Ichimoku nyūdō (jap. 一目入道 (Kanji) いちもくにゅうどう (Hiragana)) ist ein Wassergott der als Kappa oder Kappaähnlich beschrieben wird. Sein Name bedeutet so viel wie "einäugier Priester". Alternativer wird er auch Kamokoshin ("Gott des Kamo-Sees") oder Hitotsume nyūdō ("einäugiger Priester", hier können aber auch andere Wesen gemeint sein, welche als einäugige Priester erscheinen) genannt.
Merkmale
Ichimoku nyūdō ist ein Reptilien-Humanoide und gilt als kappaähnlich. Er besitzt demnach die Statur eines menschlichen Kindes im drei- bis vierjährigen Alter, eventuell auch eines Kindes im zehnjährigen Alters. Der Rücken trägt einen Schildkrötenpanzer in dunkleren Brauntönen. Die Haut ist grünlich bis blaugrünlich. Hände und Füße tragen Schwimmhäute. Auf dem Schädel trägt er eine Sara, die schalenartige Vertiefung, welche typisch für Kappa ist. Diese ist beim Ichimoku nyūdō allerdings nicht mit Wasser gefüllt, sondern der Sitzplatz seines einzigen, recht großen Auges.
Im Wasser ist diese Kappakreatur unbesigbar, sie besitzt aber auch ein Interesse an Landlebensräumen. Dort begegnet er Kreaturen wie Pferden, mit besonderem Interesse. Dieser Kappa kann reiten, lachen und jauchzen und verwendet Lapislazuli-Haken zum Fischfang.
Vorkommen
Ichimoku nyūdō ist der Hüter des Kamo-Sees, des größten Sees auf der Insel Sado in der Präfektur Niigata.
Lebensweise
Über die Lebensweise ist nicht viel bekannt.
Kulturelle Bedeutung
Mythologie
Vor langer Zeit an einem schönen Tag wurde Ichimoku nyūdō neugierig auf die Gegend rund um den Kamo-See und beschloss diese zu erkunden. Bei dieser Wanderung entdeckte er ein kleines Wäldchen mit Bäumen. An einem dieser Bäume war ein Pferd festgebunden. Der neugierige Ichimoku nyūdō war von der Kreatur fasziniert. Der einäugige Kappa kletterte auf seinen Rücken und ritt geschickt damit herum, lachte und schrie vor Freude.
Unglücklicherweise für Ichimoku nyūdō kehrte der Besitzer des Pferdes bald zurück. Während er im Wasser unbesiegbar war, war Ichimoku nyūdō an Land machtlos. Er konnte nichts anderes tun, als sich vor dem Menschen niederzuwerfen und um Vergebung zu bitten.
"Bitte, Herr, verzeihen Sie mir! Wenn du mich gehen lässt, verspreche ich, von nun an jeden Tag frischen Fisch für dich zu fangen. Ich werde sie mit meinem Zauberhaken unter der Weide am See aufhängen. Versprich mir einfach, meinen Zauberhaken zurückzugeben, damit ich am nächsten Tag mehr Fische fangen kann."
Als der Pferdebesitzer das hörte, vergab er Ichimoku nyūdō und entließ ihn zurück ins Wasser. Am nächsten Tag besuchte er die Weide am Kamo-See und tatsächlich hing dort ein großer, prächtiger, frisch gefangener Fisch an einem Lapislazuli-Haken an den Zweigen. Der Mann hakte den Fisch aus, warf den Haken zurück ins Wasser und kehrte dann nach Hause zurück. Als der Mann am nächsten Morgen zur Weide zurückkehrte, hing wieder ein großer, frischer Fisch an den Zweigen. Er nahm den Fisch und warf den Haken zurück in den See. Das ging jahrelang so weiter.
Eines Tages hatte der Mann aber eine böse Idee. Als er an diesem Morgen den Fisch vom Baum holte, beschloss er, den Haken nicht zurück in den See zu werfen. Er behielt ihn einfach. Nachdem er dies jedoch getan hatte, sah er nie wieder einen Fisch, der an der Weide hing.
Am 15. Tag nach Neujahr griff Ichimoku nyūdō das Haus des Mannes an und verursachte allerlei Schaden. Verängstigt betete der Mann die ganze Nacht zu Buddha um Schutz. Und mit dem Morgen endete der Angriff.
Im nächsten Jahr am selben Tag attackierte Ichimoku nyūdō erneut das Haus. Um sich vor Ichimoku nyūdōs Zorn zu schützen, schenkte er den Lapislazuli-Haken einem nahegelegenen Tempel, der Kannon, dem Bodhisattva des Mitgefühls, gewidmet war.
Im nächsten Jahr attackierte Ichimoku nyūdō mit einer Gefolgschaft den Tempel. Die Priester beteten die ganze Nacht hindurch und als der Morgen kam, waren sie verschont geblieben. Seitdem bereiten sich die Priester dieses Tempels jedes Jahr am 15. Tag nach Neujahr auf das Kommen von Ichimoku nyūdō vor und bereiten eine Nachtwache vor, um seinen Angriff abzuwehren.
In anderen Versionen der Geschichte verkaufte der Pferdebesitzer den Lapislazuli-Haken für eine große Summe an einen Händler. In dieser Fassung rächt sich Ichimoku nyūdō dafür, indem er den Pferdebesitzer und seine ganze Familie abschlachtet. Die verängstigten Dorfbewohner errichten daraufhin einen Tempel für Kannon, um Erlösung vor Ichimoku nyūdōs Zorn zu beten.
Taxonomische Stellung
Ichimoku nyūdō zeigt Charakteristika von Schildkröten (Reptilien) und einen Hominoiden Körperbau (Säugetier) und stellt somit ein reptiloides Mischwesen dar. Er ist also als Drache zu bezeichnen, innerhalb der Drachen gehört er den Schildkrötendrachen an und zählt zu der Gruppe der Schildkrötenkappa. Ichimoku nyūdō stellt hierbei den einzigen bekannten Vertreter (seine in der Legende erwähnten Gefolgsleute können auch Gewöhnliche Kappa sein) seiner Art und seiner Gattung dar.
Obwohl Ichimoku nyūdō heute allgemein als kappaähnlich beschrieben wird, gibt es keine Originaldokumente, die ihn als Kappa bestätigen. In diesen Quellen wird er lediglich als ein Wassergott etabliert. Da Ichimoku nyūdō jedes Jahr um Neujahr herum erscheint, besteht die starke Möglichkeit, dass er mit anderen Raihōjin, besuchenden Göttern (wie Namahage und Toshidoshi) verwandt sein könnte. Zumindest in seiner Funktion.
Nachweise
- Yokai.com "Ichimokunyuudou" https://yokai.com/ichimokunyuudou/ Abgerufen am 5.05.2024
- 村上健司編著 (2000). 妖怪事典. 毎日新聞社. pp. 284頁. ISBN 978-4-620-31428-0.
- 草野巧 (1997). 幻想動物事典. Truth in fantasy. 新紀元社. pp. 253頁. ISBN 978-4-88317-283-2.
- 和田寛 (1984). 紀州おばけ話. 名著出版. pp. 9–12頁. ISBN 978-4-626-01124-4.
- 京極夏彦・多田克己編著 (2000). 妖怪図巻. 国書刊行会. pp. 164–165頁. ISBN 978-4-336-04187-6.