Der Donnerdrache von Inshu (jap. 因州の雷龍) ist ein drachenähnliches Fabelwesen aus der japanischen Folkore aus der Präfektur Tottori (ehemals Inshu).
Merkmale
Der Donnerdrache von Inshu erinnert in seiner Körperform an ein Seepferdchen. Er besitzt Arme mit Händen, die in zwei sichelförmige Klauen enden. Der Kopf ist wuchtig und trägt im Maul diverse scharfe Reißzähne. Von der einzigen existenten Zeichnung, erscheint der Kopf als einziges nicht geschuppt zu sein und die Brust ein Fell zu tragen. Weiter trägt der Kopf rundliche Ohren, aber keine Hörner, sodass der Kopf bärenartig wirkt. [1]
Er erreichte eine Größe von rund 8 Shaku, was einer Länge von etwa 2,4 Metern entspricht.
Als Vertreter der Raijū (雷獣, らいじゅう, wörtlich "Donnertier") zugezählt. Hierbei handelt es sich um legendäre Geschöpfe, welche mit Blitz und Donner, sowie dem Gott Raijin in Verbindung gebracht werden. Demnach erscheint es wahrscheinlich, dass dieser Drache zu einem gewissen Grad Kontrolle über Blitze und Stürme hat.
Vorkommen
Die Art ist nur von einem einzigen Fund aus dem Jahre 1791 aus der Präfektur Tottori (ehemalls Inshu) bekannt und scheint in Tottori endemisch zu sein. Wie andere Raijū erscheint der Donnerdrache von Inshu nur bei einem Blitzeinschlag.
Lebensweise
Über die Lebensweise ist nichts bekannt.
Kulturelle Bedeutung
1791 stürzte im Morgengrauen aus dem Himmel ein Donnerdrache. Das Tierwesen wurde in einer Zeichnung festgehalten [1].
Wissenschaftliche Erklärungsversuche
Für die Raijū an sich gibt es viele verschiedene Erklärungsverusche, aber häufig wird dabei der Larvenroller (Paguma larvata) in Erwägung gezogen. Dieser Vertreter der Schleichkatzen (Viverridae) ist auf vielen Inseln heimisch, so auf Borneo, Sumatra, Taiwan, den Andamanen und Nikobaren. Japan gehörte ursprünglich nicht zu ihrem Verbreitungsgebiet – hier wurden Larvenroller am Anfang des 20. Jahrhunderts eingeführt. Die bärische Ähnlichkeit von Raijū auf Gemälden aus der Edo-Zeit deutet aber darauf hin, dass die Tiere früher schon nach Japan eingeführt wurden.
Taxonomische Stellung
Traditionell wird der Donnerdrache von Inshu den Raijū zugezählt. Während Raijū im Osten Japans Charakteristika von Säugetiere vereint, sind die Raijū im Westen Japans deutlich variabler und können hier von Krabbenkreaturen über Donnerdrachen reichen. Taxonomisch ergibt sich hierbei, dass es sich bei den Raijū um eine informelle Gruppe handeln, keine monophyletischen Abstammungsgemeinschaften.
Sollte die einzige überlieferte Zeichnung korrekt sein, handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen Drachen. Allerdings ist aufgrund der geringen Daten eine Einteilung in die Taxonomie schwierig. Der Körperbau spricht für einen Schlangendrachen. Das Vorhandensein von Vorderbeinen an einem Schlangenartigen Körper konkretisiert das Wesen als flügellosen Lindwurm.
Bilder
Nachweise
- 湯本豪一『日本幻獣図説』河出書房新社、2005年。S. 50 - 56 ISBN 978-4-309-22431-2。