Die Umidebito (jap. 海出人 (Kanji) うみでびと (Hiragana)), ist ein Yōkai und Seeungeheuer der japanischen Mythologie. Übersetzt bedeutet der Name so viel wie "Person der Meere".
Merkmale
Umidebito sind prophetische Yōkai, mit dem Kopf, die Armen und den Brüsten einer menschlichen Frau und einem geschuppten Unterleib. Die Schuppung wird entweder als fischähnlich oder drachenähnlich beschrieben. Nur der geschuppte Torso ist im Regelfall zu sehen, der Rest des Unterleibs ist in einem großen, spiraligen Schneckenhaus verborgen. Sie sind in der Lage das Schneckenhaus als eine Art Boot zu nutzen und auf den Wellen damit zu reiten. Weiter sind sie in der Lage die menschliche Sprache zu sprechen.
Vorkommen
Umidebito leben tief im Meer vor Japan.
Lebensweise
Es ist nur wenig über ihre Lebensweise bekannt. Sie tauchen gelegentlich auf, um Prophezeiungen zu überbringen, die reiche Ernten und verheerende Krankheiten vorhersagen. Wenn sie auftauchen, reiten sie auf den Wellen und benutzen ihre Schale wie ein kleines Boot. Dann rufen sie nach Menschen und suchen nach jemandem, dem sie ihre Botschaft überbringen können.
Kulturelle Bedeutung
Mythologie
Mitte April 1849 wurde in Fukushimagata, Provinz Echigo (heutige Präfektur Niigata), ein Umidebito gesichtet. Berichten zufolge wurde am Abend vor der Küste von Fukushimagata ein helles Licht gesichtet. Zeugen hörten aus dem Licht heraus eine Frauenstimme rufen. Die meisten Menschen hatten zu viel Angst, sich dem Licht zu nähern, aber ein mutiger Samurai namens Shibata Chūsaburō näherte sich der Stimme, um sie mit eigenen Augen zu sehen. Als er näher kam, sagte die Stimme:
"Ich bin ein Umidebito, welche in diesen Meeren lebt. Dieses Jahr wird in jeder Provinz eine Rekordernte beginnen, die fünf Jahre andauern wird. Im November wird sich jedoch eine schwere Krankheit ausbreiten und 60 Prozent der Bevölkerung töten. Wer mich oder ein Bild von mir sieht, wird verschont bleiben. Geht schnell und verbreitet diese Botschaft!"
Nachdem sie ihre Prophezeiung verkündet hatte, verschwand die Umidebito.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass Shibata Chūta nicht der eigentliche Name des Samurai war, da in dieser Region Shibata ein feudaler Sitz gewesen ist und damit vermutlich nur gesagt wurde, dass er ein Varsall dieser feudalen Macht gewesen ist.
Wissenschaftliche Erklärungsversuche
Umidebito folgt einem Muster prophetischer Yōkai, die aus dem Meer auftauchen, um eine Warnung auszusprechen und Erlösung anzubieten, indem man ein Bildnis von ihnen macht und es aufbewahrt. Dieses Thema ist während der gesamten Edo- und Meiji-Zeit zu sehen und nahm in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufgrund der zunehmenden Kontakte zwischen Japan und dem Rest der Welt dramatisch zu. Wann immer eine solche Kreatur auftauchte, war es üblich, dass Zeitungen darüber berichteten, zusammen mit einer Illustration des Yōkai, welche die Menschen zum Schutz in ihren Häusern aufhängen konnten.
Die Wesen könnten also einen Zwiespalt darstellten, in der Form der Angst vor den Fremden, welche über das Meer kommen und dem Meer, dass schon immer lebensspenden war.
Taxonomische Stellung
Traditionell werden Umidebito zu den Yōkai gezählt, hierbei handelt es sich aber nicht um eine taxonomische Gruppe, sondern eine formelle Einheit voller übernatürlicher Kreaturen und Phänomene, die in der japanischen Folklore vorkommen.
Es handelt sich um Chimären und damit Mischwesen, sie bestehen aus einem menschlichen Teil, einem vermutlichen Drachenteil und einem Schneckenteil. Da nicht sicher gesagt werden kann, ob die Schuppung des Körpers die eines Fischs oder Drachen sind, besteht die Möglichkeit, dass es sich nicht um einen Drachen handelt, sollte es sich in der Tat um Fischschuppen handeln. Diese Taxonomie geht aber davon aus, dass der entsprechende Körperteil Drachenschuppen aufweist und damit das gesamte Wesen als Drache zu bezeichnen ist.
Die Beschreibung des Umidebito ähnelt insbesondere der eines anderen Schalentieryōkai namens Hitokai, der etwa zur selben Zeit erschienen sein soll. Dementsprechend ist es möglich, dass es sich bei beiden Yōkai um das gleiche Wesen handelt und eine der beiden Beschreibung stärker von der Realität abweicht. In dieser Taxonomie werden die beiden Wesen als sehr nah miteinander verwandt betrachtet.
Innerhalb der Drachen dürfte die Umidebito auf den ersten Blick den schlangenartigen Drachen angehören. Allerdings ist das "Schneckenhaus" eventuell als Panzer zu lesen, ähnlich einer Schildkröte, was diese Drachen zu Schildkrötendrachen machen könnte, da es auch bei den Schildkröten mit den Schlangenhalsschildkröten (Chelidae) Vertreter mit langem Hals und Panzer gibt. Diese Taxonomie geht davon aus, dass eben jener Fall eintrifft und es sich bei den Hitokai um Schlangenhalsschildkrötendrachen handelt bzw. Schlangenhalsschneckenhausschildkrötendrachen - auch wenn dies einen unfassbar langen Namen darstellt.
Nachweise
- Yokai.com "Umidebito" https://yokai.com/umidebito/
- 湯本豪一 『日本の幻獣図譜』 2016年 東京美術 pp. 72-74; 115–116, 120. ISBN 978-4-8087-1059-0
- 常光徹「連載〈歴史の証人-写真による収蔵品紹介-〉風説と怪異・妖怪-流行病と予言獣」『歴史系総合誌「歴博」』第170号、187–192頁、2012a年1月30日。
- “新潟県立歴史博物館データベース資料情報 「光り物 刷物」” https://jmapps.ne.jp/ngrhk/det.html?data_id=47464 Abgerufen am 14.06.2024
- 東京都公文書館 (2020年6月3日). “【厄除けの人魚の絵】”. 2022年10月4日閲覧。 “館所蔵の『藤岡屋日記』” 画像あり、"遠見心覚の写"とある。
- 須藤由蔵 著、鈴木, 棠三、小池, 章太郎 編『藤岡屋日記』 第3巻《弘化三年−嘉永三年六月》、三一書房〈近世庶民生活史料〉、1988年、490頁。ISBN 9784380885013。
- 湯本豪一 著、小松和彦 編『予言する幻獣 ―アマビコを中心に―』小学館、2003年4月、118, 125; 図2「 予言するもの(国立歴史民俗博物館蔵)」頁。ISBN 978-4-09-626208-5。
- 『特別展 妖怪博覧会 秋田にモノノケ大集合』秋田県立博物館 2017年 81頁
- “江戸東京博物館 : 収蔵品検索「越後国蒲原郡福島潟妖怪譚」” 2020年8月22日閲覧。
- ^ a b 『来訪神と治癒―医師菊池復堂伝説記録より』説話伝承学会; 立命館大学 福田晃教授研究室、桜楓社、1987年、303頁。ISBN 9784273021726。