässernähe, vor allem in Strandnähe gefunden.
Lebensweise
Ernährung
Ma Nil Mangkorn fressen Gras und Blätter, aber auch Krabben, Fisch und Menschen.
Fortpflanzung
Ma Nil Mangkorn entstehen, wenn Pferdestuten sich mit Drachen verpaaren. Die Nachkommen können mehrere Menschen-Generationen leben, scheinen aber eher selten zeugungsfähig sein.
Kulturelle Bedeutung
Mythologie
Phra Aphai Mani
Phra Aphai Mani (Thai: พระอภัยมณี, abgekürzt auch Aphai genannt) und sein Bruder Sri Suwan (Thai: ศรีสุวรรณ) waren die Prinzen von Rattana. Ihr Vater schickte sie zum Studium ins Ausland, um sie nach seinem Tod inthronisieren zu können. Sri Suwan beherrschte die Kunst des Schwertkampfs, während Phra Aphai Mani das Spielen einer magischen Flöte namens Pi (Thai: ปี่) beherrschte, welche die Menschen entweder einschlafen ließ oder sogar tötete. Als sie nach ihrem Studium nach Hause zurückkehrten, war ihr Vater erzürnt, dass sie Dinge lernten, die einem Herrscher nicht nützlich seien und vertrieb sie aus dem Königreich.
Nach der Verbannung kamen sie an einem Ufer an und freundeten sich mit den drei Einsiedlerbrüdern an: Mora, Sanon und Vishian. Eines Tages, als Aphais Gefährten durch den Klang seiner Flöte in den Schlaf gewiegt wurden, kam eine weibliche Menschenfresserin namens Nang Phisuea Samudra (Thai: นางผีเสื้อสมุทร) und nahm Aphai mit in ihre Höhle. Sie verkleidete sich als schöne Jungfrau, um mit ihm für immer in der Höhle zu leben. Aphai wusste, dass es sich um eine getarnte Menschenfresserin, eine Ogerdame, handelte, aber konnte ihr nicht entkommen. Die beiden lebten seitdem zusammen und Phisuea gebar ihren Sohn Sin Samudra (สินสมุทร).
Als Aphais Bruder und seine Kameraden erwachten, stellten sie fest das Aphais verschwunden war. Da er nicht in der Nähe ihres Lagers war, begannen sie ihn zu suchen. Sie erreichten bei ihrer Suche das Königreich Romachakra, das in einen Krieg mit benachbarten Königreichen verwickelt war. Sri Suwan, Aphais Bruder, verliebte sich bald in die Prinzessin von Romachakra, Ketsara (Thai: เกษรา). Die beiden heirateten, nachdem er das Königreich gerettet hatte, und Sri Suwan wurde König von Romachakra. Das Paar hatte gemeinsam eine Tochter namens Arun Ratsami (Thai: อรุณรัศมี).
Acht Jahre lang war Aphai von der Außenwelt abgeschottet, bis eines Tages sein Sohn, der Halb-Oger, den Felsbrocken am Eingang der Höhle bewegte, um draußen spielen zu gehen. Der Halb-Oger Sin Samudra brachte von dort einen älteren Mann nach Hause. Dieser flehte um sein sein Leben und versprach er würde Aphai Hilfe besorgen, wenn sie nur sein Leben verschonen würden und ihm zur Flucht verhelfen würden. Als Aphai dies hörte, enthüllt er seinem Sohn die Wahrheit über seine Mutter und sie planten gemeinsam zu fliehen. Aphai brachte seine Frau Phisuea Samudra dazu, auf einer fernen Insel zu meditieren und drei Tage lang zu fasten. Bei diesem Vorhaben wurde er von einer Familie älterer Wassermenschen unterstützt, einem Vater, einer Mutter und einer Tochter. Der Vater und die Mutter wurden von der Menschenfresserin gefangen und gefressen. Die Meerjungfrauentochter überlebte und brachte Aphai und seinen Sohn Sin Samudra nach Koh Kaeo Phitsadan (wörtlich: Bizarre Kristallinsel), wo ein magischer Einsiedler die Menschenfresserin abwehrte.
Aphai machte der Meerjungfrau den Hof, die ihm teilweise zur Flucht verhalf, und bekam mit ihr einen Sohn namens Sud Sakhon (Thai: สุดสาคร).
Eines Tages kamen König Silarat (Thai: ท้าวสิลราช) und Prinzessin Suwanmali (Thai: สุวรรณมาลี) von Phareuk (Thai: ผลึก) an der Insel vorbei, auf der Aphai lebte. Die Prinzessin sollte mit einem ausländischen Prinzen, Usaren (Thai: อุศเรน) von Lanka, verheiratet werden. Aphai verliebte sich auf den ersten Blick in die Prinzessin und ermutigte seinen Sohn Sin Samudra, sich von ihr adoptieren zu lassen, damit er der Prinzessin näher kommen konnte. Aphai und Sin Samudr baten in der Folge darum, sich dem Schiff anzuschließen, um nach Hause zu kommen. Doch sobald sie den Schutz der Insel verließen, erblickte sie die Menschenfresserin und wurde wütend über die Flucht bzw. den Verat, sie rief Stürme und Geister hervor, welche den König Silarat töteten. Aphai gelang es jedoch die Stürme und Geister zu überleben und er wurde an einem Ufer angespühlt. Dort traf er wieder auf die Menschenfresserin, er zückte seine Zauberflöte und spielte eines seiner Lieder. Von der Musik brach das Herz der Menschenfresserin und sie versteinerte. Danach traf Aphai Prinz Usaren, der auf der Suche nach seiner Verlobten war.
Währenddessen schwamm Aphais Sohn Sin Samudra, der ebenfalls der blinden Wut seiner Mutter entkommen war, mit der Prinzessin Suwanmali zu einer Insel, wo sie dann von einer Piratenflotte gerettet wurden. Der Kapitän der Piraten, Surang (Thai: สุหรัง), wollte Suwanmali zur Frau nehmen, also versuchte er mehrmals, Sin Samudr zu töten, weil er dachte er sei der Grund, dass die schöne Prinzessin seinen Aufwartungen kein Lächeln schenkte. Doch der Kapitän scheiterte und erzürnte Sin Samudra, der diesen mit einer Axt enthauptete und so zum neuen Kapitän des Schiffs wurde. Er beschloss, ein nahegelegenes Königreich auf der Suche nach Vorräten zu überfallen und traf dort auf seinen Onkel Sri Suwan und dessen Tochter. Gemeinsam machten sie sich auf die Suche nach Aphai. Als sie Aphai und Usaren in Sicherheit fanden, weigerte sich die Prinzessin Suwanmali, sich mit Usaren zu verloben, was dazu führte, dass die beiden Parteien stritten und Prinz Usaren in seine Heimat Lanka zurückkehrte.
Aphai zog später in das Königreich Pharuek, wo die Königin ihn bat, den nächsten König zu inthronisieren. Wütend auf Aphai, weil er sie dem Prinzen Usaren überlassen hatte, floh Prinzessin Suwanmali und wurde Nonne in einem Kloster. Aber mit der Hilfe ihrer eigenen Magd; Walee (Thai: นางวาลี), beschloss Suwanmali, die Nonnenschaft zu verlassen und Aphai doch noch für sich zu gewinnen und zu heiraten. Das Vorhaben hatte Erfolg und beide hatten Zwillingstöchter namens Soisuwan (Thai: สร้อยสุวรรณ) und Chanthasuda (Thai: จันทสุดา).
Unterdessen reiste der Halbmeerjungfrau-Prinz Sud Sakhon, der etwa drei Jahre alt war, auf der Suche nach seinem Vater Aphai nach Phareuk. Als er noch auf der Insel lebte, lehrte ihn der Einsiedler Magie und half ihm, ein wildes Drachenpferd mit einem Zauberstab zu zähmen, bevor er es Ma Nil Mangkorn (Thai: ม้านิลมังกร) nannte. Sud Sakhon und Ma Nil Mangkorn reisten zusammen und besiegten unterwegs böse Geister und Monster, bevor sie einen nackten Einsiedler (Thai: ชีเปลือย) trafen, der ihn als seinen Lehrling aufnahm. Er lehrte ihm manche Dinge, doch bald trickste er den Jungen aus und stieß ihn von einer Klippe. Der nackte Einsiedler stahl das Drachenpferd und auch den Zauberstab, galoppierte damit in ein nahegelegenes Königreich und behauptete, er sei ein großer Weiser, dem dieses Drachenpferd gehörte. Ma Nil Mangkorn, welches die Arroganz und List dieses Einsiedlers satt hatte, stieß ihn ab und ging zurück zu seinem wahren Meister.
Tatsächlich hatte Sud Sakhon überlebt und war seit Tagen ohnmächtig am Fuße der Felsen gelegen. Er drohte zu verhungern. Als Ma Nil Mangkorn erschien, forderte Sud Sakhon es auf, schnell den Einsiedler am Koh Kaeo Phitsadan um Hilfe zu bitten. Der Einsiedler kam um Sud Sakhon von der Klippe zu retten, belehrte ihn und sagte dem Jungen, er solle niemals Menschen vertrauen, da man nie weiß, was ihre wahren Absichten sein.
Sud Sakhon reiste in das Königreich, in dem sich der Einsiedler aufhielt, um seine Lügen aufzudecken. Der König war von dem Jungen begeistert und adoptierte ihn als seinen eigenen Sohn.
Einige Jahre später setzte Sud Sakhon zusammen mit seinen Adoptivgeschwistern Saowakon (เสาวคนธ์) und Hasachai (หัสไชย) seine Reise fort, um seinen lange verschollenen Vater zu finden.
Weitere Jahre später griffen Prinz Usaren und sein Vater das Königreich Pharuek an. Usarens Vater wurde getötet, ebenso wie Usaren, der an gebrochenem Herzen starb, als er erfuhr, dass Suwanmali Aphai geheiratet hatte. Der Thron von Lanka fiel später an Usarens jüngere Schwester Laweng (Thai: นางละเวง). Die schöne blonde Laweng beschloss, sich für den Todes ihres Vater und ihres Bruder zu rächen - nachdem sie von den Weisen dazu überredet worden war. Sie verkündete es in ihrem Reich und allen Nachbarstädten; Wer auch immer Aphai von Phareuk töten würde, dem würde sie einen Sohn und das Königreich Lanka schenken. Damit man ihrem Anliegen Folge leistete, schuf sie Bildnisse von sich, die sie mit schwarzer Magie verhexte und jedem König jedes Königreichs gab.
Durch diesen Ausruf fand auch Sud Sakhon mit seinen Gefährten endlich seinen verschollen Vater. Die Familie war nun wieder vereint, doch das Glück währte nicht lange. Durch den Aufruf zur Tötung kamen immer wieder neue Eindringlinge in das Königreich, erfolgreich wehrte Aphai mit seiner Familie die Eindringlinge ab. Doch Aphai stieß dabei auch das verhexte Bild von Laweng und war von ihr verzaubert, sodass er nicht mehr kämpfen konnte und sich ihrer Seite anschloss.
Laweng sah darin ihre Chance und schlief mit Aphai, bevor sie ihre Adoptivtöchter Rampasahari (Thai: รำภาสะหรี), Yupaphaka (Thai: ยุพาผกา) und Sulaliwan (Thai: สุลาลีวัน) schickte, um den Rest von Aphais Familie zu bezaubern. Um die verzauberten Männer zu retten wurde die Armee geschickt.
Sri Suwan, Sin Samudra und Sud Sakhon standen alle unter dem Bann und konnten das Reich Lanka nicht verlassen. Da es nun keine Generäle mehr gab, übernahmen ihre Frauen diese Rollen - imun gegen den Zauber der Bildnisse. Sie stürmten los und befreiten die verzauberten Gefangenen und es gelang ihnen wenig später auch den Fluch zu brechen.
Die Könige aller Königreiche einigten sich alle darauf, in Frieden zu leben, nachdem auch der Einsiedler gekommen war und den Krieg zwischen den Königreichen beendet hatte.
Es wurde in der Folge eine Ehe zwischen Sin Samudra und Arun Ratsami arrangiert.
Saowakon, eines der Adoptivgeschwister von Sud Sakhon, weigerte sich jedoch immer noch, diesen zu heiraten. Nicht aber weil sie Adoptivgeschwister waren, sondern weil sie sich gedemütigt fühlte, einen Mann zu heiraten, der bereits mit einer anderen Frau geschlafen hatte und in ein nahegelegenes Königreich geflohen war. Als Saowakon deshalb vor ihm floh, jagte Sud Sakhon ihr nach und beide versöhnten sich. Dann verlobten sie sich.
Viele Jahre später starb Aphais Vater, der König von Rattana. Bevor das Königreich Rattana Teil von Phareuk wurde, fand eine stattliche Beerdigung statt. Der Sohn von Aphai und Laweng, Mangkala, wurde der neue König von Lanka. Mangkala wurde von den Beratern dazu verleitet, sich an seinem Großvater und Onkel zu rächen, indem sie einen Aufstand gegen seinen Vater starteten. Er entführte einige Familienmitglieder und hielt sie gefangen, darunter auch Suwanmali, Aphais Frau. Nachdem Sin Samudra, Sud Sakhon und Hasachai versucht hatten, Mangkala aufzuhalten, griffen Aphai und Sri Suwan ein, um die Entführung und den Rachefledzug aufzuhalten. Am Ende dieses Krieges teilte Aphai das Land zu gleichen Teilen unter allen seinen Erben auf, bevor er zusammen mit seinen beiden Frauen, Suwanmali und Laweng, Mönch wurde.
Was die Meerjungfrau betrifft, gibt es eine Version der Geschichte, in der sie nach Meditation und fleißigem Sammeln von gutem Karma ein Mensch wurde. Als Indra (Thai: พระอินทร์) ihre Entschlossenheit sah, gewährte er ihr einen Segen und verwandelte sie in eine Frau. Der Einsiedler gab ihr dann den Namen "Chantawadee" (Thai: จันทวดีพันปีหลวง) und schließlich schloss sich Chantawadee ihrem Sohn an und lebte glücklich auf dem Land.
Trivia
Das Ma Nil Mangkorn ist das Symbol und auch der Spitzname des Fußballvereins Rayong FC (Thai: สโมสรฟุตบอลระยอง)
Taxonomische Stellung
Da das Ma Nil Mangkorn sowohl Drachenmerkmale (Drachenkopf, Nagaschwanz) mit anderen Tiermerkmalen verbindet, ist es als reptiloides Mischwesen klar zu identifizieren und damit ein Drache. Innerhalb der Drachen steht es in naher verwandschaft zu anderen Drachenpferden wie Qílín und Lóngmǎ. Dabei ist Qílín der nähste Verwandte des Ma Nil Mangkorn darstellt.
Nachweise
- Pralongchoeng, Gilen (20 September 2014). "ม้ามังกร" [Dragon horse]. Thai Rath (in Thai). https://www.thairath.co.th/news/politic/451280 Abgerufen am 30.11.2023
- จุดประกาย 7 วัฒนธรรม, ม้าวิเศษในตำนานจีน โดย ดนุพล ศิริตานนท์. กรุงเทพธุรกิจปีที่ 29 ฉบับที่ 10191: วันพุธที่ 17 สิงหาคม พ.ศ. 2559
- "พระอภัยมณีวรรณคดีการเมือง ต่อต้านการล่าเมืองขึ้น" (PDF). สุจิตต์ วงษ์เทศ. Archived from the original (PDF) on 2016-03-04. "พระอภัยมณีวรรณคดีการเมือง ต่อต้านการล่าเมืองขึ้น" (PDF). สุจิตต์ วงษ์เทศ. Archived from the original (PDF) on 2016-03-04. Abgerufen am 30.11.2023
- "พระอภัยมณี, คำนำเมื่อพิมพ์ครั้งแรก". หอสมุดวชิรญาณ. https://vajirayana.org/พระอภัยมณี/คำนำเมื่อพิมพ์ครั้งแรก Abgerufen am 30.11.2023