Der Suānní (chin. 狻猊), ist eine Kreatur der chinesischen, taoistischen Mythologie und zählt zu den neun Söhnen des Drachenkönigs. Er ist auch als Sua Ni, Suan Mi, Swan-i, Suanmi und in moderner Schreibweise Suanni bekannt. Er ist der fünf älteste Sohn des Drachenkönigs. Neben seiner Stellung als Drachensohn tritt Suānní in alten chinesischen Texten auch als Tierwesen auf.
Etymologie
Da Löwen nicht typisch für China sind, geht man davon aus, dass der Begriff Suānní eine indische oder persische Wurzel besitzt. Vermutlich handelt es sich bei Suānní um eine Ableitung einer indischen Sprache, deren Bezeichnung für Löwen ähnlich wie "suangi" klingt. Alternativ könnte das Wort sich aus dem khotanischen "sarvainai" ableiten, das Königreich von Hotan liegt heute im Nordwesten Chinas und hatte durch seine Lage an der Seidenstraße möglicherweise mehr Verbindungen zu den Händlern Indiens und Persiens.
Über die Zeit wurden Löwen von Suānní sprachlich getrennt, sodass in der alten chinesischen Architektur bereits zwischen Löwen (dargestellt mit einer großen Mähne) und Suānní (dargestellt mit einem mähnenartigen Schal) unterschieden wurde.
Merkmale
Suānní war kein traditioneller Lóng, sondern stellte eine Kreuzung aus Lóng und Löwe dar. Andere Fassungen vergleichen ihn mit einem Tiger, allerdings weist Suānní meist Mähnenansätze auf, ist damit also dem Löwennäher. Seine Beine seien ungemein kraftvoll, er könne demnach mehrere tausend Meilen laufen ohne zu ermüden.
Für asiatische Drachen untypisch, besaß er eine Vorliebe für Feuer.
Vorkommen
Suānní besiedelt sowohl Tempel, insbesondere jene mit starker Räucherstäbchennutzung, sowie Dächer. Es ist unklar, ob ihn der Rauch eines aktiven Vulkans ebenso anlockte, wie die Räucherstäbchen.
Lebensweise
Ernährung
Suānní soll sich von Tigern und Leoparden ernährt haben.
Kulturelle Bedeutung
Mythologie
Neun Drachensöhne
Suānní war einer der neun Söhne des Drachen und spielte die ganze Zeit mit dem Feuer, weil er den Rauch so liebte.
Später kümmerte sich Suānní in einer religiösen Funktion um das Feuer, von dem man annahm, dass es für die Ewigkeit brenne, und er erklärte den Kindern, wie wichtig es sei, während er es hütete.
So wurde Suānní Teil der buddhistischen Kultur. Sein Abbild wurde auch auf den Beinen von Räuchergefäßen und den Töpfen oder Ständern angebracht, in denen Räucherstäbchen für religiöse Zeremonien aufbewahrt werden.
Weiter wurde das Suānní-Motiv verwendet, um Häuser vor Feuer zu schützen.
In einer anderen Version war Suānní für seine Neigung zum besinnlichen Verweilen bekannt, denn er genoss es, sich hinzusetzen.
Taxonomische Stellung
Suānní ist als Mitglied der neun Drachen rein kulturell als Drache zu betrachten, da es sich bei ihm um ein Mischwesen aus Löwe und Lóng handelt, ist der Charakter zur Drachenidentifikation als reptiloides Mischwesen gegeben, da der Lóng bereits ein reptiloides Mischwesen ist. Somit erfüllt Suānní auch die Charakteristika eines üblicherweise als Halbdrachen definierten Drachen. Suānní ist aufgrund seiner Gestalt nicht der Gattung Lóng zuzuordnen, aber innerhalb der Lóngdrachen zu verordnen. Er hat große Ähnlichkeiten zum Bi'an, einem Drachen-Tigerhybrid und ebenfalls Sohn des Drachenkönigs. Generell scheint er sich in die Gruppe der vierbeinigen, Lóngraubtier-Hybride einzuordnen.
Nachweise
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