Ein Niwatori no sō (jap. 鷄の僧 (Kanji) にわとりのそう (Hiragana)), ist ein Yōkai der japanischen Mythologie. Übersetzt bedeutet der Name so viel wie "Hühnermönch".
Merkmale
Niwatori no sō sind ursprünglich Mönche, die in Mensch-Hühner-Hybriden verwandelt wurden. Ihre Statur ist noch die eines Menschen, sie tragen aber das Schwanzgefieders eines Hahns, das aus ihrem Gesäß wächst. Ebenfalls krähen sie wie ein Hahn, was wenig verwunderlich sein dürfte, da der Kopf eines Hahns aus ihrem Mund herausragt.
Vorkommen
Niwatori no sō besiedeln Tempel und Mönchsklausen in Japan.
Lebensweise
Entstehung
Niwatori no sō entstehen, wenn ein Mönch, dem es eigentlich verboten ist Fleisch zu essen, ein Huhn stiehlt, tötet und isst. Sich also versündigt. Die gegessenen Hühner sinnen auf Rache und erzeugen so einen Grollfluch, welcher zur Ausbildung eines Niwatori no sō führt.
Kulturelle Bedeutung
Mythologie
Einer der frühesten Berichte über Niwatori no Sō findet sich in einem illustrierten Buch mit Yōkai-Geschichten aus dem 18. Jahrhundert namens Ehon yōkai kidan (jap. 絵本妖怪奇談, Bilderbuch: Merwürdige Geschichten von Geistern und Dämonen) von Okada Gyokuzan (1737 - 1812).
Ein Mönch stahl ein Huhn aus dem Hof eines Nachbarn und aß es. Als sein Nachbar bemerkte, dass eines seiner Hühner fehlte, befragte er den Mönch. Der Mönch war empört. Er zeigte auf seinen rasierten Kopf. Er zeigte auf seine Mönchsrobe. Er sagte, kein Mönch würde sich jemals zu so etwas wie Stehlen herablassen, geschweige denn ein Huhn essen.
Anstatt Schuld zu bekennen, hielt er seinem Nachbarn einen Vortrag über Mitgefühl und Nächstenliebe. Doch während er sprach, kam plötzlich ein lautes "Kikadu!" aus seiner Kehle. Einen Augenblick später brach ein Hühnerkopf aus seinem Mund hervor, und ein gefiederter Schwanz spross aus seinem Rücken. Der Mönch verwandelte sich in ein Hühnermonster, und sein Verbrechen wurde aufgedeckt.
Wissenschaftliche Erklärungsversuche
Buddhistische Mönche lebten in Askese. Sie standen vor Sonnenaufgang auf, um sich im Singen zu üben. Morgens schrieben sie die Heiligen Schriften ab und meditierten. Nachmittags bettelten sie in den Dörfern um Almosen. Eine der wichtigsten Regeln, nach denen Mönche leben mussten, war, niemals ein Leben zu nehmen. Als Teil dieser Regel war es ihnen verboten, Fleisch zu essen. Doch nicht jeder Mönch wollte sich an eine solche Regel halten. Sündige Geistliche und ihre übernatürliche Bestrafung sind ein häufiges Thema in der Yōkai-Folklore, so auch im Fall der Niwatori no sō.
Taxonomische Stellung
Traditionell werden Niwatori no sō zu den Yōkai gezählt, hierbei handelt es sich aber nicht um eine taxonomische Gruppe, sondern eine formelle Einheit voller übernatürlicher Kreaturen und Phänomene, die in der japanischen Folklore vorkommen. Niwatori no sō vereinen die Merkmale eines Huhns (Vogel, damit Dinosaurier, damit ein Reptil) und Säugetier (Mensch), was sie zu reptiloiden Mischwesen machen dürfte und damit zu Drachen. Dort gäbe es mehrere Möglichkeiten, wie sich Niwatori no sō einordnen lässt. So ist durch die Vogelmerkmale die Möglichkeit gegeben, dass es sich bei Niwatori no sō um einen humanoiden Vogeldrachen handelt, der nähere Verwandtschaft zu vergleichbaren Drachen wie Abraxas oder Tengu haben könnte.
Alternativ könnte Niwatori no sō auch Teil der humanoiden Drachengruppe sein, in der u.a. die Nue und Yajo zu finden sind.
Allerdings ist es nicht auszuschließen, dass es sich hierbei eigentlich um einen Fall von Endoparasitismus eines Rachehühnergeists handelt, der sich nur ausbilden kann, wenn ein Mönch ein Huhn isst. Als solcher Endoparasit handelt es sich aber nicht um ein Mischwesen, sondern ist vergleichbar mit einem Rinderbandwurm (Taenia saginata), der seinen Endwirt befallen hat.
Es bräuchte mehr Daten, um ein klareres Bild zu zeichnen, aber von den geringen Informationen, die vorliegen, erscheint es eine wahrscheinliche Möglichkeit, dass Niwatori no sō keinen Drachen darstellt, auch wenn sie als Vogel-Menschhybriden bezeichnet werden. Sondern es sich wirklich um eine besondere, bizarre Form von Parasitismus handelt (oder es sind Hühner, die Menschen-Mecha steuern).
Nachweise
- Misarin.net " 鷄の僧" https://misarin.net/youkai/frame/data/104209.htm Abgerufen am 27.06.2024
- Yokai.com "Niwatori no sō" https://yokai.com/niwatorinosou/ Abgerufen am 27.06.2024