Die Tsuchinoko (jap. 槌の子 (Kanji), つちのこ (Hiragana), zu deutsch: Kind der Erde bzw. Hammerkind) ist ein schlangenähnliches Fabelwesen bzw. Kryptid aus der japanischen Folkore.
Etymologie
Kreaturen, die der Beschreibung einer Tsuchinoko ähneln, gehören seit prähistorischen Zeiten zur japanischen Folklore. Es wurden Keramik- und Steinwerkzeuge aus der Jomon-Zeit (14.000 bis 300 v. Chr.) mit Motiven entdeckt, welchen stumpfen Schlangen, und damit der Tsuchinoko ähneln. Auch im Kojiki (712 n. Chr), dem ältesten Buch über die Geschichte Japans, wird die Tsuchinoko erwähnt.
Der Name Tsuchinoko entspringt dem Dialekt, welcher ursprünglich in Kyoto, Mie, Nara und Nord-Shikoku verwendet wird. In der Region Tohoku (Nordosten der Hauptinsel Honshu) wird das Wesen auch Bachihebi (バチヘビ, "Trommelschlägelschlange") genannt, was Honigschlange bedeutet. In der Präfektur Akita ist das Wesen als Bachi-Hebi und Gigi-Hebi und in der Präfektur Fukui als Koro und Koro-Hebi bekannt.
Darüber hinaus gibt es in ganz Japan etwa 40 verschiedene Namen, wie Dotenko, Gohassun (五八寸, "58 sun = 175 cm"), Inokohebi, Kinenokohebi (杵の子蛇, "Stößelkindschlange"), Kōgaihebi (こうがい蛇, „Haarnadelschlange“), Nozuchi (ノヅチ, "Feldhammer"), Shakuhachihebi (尺八蛇, "Shakuhachi-Schlange"), Sukinotokohebi (鋤の床蛇, "Ackerkrumenschlange"), Taekurikaeshi, Tsuchinbo, Tsuchi, Tsuchinohebi (槌の蛇, "Hammerschlange"), Tsuchinokohebi (槌の子蛇, "Hammerkindschlange") und Tsuchi-korobi (Präfektur Tottori). Teilweise sind diese Namen, wie im Fall von Nozuchi und Tsuchi korobi ("Erdschlitten"), deckungsgleich mit anderen, ähnlichen Kreaturen, was zu Verwirrungen führen kann. Im Fall der Tsuchi korobi handelt es sich hierbei wahrscheinlich nicht um einen Drachen, sondern eine mythologische Schlange.
Merkmale
Tsuchinoko sind kurze, stumpfe, schlangenartige Yōkai. Ihre Körperform ähnelt einem Hammer, Knüpfel oder Stößel (jap. tsuchi), woraus sich Ihre Bezeichnung als "Hammerkind" ableitet. Die Körperlänge dieser Wesen beträgt dreißig bis achtzig Zentimeter. Die schuppige Haut ist in verschiedensten Erdtönen gesprenkelt, der Bauch ist bei allen Tsuchinoko heller gefärbt, als der Rücken. Aufgrund ihrer Form und der Färbung sollen sie bereits häufiger mit Bierflaschen verwechselt worden sein. Die Zähne der Tsuchinoko werden als vipernartig bezeichnet, die Vipern verfügen bewegliche röhrenartige (solenoglyphe) Giftzähne. Diese liegen förmlich eingeklappt im geschlossen Maul der Viper in einer Bindegewebsfalte und werden beim Aufreißen des Mauls senkrecht zum Oberkiefer ausgefahren. Ähnlich, wie viele Vipern, besitzt auch die Tsuchinoko ein hochwirksames Gift, in der Lage sein soll, einen Menschen zu töten. Allerdings scheint trotz der Ähnlichkeiten zu Vipern die Tschuinoko keine Viper zu sein, da dieses Wesen Augenlider besitzt, ein Merkmal was Schlangen fehlt.
Ebenfalls ungewöhnlich ist die häufig bestätigte Agilität und Sprungkraft des Wesens. So werden Tsuchinoko trotz ihres Körperbaus als sehr wendig und agil beschrieben, dabei sind ihre Sprungkräfte besonders bemerkenswert und das Wesen soll zwischen 2 und 5 Meter weit springen können. Selten wird von 10 Metern berichtet. Auch der gerade Sprung in die Luft wird mit 2 Metern angegeben. Dabei sollen sie sich wie Raupen krümmen und fortbewegen. Ebenfalls soll Tsuchinoko in der Lage sein zu klettern.
Die Tsuchinoko besitzt ein breites Spekturm an Lauten und kommunikativen Fähigkeiten - ebenfalls untypisch für eine Schlange. Häufig gibt die Kreatur "Chee"-Laute von sich und schnarcht im Schlaf. Mausähnliche Quiekgeräusche sind ebenfalls dokumentiert. Flüchtet eine Tsuchinoko bzw. zieht sich zurück, ist meist auch ein Lachen zu vernehmen. Weiter ist die Tsuchinoko, oder zumindest einige Vertreter davon, in der Lage die menschliche Sprache zu sprechen.
Vorkommen
In großen Teilen Japans sind Sichtungen der Tsuchinoko belegt, nur im Norden auf Hokkaido und der südlichsten Region Japans, den Nansei-Inseln, sind sie nicht dokumentiert. Demnach meidet die Tsuchinoko kaltgemäßigte bis taigaartige Lebensräume ebenso wie die stark tropischen Habitate. Da dieses Fabelwesen in Kagoshima vorkommt, könnte das Meer eine Besiedelung der abgelegenen Nansei-Inseln ebenfalls erschwert haben. Häufige Sichtungen fanden auf Feldern oder anderen naturnahen Siedlungsgründen statt. Sichtungen in Stadtgebieten sind selten, treten aber in der Nähe großer Seen und Flusssysteme durchaus auf, dabei im Besonderen in den naturreicheren Gebieten.
Weiterhin wird berichtet, dass diese Kreaturen tief in den Wasserhöhlen von Shikoku und Honshu existieren. In anderen Berichten wurden Tsuchinoko auch in Bergregionen angetroffen.
Lebensweise
Ernährung
Die Tsuchinoko ernährt sich, vor allem in jungen Jahren, von Insekten, mit dem Alter und damit verbundenem Wachstum werden auch Frösche und Mäuse in den Speiseplan mit aufgenommen. Augenzeugenberichte besagen, dass die Tsuchinoko eine Vorliebe für Sake besäße.
Seltener wird berichtet, dass sie größere Tiere wie Katzen oder Hunde fressen würde, was bei einer Körpergröße von maximal 80 Zentimetern aber sehr unwahrscheinlich erscheint.
Von den Gerüchen von Miso (Sojabohnenpaste), getrocknetem Tintenfisch und brennendem bzw. geröstetem Haar sollen diese Wesen angezogen werden.
Verhalten
Tsuchinoko sind tagsüber vom Frühling bis zum Herbst aktiv und überwintern den Winter über, was auf eine wechselwarme Physiologie hindeutet. Sie legen ihre Nester in Löchern entlang bewaldeter Flussufer an.
In ツチノコの民俗学』("Folklore der Tsuchinoko") wird beschrieben, dass sich die Tsuchinoko, um die eigene Geschwindigkeit zu steigern, in den Schwanz beiße und Abhänge hinab rollen würde. Was erstmal wie nur ein Produkt der Folklore klingt, ist bei den Gürtelschweifen (Cordylidae), einer im südlichen Afrika vorkommenden Skinkfamilie, ebenfalls zu beobachten.
Ein häufig dokumentieres Fluchtverhalten der Tsuchinoko ist das Erzeugen eines Lichtblitzes der den potentiellen Fressfeind blendet und dem Schlangenwesen die Flucht ermöglicht.
Kulturelle Bedeutung
Berichte & Sichtungen
- Tohoku Region
- In den Bergen in der Nähe des Towada-Sees wurde eine Tsuchinoko-ähnliche Kreatur mit einer Länge von etwa 30 Zentimetern beobachtet.
- Am 1. April 2007 wurde im Heu auf einer Farm im Dorf Okura, Mogami-gun, Präfektur Yamagata, ein Schlangenkadaver gefunden, der keiner in Japan bekannten Schlangenart ähnlich war. Zunächst als glaubwürdiger Fund betrachtet, stelle das Japan Snake Center (Japans höchste Autorität in Fragen zur Thematik von Schlangen) fest, dass das Heu aus Australien stammte. Der Kadaver wurde der australischen Todesotter zugeschrieben.
- Kanto Region
- Tsuchiura City in der Präfektur Ibaraki machte auf sich aufmerksam, da sie einen Finder mit einem Preisgeld für den Fund einer Tsuchinoko belohnen wollten. Im Stadtgebiet existieren viele Sichtungen in den umliegenden Bergen keine.
- Am Tama River gibt es viele Sichtungen von stromaufwärts bis zur Mitte des Stroms (Präfekturen Yamanashi und Tokio).
- Am 31. August 2008 wurden Informationen über eine Tsuchinoko-ähnliche Kreatur bekannt, diese soll horizontal 3 Meter in die Luft gesprungen sein, das Ereignis fand nahe der Stadt Shiroi in der Präfektur Chiba statt.
- Chubu Region
- Das Dorf Higashishirakawa in der Präfektur Gifu besitzt in ganz Japan die häufigsten Sichtungen. Seit 1992 wird jedes Jahr im Mai ein "Tsuchinoko Fest" abgehalten. Damit verbunden die Ausschreibung eines Preisgeldes von über eine Million Yen pro gefunden Exemplar. Im Dorf gibt es auch das einzige Tsuchinoko-Museum in ganz Japan, und einen "Tsuchinoko-Schrein". Generell gilt die Fokussierung auf Tsuchinoko als Verjüngungs-Projekt für die Stadt. Es handelt sich also auch um einen Tourismus-Magnet.
- Auf einer Farmstraße in Mino City, in der Präfektur Gifu, soll ein etwa 2 Meter langes Individuum beobachtet worden sein.
- 1992, ebenfalls in der Gifu Präfektur, genauer in Nakatsugawa, dem Ortsteil Tsukechi-cho, wurde der Körper eines dickbäuchigen Tieres entdeckt. Schnell breiteten sich Gerüchte aus, es könnte eine Tsuchinoko sein, Untersuchungen ergaben, es handelte sich um eine Tannenzapfenechse (Tiliqua rugosa). Diese Reptilien stammen ursprünglich aus Australien werden aber nach Japan als Haustiere exportiert und gelegentlich ausgesetzt. Viele der heutigen Tsuchinoko-Sichtungen lassen sich auf ausgesetzte Tannenzapfenechsen zurückführen.
- Hokuriku Region
- In dem Aufsatz "Kokukoku Kidan Ganjoki" im Kulturzeitalter (1808 - 1814) wird eine Geschichte erwähnt, die eine Tsuchinoko beinhalten soll. Ein schwarzes Ding, welches einem Hammer ähnelte, rollte an einem Passanten am Hang in Kanazawa, Präfektur Ishikawa vorbei und soll anschließend mit einem donnernden Geräusch und Licht verschwunden sein. Einige der Menschen, die dies miterlebten, waren in der Folge dieses Ereignis angeblich vergiftet, und der Hügel wurde fortan Machizaka-Hügel genannt. Ein ähnliches Ereignis wird auch in Kanazawas Geistergeschichtensammlung "Sacred Area Kaidansho" in der frühen Shōwa-Zeit (1920er - 1930er) beschrieben.
- Tsuchinoko wurden angeblich auch in den Bergen des Bezirks Nou der Stadt Itoigawa in der Präfektur Niigata beobachtet. In der gleichen Gegend wurde eine "Tsuchinoko-Expedition" gegründet. Seit 2006 wird dort jedes Jahr nach der Tsuchinoko gesucht und ein Preis von bis zu 100 Millionen Yen bei einem erfolgreichen Fund vergeben.
- Ein Objekt, das als Wirbelsäule der Tsuchinoko bekannt ist, wird in der Stadt Ojiya in der Präfektur Niigata aufbewahrt.
- Kinki
- In der Präfektur Hyogo gibt es in der Region Tajima mehr als 50 Sichtungen. In Kami-cho wurde eine "Bikata Tsuchinoko Expedition" gegründet und ein "Tsuchinoko Zuchtgarden" eingerichtet, um gefangene Tsuchinoko zu halten, die Anlage ist seit ihrer Gründung leer oder wird für andere Tiere genutzt. In Chikusa Town (heute Shishiwa City) setze ebenfalls eine Prämie für den Fund einer Tsuchinoko aus, bei einem erfolgreichen Fund werden 200 Millionen Yen ausgezahlt, dem höchsten Preisgeldbetrag für Tsuchinoko in ganz Japan.
- Am 30. Mai 2004 gab das Tsuchinoko-Expeditionsteam in Mikata-cho, Präfektur Hyogo, bekannt, dass sie in derselben Stadt einen Kadaver einer Kreatur gefunden haben, die einer Tsuchinoko ähneln sollte. Eine Untersuchung wiederlegte die Meldung. Im selben Jahr nur einen Monat später, wurde erneut eine Schlange gefunden, die einer Tsuchinoko ähnelte. Diese stellte sich als Tigernatter (Rhabdophis tigrinus) heraus, welche eine in Japan natürlich vorkommende Schlangenart ist. Das Tier erschien nur ungewöhnlich breit, da es sich kurz vor der Eiablage befand und so einen aufgeblähten Eindruck erweckte.
- In Taki-gun, ein ländlicher Bezirk in der Präfektur Hyogo (heutige Stadt Tamba Sasayama), wurde eine Kreatur von etwa 50 Zentimeter Länge und etwa 10 Zentimeter Durchmesser gesichtet, welche den Zeugen an einen Salamander erinnerte. Auch hier könnte es sich um eine Tsuchinoko oder ein ähnliches Lebewesen gehandelt haben.
- Im Shimokitayama-Dorf Yoshino-gun, in der Präfektur Nara, wurde laut Augenzeugenberichten ein Tsuchinoko mit einer Länge von etwa 30 Zentimetern beobachtet.
- Im März 2008 wurde eine auf dem Berg Ryuo in der Präfektur Nara Kreatur gesichtet und fotografiert. Das Foto wurde am 7. März auf der Titelseite von Tokyo Sports veröffentlicht und als Tsuchinoko deklarierte. Einige Wissenschaftler betrachteten die Aufnahme als Fotografie eines großen Salamanders oder ähnlichem.
- Im Oktober 2014 wurden unter dem Boden eines alten Volkshauses in der Stadt Omihachiman in der Präfektur Shiga Knochen gefunden, bei denen es sich anscheinend um Kadaver von Tsuchinoko handeln könnte. In der Präfektur Shiga wurde in den 1950er Jahren in Ueno, Ibuki-Dorf (heute Maibara-Stadt), ein Kadaver entdeckt, der ebenfalls einer Tsuchinoko gehören könnte.
- Chugoku Region
- In den Berggebieten der östlichen Präfektur Tottori, der Präfektur Okayama, der Präfektur Hiroshima usw. gibt es Sichtungen von Kreaturen, welche eine Tsuchinoko darstellen könnte.
- Am 21. Mai 2000 wurde in der Stadt Yoshii (heute Stadt Akaban) in der Präfektur Okayama ein Tsuchinoko-ähnlicher Organismus entdeckt, einige Tage später wurde ein Tsuchinoko-ähnlicher Kadaver entdeckt. Laut Einschätzung der Kawasaki University of Medical Welfare handelte es sich um ein Stachelschwein (laut dem Autor 山口敏太郎 von 最新版! 本当にいる日本の「未知生物」案内』("Neueste Version! Leitfaden zu ""Unbekannten Kreaturen in Japan", die wirklich existieren")), dass man im Sinne einer Schlange, die kein Tsuchinoko werden konnte, "Tutchinaro" taufte. Aufgrund dieses Vorfalls wurde in der Stadt ein Suchteam für Tsuchinoko gegründet und für den Fang einer lebenden Tsuchinoko ein Preisgeld von 20 Millionen Yen ausgeschrieben.
- Shikoku Region
- Viele Sichtungen stammen aus der Präfektur Tokushima, einschließlich im Stadtgebiet von Miyoshi.
- Kyushu Region
- In der Präfektur Fukuoka, insbesondere in Asakura finden sich ebenfalls häufig Sichtungen in der Nähe der Grenze zur Präfektur Oita. In Miyawaka City und Tsukigami Town gab es einst Gerüchte über einen erfolgreichen Fang einer Tsuchinoko.
- In der Präfektur Kumamoto, gibt es viele Sichtungen in den Bergen zwischen Yatsushiro Stadt und Hitoyoshi Stadt.
- Lange wurden auch Sichtungen auf den Goto-Inseln, einer Inselgruppe vor Nagasaki, gemeldet.
Mythologie
Bitte um Sake
Der Legende nach stolperte der Bauer über eine Tsuchinoko auf seinem Feld. Zu seiner Überraschung begann die Tsuchinoko ein Gespräch und schaffte es, den Bauern zu überreden, etwas Sake für sie zu besorgen. Der Bauer war von dieser seltsamen Bitte fasziniert und ging, um das Getränk zu holen, musste jedoch bei seiner Rückkehr feststellen, dass die Kreatur verschwunden war.
Die Geschichten der Tsuchinoko
In einer anderen Legende führt ein Bauer ein Gespräch mit einer Tsuchinoko. Die Kreatur erzählt dem Bauern großartige Geschichten über ihre Heldentaten und Abenteuer, allesamt bemerkenswert und heldenhafter als alles, was man bis dahin gehört hatte. Der Bauer, der sich des Rufs der Tsuchinoko als Betrüger bewusst war, erkannte jedoch bald, dass die Geschichten der Kreatur erfunden waren.
Der Bauer unterbrach die Erzählungen der Kreatur und sprach sie auf die Unwahrheiten an, die Tsuchinoko lachte darauf nur und verschwand im Unterholz.
Trivia
Tsuchinoko wurde in den 1970er Jahren zu einer nationalen Sensation, als eine Reihe von Sichtungen und angeblichen Live-Aufnahmen von Tsuchinoko gemeldet wurden. Dies löste einen regelrechten "Tsuchinoko-Boom" aus und Menschen im ganzen Land begannen, nach Tsuchinoko zu suchen. Die Folge: Eine Explosion von Augenzeugenberichten, verschwommenen Fotos und Talkshow-Specials zementierte Tsuchinoko als einen Begriff des normalen Sprachgebrauchs. Seitdem "Tsuchinoko-Boom" ist das Wesen unter den beliebtesten Yokai zu finden und wurde so auch in der Popkultur häufig referenziert.
- Das Pokémon Dummisel basiert auf der Tsuchinoko. Wie diese besitzt es einen breiten, schlangenartigen Körper. Dummisel lebt unterirdisch, hat jedoch im Unterschied zur Tsuchinoko ein Paar kleiner Flügel, mit denen es schweben kann, möglicherweise eine Anspielung an die Sprungfähigkeit von Tsuchinoko. Gleiches gilt für seine Weiterentwicklung Dummimisel.
- Im PS2 und Nintendo 3DS-Spiel Metal Gear Solid 3: Snake Eater ist die Tsuchinoko eine der zu fangenden Schlangen. Das Wesen kann nur zufällig mit einer Mausefalle gefangen werden.
- In der japanischen Fernsehsendung Doraemon entdecken die Protagonisten eine Tsuchinoko in den Bergen, das Wesen wird dort gelassen und als Geheimnis behandelt, damit es in Frieden leben kann. In dieser Fernsehsendung wird die Tschuinoko eher schneckenähnlich dargestellt, welche eine der Hypothesen zum Verbleib des Wesens darstellt.
- Im Anime Katekyō Hitman Reborn!, erscheint ein Tsuchinoko in einigen Waffenkisten.
- Im Anime Mob Psycho 100 versuchen die Charaktere Mob und Reigen eine Tsuchinoko zu fangen.
- In Persona 2 kommt die Tsuchinoko als Persona vor.
- In Monster Hunter World ist die Tsuchinoko ein Tier, das mit dem Netz in den Höhlen von El Dorado gefangen werden kann.
- In Yo-Kai-Watch existieren im ersten Ableger bereits zwei Yokai, welche auf der Tsuchinoko basieren: Noko und Pandanoko. Pandanoko ist in diesem und allen folgenden Titel der am schwersten zu bekommende Yokai und kann selbst über das Powersavemodul nicht erhalten werden (mit dem alle anderen Yokai erhältlich sind). In Folgetiteln werden neben dem Dorf der Tsuchinokos, welches man nur erreichen kann, wenn man alle versteckten Nokos fängt, auch weitere Tsuchinoko-Charkatere eingeführt, wie etwa Robonoko. Noko tritt auch in Final Fantasy XIV durch ein Event als Yokai-Begleiter auf.
- Gefahr!? Tsuchinoko? ist eine Karte aus dem Kartenspiel Yu-Gi-Oh mit 1300 ATK und 0 DEF.
- Im Videospiel Yomawari: Night Alone ist die Tsuchinoko ein Sammelgegenstand.
Wissenschaftliche Erklärungsversuche
Bei der Tsuchinoko gibt es mehrere Erklärungsversuche um was es sich genau bei dem kryptidischen Fabelwesen handeln könnte. Eine Theorie besagt, dass ich es um eine neue, unbekannte Schlangenart Japans oder das es sich um eine Skinkart handelt, welche im südlicher gelegenen Australien auch teilweise beinlos existieren.
Alternativ gehen manche Theorien davon aus, dass es sich bei der Tsuchinoko um eine Schnecke handelt, deren Merkmale über die Jahrhunderte idealisiert und übertrieben wurden, allerdings wird die Tsuchinoko bereits in ihren ersten Darstellungen als Schlangenartiges Wesen dargestellt. Es gibt weiter kein Anzeichen auf Fühler oder ähnlichem, was man bei einer Schnecke erwarten würde. Das Argument der Übertreibung kann demnach nicht greifen und so erscheint diese Annahme grundsätzlich nicht zielführend.
Natürlich könnte es sich bei der Tsuchinoko auch um eine Fehlidentifikation handeln. Hierbei wird der Blauzungenskink (Tiliqua scincoides) in den Fokus gerückt, eine australische Skinkart, welche seit den 1970ern ein beliebtes Haustier in Japan ist. Ausgesetzte Exemplare könnten zu Falschmeldungen von Tsuchinoko geführt haben. Auffällig ist hier, dass der Tsuchinoko-Boom mit dem ersten großen Einführen des Blauzungenskinks in Japan einhergeht. Allerdings können mit diesem Ansatz keine Sichtungen vor 1970 erklärt werden.
Eine weitere Theorie besagt, dass Sichtungen der Tsuchinoko auf Fehlinterpretationen der Tannenzapfenechse (Tiliqua rugosa) zurückzuführen sind. Diese sind ebenfalls aus Australien importiert und beliebte Haustiere. Im Umland von Gifu sind inzwischen häufiger Sichtungen dieser Echsen bestätigt, was den Verdacht nahelegt, dass ausgesetzte Tannenzapfenechsen das Bergland von Gifu als neuen Lebensraum erobert haben und sich dort auch fortpflanzen (Neozoen). Gegen diese These sprechen zwei Punkte: 1. Ist der Schwanz einer Tsuchinoko dünn und nicht verdickt. Zwar werden in ganz alten Darstellungen auch Tsuchinokos mit dickerem Schwanz dargestellt, doch vernachlässigt man hier den elementar wichtigen zweiten Punkt: Auch die Tannenzapfenechse wurde erst in den 70ern als Haustier eingeführt, sie war zuvor nicht in Japan anzutreffen und kann für frühere Sichtungen nicht als Erklärung dienen.
Andere Fehlidentifikationen werden auf Schlangen zurückgeführt, wie der Todesotter (Acanthophis antarcticus), eine australische Schlange, welche im Fall der Yamagata-Sichtung wirklich des Rätsels Lösung war. Nur kann die Todesotter keinen der restlichen Fälle erklären.
Als weitere These zieht man die Okinawa-Habuschlange (Ovophis okinavensis) zu Rate, eine Schlange aus der Familie der Vipern und heimisch auf den Nansei-Inseln und damit die erste in Betracht gezogene Art, welche natürlich auf dem japanischen Staatsgebiet vorkommt. Allerdings hat die Theorie wieder mehrere Haken. Okinawa-Habuschlange kommt ausschließlich auf den Nansei-Inseln vor, auf denen ironischerweise noch nie eine Tsuchinoko bestätigt gesichtet wurde. Dabei müsste in dem Gebiet, wo die Okinawa-Habuschlange bekanntermaßen existiert, die Anzahl an Fehlinterpretationen durch das Vorkommen der Schlange häufiger auftreten, doch das Gegenteil ist hier der Fall. Das kann man mit einer guten herpetologischen Kenntnis der Bewohner Nanseis erklären, aber ist die herpetologische Kenntnis in allen anderen Regionen Japans schlechter? Ferner wenn die Okinawa-Habuschlange wirklich Grund für die Tsuchinoko-Sichtungen wäre, würde das bedeuten, dass diese Schlange in ganz Japan außer Hokkaido existiert. Was wiederum bedeuten würde, dass diese Schlange in über 95 % ihres Verbreitungsgebiets das Leben eines unauffindbaren Fabelwesens lebt, nur um in Okinawa bekannt zu sein. Die Existenz der Okinawa-Habuschlange erklärt aller Wahrscheinlichkeit nicht die Tsuchinoko-Sichtungen, aber sie könnte eine mögliche Erklärung liefern für eine neue Vipernart und deren nächste Verwandtschaft.
Oder aber man nimmt die Mamushi (Gloydius blomhoffii) zurate, eine Viper die auf den Hauptinseln Japans vorkommt und damit eine deutlich bessere Kandidatin für die Sichtungen der Tsuchinoko darstellt. Im Gegensatz zur Okinawa-Habuschlange ist die Mamushi aber nicht kurz und passt so optisch nicht ins Bild der Tsuchinoko. Die Theorie besagt, dass die Schlange breiter und kürzer erscheint, weil sie entweder voll gefressen ist oder kurz vor der Geburt, da die Mamushi lebend gebärend ist. Dies würde in der Tat einige Sichtungen sicherlich erklären und der Sichtungsfall in Mikata-cho beweist, dass es zu einer solchen Verwechslungen kommen kann, wie im dortigen Fall die Tigernatter zeigte.
Doch es bleiben bis zu diesem Punkt Fragen ungeklärt. Keine dieser Schlangen besitzt Augenlider, welche als signifikant für die Tsuchinoko beschrieben werden. Die Nickhaut bei Schlangen ist zu einer starren, durchsichtigen Schutzbrille über den Augen verwachsen. Dieser Punkt stellt die meisten Theorien problemlos infrage, denn sie können ihn nicht zwingend erklären. Eine Nickhaut kommt bei einigen Echsenarten vor, u.a. den Skinken. Deren Hauptverbreitungsgebiet in Südostasien ist und die von ihrer Körperstruktur durchaus auch an eine Schlange erinnern können. Der Gesprenkelte Schlangenskink (Ophiomorus punctatissimus) ein Skink aus Griechenland ist nur ein Beispiel für mehrere beinlose Skinkarten, welche alle eine unterirdische oder teilweise unterirdische Lebensweise betreiben. Ebenfalls sind es nahe Verwandte der Eigentlichen Skinke, die Panzergürtelschweife, welche sich zur Kugel formen und Berghänge in der Flucht hinab rollen. Doch auch diese Theorie erfüllt nicht alle Punkte: Skinke besitzen keine Giftzähne, wie sie die Tsuchinoko in einigen Beschreibungen besitzt. Es erscheint daher naheliegend, dass die Tsuchinoko, wie wir sie kennen, eine Mischung aus mehreren Augenzeugenberichten ist, vermutlich aus den bereits bekannten Giftschlangen und einem Skink mit Nickhaut.
Taxonomische Stellung
Traditionell werden Tsuchinoko zu den Yōkai gezählt, hierbei handelt es sich aber nicht um eine taxonomische Gruppe, sondern eine formelle Einheit voller übernatürlicher Kreaturen und Phänomene, die in der japanischen Folklore vorkommen. Die Tsuchinoko zeigt viele Merkmale einer Schlange, durch das Vorhandensein von Augenlidern wird klar erkenntlich, dass es sich bei der Tsuchinoko um ein reptiloides Mischwesen handelt und damit auch um einen Drachen. Innerhalb der Drachen dürfte die Tsuchinoko der weltweit verbreiten Gruppe der Wyrme angehören.
Nachweise
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- 多田克己『幻想世界の住人たち』 IV、新紀元社〈Truth In Fantasy〉、1990年12月。ISBN 978-4-915146-44-2。
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- 山口敏太郎『最新版! 本当にいる日本の「未知生物」案内』笠倉出版社、2007年12月。ISBN 978-4-7730-0399-4。
- 伊保内裕美 編『UMA未知生物衝撃映像』ミリオン出版〈ミリオンムック〉、2008年3月。ISBN 978-4-8130-6216-5。
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