Áo Qīn (敖欽), auch Chìlóng (赤龍) oder Zhūlóng (朱龍, zu dt. Roter Drache) bezeichnet wird, ist der Drachenkönig des Südmeeres und einer der Drachenkönige der Vier Meere in der chinesischen Religion und koreanischen Mythologie.
Seine Brüder sind Áo Guang, der Drachenkönig des Ostmeeres, Áo Shùn, der Drachenkönig des Nodmeeres, und Áo Run, der Drachenkönig des Westmeeres.
Als Drachenkönig des Südens wird er mit dem Sommer in Verbindung gesetzt. Gelegentlich wird er, aufgrund seiner Färbung, mit dem Element Feuer in Verbindung gebracht.
Etymologie
Der Drachenkönig des Südchinesischen Meeres ist die Inkarnation des Gottes des Südchinesischen Meere (Zhu Rong, im chinesischen Volksmund als Hong Sheng Ye bekannt). Vor Yongzheng (chin. 雍正, Yōngzhèng, Geburtsname: Yinzhen, * 13. Dezember 1678 in Peking; † 8. Oktober 1735 ebenda) in der Qing-Dynastie waren die Götter der vier Meere, die Götter der fünf Elemente und die Götter der vier Richtungen, meist verschiedene Gottheiten. Yongzheng fügte die ähnlichen Götter zu einem gemeinsamen Bild zusammen, welches heute als die Drachenkönige der vier Meere bekannt ist.
Merkmale
Áo Qīn war ein roter Lóng mit fünf Zehen. Er besaß rotes Haar und einen langen Bart.
Aufgrund seines Status ist anzunehmen, dass Áo Qīn ein geflügelter Lóng gewesen ist, damit gehört dieser Drache dem Ying Long Typus unter den Lóng an. Getragen wird diese Annahme u.a. durch den Umstand das
Áo Guang, der Azurdrache, ebenfalls ein geflügelter Ying Long ist und als ein Bruder des Áo Qīn gilt.
Als Lóng des Ying Long Typus hat Áo Qīn den Körper eines riesigen Karpfens, mit den Beinen eines Tigers, den Krallen eines Adlers, ein paar Hirschhörnern und Flügeln. Andere Quellen beschreiben den Ying Long und dadurch indirekt Áo Qīn, mit dem Kopf eines Kamels, Ohren einer Kuh, Bauch eines Frosches, Pfoten eines Tigers, lange Schnurrhaare einer Katze, Schuppen eines Karpfens, Augen eines Dämons, langer Hals einer Schlange, den Krallen eines Adlers, Hirschhörnern und Flügeln.
Wie die meisten chinesischen Drachenkönige wird diese Gestalt aber weitestgehend verhüllt durch Gewänder des Adels. Sodass Áo Qīn humanoid mit dem Kopf und den Händen eines Lóng dargestellt werden kann. Häufig wird das Haupt neben den Hörnern mit Flammendarstellungen ergänzt, welche ihm eine Art feurige Krone geben. Generell wird die Krone von Áo Qīn als ungemein prächtig beschrieben. Auch in seiner nicht-humanoiden Lónggestalt wird Áo Qīn mehrheitlich mit Flammen begleitet dargestellt.
Neben den Flammen führt Áo Qīn ein Schwert.[1]
Vorkommen
Áo Qīn besiedelt das Südmeer, auf mythologischer Ebene liegt dies im Süden, außerhalb des für den Menschen fassbaren Kosmos. Alternativ kann aber auch das Südmeer, das Südchinesische Meer sein.
Lebensweise
Familie
Seine älteren Brüder sind Áo Guang, der Drachenkönig des Ostmeeres, Áo Run, der Drachenkönig des Westmeeres und Áo Qin, der Drachenkönig des Südmeeres.
Stellung
In der chinesischen Mythologie werden 54 bis 62 Drachenkönige unterteilt. Während die meisten eher namenlose Randnotizen sind, sind die Vier-Meere-Drachenkönige von besonderer Bedeutung und gelten, neben dem Gelben Drachen, dem Drachenkönig aus der Neun Drachensöhne Schriftrolle und "dem Drachenkönig" als wichtigste Drachenkönige in der chinesischen Mythologie.
Der Drachenkönig des Südchinesischen Meeres ist für die Verwaltung der Lebewesen im Ozean verantwortlich und kontrolliert den Wind und Regen in der Welt. Ihm unterstehen unzählige Garnelensoldaten und Krabbengeneräle.
Weiter soll Áo Qīn über alle Lebewesen richten, er gilt dadurch als strenger und zuweilen böser Gott. Wobei angemerkt seien sollte, dass die Sicht als "böser" Gott, eher eine westliche Interpretation auf eine Gottheit ist, die außerhalb der menschlichen Moral agiert und demensptrchend weder "Gut" noch "Böse" seien kann.
Kulturelle Bedeutung
Mythologie
Chinesische Mythologie
Die Krönung der Drachenkönige
Während der Herrschaft von Kaiser Xuanzong (8. September 685 – 3. Mai 762) aus der Tang-Dynastie wurde der Drachenteich zum Schrein erklärt und ein Altarbeamter eingesetzt, der dem Drachenkönig (bzw. den fünf) zeremonielle Opfer darbringen sollte. Diesem System folgte der Kaiser Taizu (960–976) folgte dem System, den fünf Drachen, wie in der Tang-Dynastie, zu opfern. Im zweiten Jahr von Huizong (chinesisch 徽宗, Pinyin Huīzōng, W.-G. Hui-tsung, * 2. November 1082; † 4. Juni 1135) als Daguan (1108) wurden alle fünf Drachen der Welt zu Königen gekrönt. Der Blaue Drachengeist (青龍神 Qinglongshen) wurde als "König des umfassenden Wohlwollens" (廣仁王 Guangren Wang) gkrönt. Der Rote Drachengeist (赤龍神 Chilongshen) erhielt den Titel "König der gütigen Wohltätigkeit" (嘉澤王 Jiaze Wang). Der Gelbe Drachegeist (黃龍神 Huanglongshen) wurde als König der vertrauensvollen Korrespondenz (孚應王 Fuying Wang) gekrönt. Der Geist des Weißen Drachen (白龍神 Bailongshen) als König der gerechten Erlösung (義濟王 Yiji Wang) und der Geist des Schwarzen Drachen (黑龍神 Heilongshen) wurde der König der Numinösen* Wohltätigkeit (靈澤王 Lingze Wang) gekrönt.
Auch nach der Krönung wurde ihnen weiter geopfert.
*übernatürliche Wirkkraft
Die Reise nach Westen
In "Die Reise nach Westen" sind die Drachenkönige der vier Meere ebenfalls vertreten. Ihre Rolle besteht meist darin, Wolken und Regen zu verbreiten und Hitze und Probleme für die Menschen zu beseitigen. Der aus diesem Werk abgeleitete Hochwasserschutz des Drachenkönigs bzw. der Drachenkönige ist zu einem weitverbreiteten Glauben unter den Menschen geworden.
Áo Qīn tritt häufiger in "Die Reise nach Westen" auf, um die Gruppe der Reisenden mit seinen eigenen Truppen zu unterstützen. Meist spielt er dabei eine Rolle der Ablenkung.
Hainan und Áo Qīn
Besondere Relevanz zeigte Áo Qīn für Menschen, welche die Insel Hainan verlassen oder betreten wollten. Diese liegt im Südchinesischen Meer und wer sie überqueren wollte, musste Áo Qīn opfern, um für eine sichere Überquerung des Meeres zu beten. Trotz solcher Gebete existieren viele Berichte, die beschreiben, wie der Drachenkönig empor steigt und Schiffe zum Kentern bringt, mit Wellen oder seinem Schwert. Möglicherweise ist dies Teil seines richtenden Charakters und Personen, welche Hainan nicht betreten oder verlassen, aufgrund früherer Taten, werden von ihm gerichtet. Allerdings ist schwer zu glauben, dass alle Leute auf solchen kenternden Schiffen, eine Strafe wie diese verdient haben.
Hainan ist ein wichtiges Handelszentrum Chinas gewesen, um Waren über den Seeweg in andere Länder, wie Kambodscha, Vietnam, Indien oder Sri Lanka zu bringen. Infolgedessen entwickelte sich Hainan zu einem sehr wohlhabenden Gebiet, dessen Reichtum häufig auf das Wohlwollens des Drachenkönigs zurückgeführt wurde. So nehmen manche Legenden Hainans an, dass Áo Qīn ebenfalls Reichtum besaß und diesen in seienm Palast, der in Hainan verortet wird, lagerte. Jede Höhle und Bucht ist Teil der Insel ist Teil des Palasts von Áo Qīn.
Vergleiche
Áo Qīn ist der Schutzpatron des Südchinesischen Meeres und könnte mit dem Roten Vogel (chinesisch 朱雀, Pinyin Zhūquè) in Verbindung gebracht werden, da beide chinesische südliche Götter sind und sich die Farbe Rot teilen. Demnach ist es möglich, die Verbindung des Vogels zum Element Feuer auf Áo Qīn zu übertragen, was in der Mythologie des Áo Qīn, insbesondere in Darstellungen, bereits getan wurde. Zeitgleich lassen sich so die vier Sternentiere mit den vier Drachenkönigen der Meere in Verbindung bringen.
Taxonomische Stellung
Áo Qīn ist ein Drache, genauer zählt er zu den Lóngdrachen. Innerhalb dieser Gruppe ist er der Gattung Lóng und dort in der Gruppe der Kaiserlóng, aufgrund seiner 5 Zehen, zuzuordnen. Die genaue Stellung innerhalb dieser Gruppe ist dagegen unklar, da sein Bruder Áo Guang, in Form des Azurdrachen, häufig als Ying Long dargestellt wird, ist Áo Qīn höchst wahrscheinlich ebenfalls ein Ying Long. Aufgrund seines eher transzendenten Charakters ist eine genaue Einteilung in den taxonomischen Stammbaum kaum möglich.
Nimmt man die Bruderschaft aus den Drachen der vier Himmelsrichtungen wörtlich, müssten Áo Guang und Áo Qīn derselben Spezies angehören. Was entweder bedeuten würde, dass sie und ihre beiden Brüder den Azurdrachen zuzuordnen sind und somit Farbschläge dieser Drachenart darstellen. Oder aber der Azurdrache stellt aktuell eine Mischform aus zwei Drachen dar, dem Eigentlichen Azurdrachen und der mit ihm (fälschlicherweise) synomisierte Áo Guang. In diesem Fall wäre es möglich, dass die vier Brüder und ihre Nachkommen, eine eigene Art bilden, die hier erst einmal als "Áolóng" betitelt wird. Weiter könnten alle Drachenkönige einer Spezies von Drachenkönigen angehören.
Bilder
Nachweise
- "Dragon Kings of Mythistory - Shen Yun Performing Arts". www.shenyun.com https://www.shenyun.org/explore/view/article/e/zBbVt1SWfxc Abgerufen am 29.08.2023
- Grootares, Williem A, Li Shih-Yu, and Wang Fu-shih: Rural Temples around Hsuan-Hua (South Chahar), Their Iconography, and Their History Aichi, Japan: Asian Folklore StudiesVol. 10 1951 S. 27, 42 - 44 https://www.jstor.org/stable/1177313?origin=crossref Abgerufen am 29.08.2023
- Guru, Shri Bhagavatananda. A Brief History Of The Immortals Of Non-Hindu Civilizations. Lulu.com. ISBN 978-1-329-58607-9.
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- Roberts, Jeremy: Chinese Mythology A to Z New York, NY, USA: Facts on File, Inc., 2004 S. 31, ISBN-13: 978-0816048700
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- Walters, Derek: Chinese Mythology: An Encyclopedia of Myth and Legend London, UK: The Aquarian Press, An Imprint of Harper Collins Publishers, 1992, S. 111 ISBN: 978-1855380806
- "西海龙王叫什么名字,西海在哪里". 未解之谜网 (chinesisch) https://www.49363.com/tansuo/2/201505/16976.html ABgerufen am 29.08.2023
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- https://baike.baidu.hk/item/%E5%8D%97%E6%B5%B7%E9%BE%8D%E7%8E%8B/3535487 Abgerufen am 31.08.2023