Kuzuryū (九頭龍, neunköpfiger Drache) oder Kuzuryūshin (九頭龍神, neunköpfiger Drachengott) ist eine Gottheit, die in Folklore und Legenden verschiedener Teile Japans vorkommt, darunter beispielsweise Hakone (Kanagawa). Präfektur Nagano und Präfektur Fukui.
Merkmale
Kuzuryū sind neunköpfige Ryū, die in mehreren Teilen Japans als göttliche Tiere und lokale Schutzgottheiten verehrt werden. Es gibt aber auch bösartigere Kuzuryū, welche einen giftigen Atem besitzen.
Wie die meisten "Asiatischen Drachen" haben Kuzuryū die Kontrolle über Regen und Wasser.
Vorkommen
Kuzuryū besideln die Gesamtheit der japanischen Inseln, sind aber seltener, als beispielsweise der Gewöhnliche Tatsu. Bevorzugt werden Flüsse und Seen.
Lebensweise
Ernährung
Kuzuryū sind wie alle Ryū Allesfresser, können aber auch bestimmte Nahrungsformen präferieren. Es gibt beispielsweise Kuzuryū, die gerne Birnen essen.
Kulturelle Bedeutung
Anbetung
Buddhistische Bezüge
Im Buddhismus werden neunköpfige Drachen oft mit Washukitsu Ryūō, besser bekannt als Vāsuki (Sanskrit: वासुकि) und Shesha (Sanskrit: शेष) in Verbindung gebracht, vielköpfigen Drachen indischer Herkunft, welche die Lehren Buddhas hörte und ihre bösen Taten aufgab. Als sich der Buddhismus in ganz Japan verbreitete, wurden viele Kuzuryū-Legenden als lokale Manifestationen von Washukitsu angepasst.
Schreine
Den Kuzuryū gewidmete Schreine sind in der Regel rund um Gebete für Regen, für die Gesundheit der nahegelegenen Flüsse und für Schutz vor Überschwemmungen organisiert.
Schutzgott
Kuzuryū gilt als Gott des Hochwasserschutzes in den Flüssen Arakawa und Iruma der Präfektur Saitama.
Mythologie
Legende vom Hakone-Schrein
Der Hakone-Schrein in Kanagawa erzählt von einem Kuzuryū, der im Ashi-See lebte. Das Wesen quälte über Jahre die Bewohner von Hakone, indem es Stürme auslöste und den See für Boote zur tödlichen Falle werden ließ. Jedes Jahr wählten die Dorfbewohner ein junges Mädchen aus, das sie als Opfer darbringen sollten, um den giftigen neunköpfigen Drachen zu besänftigen, der im See lebte. Dafür schossen sie einen Pfeil mit weißen Federn ab und sahen, wo er landete, das Haus, welches am nächsdten stand, musste seine Tochter opfern.
Im Jahr 757 n. Chr. hörte ein Priester namens Mangan von diesen Menschenopfern und machte sich auf den Weg, um die Menschen in Hakone zu retten.
Am Ashi-See angelangt, band der Priester den Kuzuryū an eine umgedrehte Zeder (damit ist kein Baum, sondern eine Unterwasser-Felsformation gemeint) am Grund des Sees fest und predigte buddhistische Lehren, bis der Drache Buße tat.
Der Kuzuryū entschuldigte sich für seine bösen Taten und versprach, für immer ein Schutzgeist des Sees zu sein. Es schenkte dem Volk drei wertvolle Artefakte – einen Reichsapfel, ein Zepter und einen Krug – und Mangan errichtete einen Schrein zu Ehren der Kuzuryū.
Der Ausdruck "sende einen Pfeil mit weißen Federn hoch" bedeutet mittlerweile so viel wie "wähle durch das Los".
Die Legende spricht teilweise von einer neunköpfigen Schlange, was eine Ähnlichkeit zum achtköpfigen Schlangendrachen Yamata no Orochi (japanisch ヤマタノオロチ; Kojiki: 八岐遠呂智; Nihonshoki: 八岐大蛇) bedeuten könnte und dementsprechend nicht die Legende eines Kuzuryūs beschreiben sollte, da Yamara no Orochi kein Ryū ist.
Legende vom Togakushi-Schrein
Der Togakushi-Schrein in der Präfektur Nagano ist die Heimat einer berühmten Kuzuryū-Legende. Im Jahr 849 n. Chr. ließ sich ein Mönch namens Gakumon in einer Höhle auf dem Berg Togakushi nieder. Als er im Gebet das Lotos-Sutra rezitierte, erschien ein furchterregender Kuzuryū vor ihm. Der Drache erzählte ihm, dass er einst der Verwalter eines nahegelegenen Tempels war, aber er stahl die Spenden für den Tempel und behielt sie für sich. Aufgrund dieser Sünde wurde er in einen Drachen verwandelt. Gakumon rezitierte weitere Sutras, der Drache hörte ihm zu und erlange so Erleuchtung. Der Drache gelobte, in der Höhle zu bleiben und das Gebiet zu beschützen, und Gakumon versiegelte den Eingang der Höhle mit einem Felsbrocken, damit die Versuchung, das Gelöbnis zu brechen, den Drachen nicht heimsuchen würde. Infolge der Erleuchtung versorgte der Drache das Land mit ausreichend Regen und Wasser - und wer ihm seine Leibspeise, Birnen, als Opfergabe brachte, verlor auch alle seine Zahnschmerzen.
Wie der Fluss Kuzuryū zu seinem Namen kam
Der Fluss Kuzuryū, der vom Berg Haku durch die Präfektur Fukui fließt, ist nach einem neunköpfigen Drachen benannt, der auf dem Gipfel des Berges lebt. Im Jahr 717 n. Chr. pilgerte ein Mönch namens Taichō zum Gipfel des Berges Haku. Während er am Midorigaike-Teich meditierte, tauchte ein heiliger Drache mit neun Köpfen aus dem Wasser auf. Der Kuzuryū entpuppte sich als Avatar der Shintō-Göttin Izanami, während Taichō darin eine Manifestation der elfgesichtigen Kannon erkannte, einer buddhistischen Göttin der Barmherzigkeit. Bald darauf gründete Taichō den Hakusan-Glauben und baute den Heisenji-Tempel.
Im Jahr 889 n. Chr. erschien ein neunköpfiger Drache vor einer Priestergemeinde in Heisenji. Der Drache wurde im Fluss gesehen, wie er eine Statue von sich selbst flussabwärts trug. Danach wurde der Fluss als Kuzuryū-Fluss bekannt.
Taxonomische Stellung
Der Kuzuryū ist als Ryū ein reptiloides Mischwesen, zusätzlich durch die Hydrafizierung mit mehreren Drachenköpfen ausgestattet, was den reptiloiden Mischwesencharakter weiter verstärkt. Dementsprechend ist er als Drache zu bezeichnen. Innerhalb der Drachen gehört er der Gattung der Ryū an, welche einen Teil der Artenvielfalt der "Östlichen Drachen" stellen. Die nächsten Verwandten des Kuzuyū, dürften der (Gewöhnliche) Tatsu und der Fuku Ryū sein.
Nachweise
- Hakone jinja, aka Kuzuryu jinja https://hakonejinja.or.jp/ Abgerufen am 1.01.2024
- Kubota, Yura; F.E.A.R. "Chapter 1: Dragonslayer (Japanese Dragons)". Truth in Fantasy (#56: Dragons). Shinkigensha Co Ltd. p. 144-145. ISBN 978-4-7753-0082-4.
- Yokai.com: "Kuzuryū" https://yokai.com/kuzuryuu/ Abgerufen am 1.01.2024
- https://namu.wiki/w/%EA%B5%AC%EB%91%90%EB%A3%A1 Abgerufen am 1.1.2024