Der Rô, auch Ro, Bete-Rô, Bete-Ro, Bete Rô, Bete Ro (Rô-Biest), ist ein
franzözischer Drache der die Region nahe der Stadt La Rochelle terrorisierte.
Merkmale
Rô war ein abscheulicher Drache mit einem geflügelten Körper und einem langen, schuppigen Schwanz. Besonders furchterregend war aber die Intelligenz des bösartigen Wesens, die fast schon menschlich wirkte. Der Rô soll angeblich im Bogen des Haupttores der Kirche von Talmont zu erkennen sein, da es sich aber in der Darstellung auch um den Löwen von Ezekiel aus der Bibel handeln. Dieser war auch ein Menschenverschlinger und wurde, ebenfalls wie der Drache Rô in ein Gefängnis verbannt. Wenn nun diese beiden Wesen sich so sehr ähneln, dass sie auf einem Fresko verwechselt werden können, ist anzunehmen, dass Rô ein vierbeiniger Drache mit Löwenmähne war.
Vorkommen
Der Rô lebte in einer Höhle an der Pointe de Roux vor Aytré in der Nähe von La Rochelle. Von dieser Höhle aus suchte der Drache die umliegenden Küstenregionen heim.
Lebensweise
Rô nutzte seine List, um Menschen Fallen zu stellen und sie zu verschlingen.
Kulturelle Bedeutung
Mythologie
Die Herrschaft des Rô wurde durch sieben heidnische Helden beendet, die mit Flut auf einem Boot ankamen, mit dem erklärten Ziel den Drachen zu töten. Wissend, dass er im direkten Kampf womöglich unterliegen würde, flüchtete der Rô in den Pont de la Pierre. Doch nicht kopflos, das Wesen beobachtete seine Feinde wachsam, um Schwachstellen zu finden. Die Helden folgten dem Drachen und feuerten Pfeile ab, zwei schlossen die Augen, zwei durchbohrten die Ohren, zwei verstopften die Nasenlöcher und einer hielt das Maul geschlossen. Der Rô war nicht tot, wütend brüllte er in seiner Qual und schlug um sich. Sodass die Helden ihn in eine Grube werfen mussten, aus der er nie wieder klettern könnte. Um sicherzugehen, dass der Rô auch wirklich in der Grube blieb, positionierten sich die sieben Helden um die Grube und nahmen ihren Platz als Wächter ein. Der Rô verblieb in der Grube und schlug mit aller Macht um sich, bis er ohnmächtig wurde. Bis heute lebt und schreit das Unwesen wütend aus seinem Gefängnis heraus.
Weiter heißt es, dass wenn Winde im Norden heulen, sie den Golf von Chevarache im bretonisches Pertuis aufwühlen. Wenn die Winde im Süden heulen, dann bewegen sich die Häuser in der Stadt Maumusson. Es mag unangenehm sein, doch diese Winde sind ein gutes Übel. Denn wenn die Winde sich in den Westen wenden, würden die Inseln zu Staub zerfallen.
Ein Entkommen des Rô wäre damit wohl auch eine Möglichkeit.
Wissenschaftliches
Über die Ursprünge der Rô-Legende ist nicht viel bekannt, weder weiß man wer die heidnischen Helden waren, noch wer oder was der Rô in seiner Urform darstellte. Die heidnischen Helden, welche vom Meer kamen, könnten Wikinger gewesen sein oder ein noch viel älteres Relikt, vergessener, gallischer Erzählungen und Legenden, deren Götter teilweise auch aus dem Meer kamen. Der Name Rô könnte hierbei eine Verfälschung einer älteren, heidnischen Gottheit sein.
Der Pont de la Pierre war eine Cromlech-Ruine, ein steinernes Megalithenbauwerk, bekannter und größer ist Stonehenge aus England. Welches aus sieben Granitsteinen um eine tiefe Grube bestanden haben soll, die Granitsteine sind aber inzwischen verschwunden.
Taxonomische Stellung
Durch seine vier Beine, den langen Schwanz und die Flügel auf dem Rücken kann man den Rô als klassischen "Westlichen Drachen" gut identifizieren. Auch wenn diese Taxonomie den wenigen irreführenden Namen "Dragondrache" vorzieht. Zu den meisten anderen französischen Drachen scheint nur eine geringe Verbindung zu stehen, da diese meist Schildkrötendrachen, Seeschlangen oder Wyvernen sind.
Nachweise
- Dontenville, H. (1966) La France Mythologique. Tchou, Paris.
- Lamontellerie, A. (1995) Mythologie de Charente-Maritime. Le Croit Vif, Collection Documentaires.
- Sébillot, P. (1905) Le Folk-lore de France, Tome Deuxième: La Mer et les Eaux Douces. Librairie Orientale et Américaine, Paris.