Die Kotengu (jap. 小天狗 (Kanji) こてんぐ (Hiragana)), sind Yōkai und Kami in der japanischen Shintō-Mythologie. Kotengu bedeutet so viel wie "Niederer Tengu" und werden auch Karasutengu ("Krähentengu") genannt.
Dabei beschreibt "Kotengu" nicht nur eine Art, sondern auch eine Gattung von Tengu.
In diesem Kapitel soll es um die Art "Kotengu" gehen, welche in diesem Werk als "Gewöhnlicher Kotengu" bezeichnet wird.
Merkmale
Gewöhnliche Kotengu ähneln großen Raubvögeln mit menschenähnlichen Merkmalen. Ihre Flügelspannweite beträgt etwa zwei Meter im Durchmesser. Der Schnabel trägt Zähne. Die Befiederung ist dunkel bis schwarz. Sie tragen oft die Roben der asketischen und mystischen Einsiedler, die Yamabushi genannt werden, und tragen manchmal edle Waffen oder andere Gegenstände, die aus menschlichen Häusern oder Tempeln gestohlen wurden.
Den Menschen sollen sie sich über Gedanken und Träume mitteilen können. Zu ihren magischen Fähigkeiten zählen, neben Tengu daoshi und Tengu tsubute, auch die Fähigkeit von einem Ort plötzlich zu verschwinden und an einem anderen Ort schlagartig zu erscheinen - sie können sich also teleportieren. Als Tengu sind sie Meister der Kampfkünste, die Kotengu sind spezialisiert auf den Schwertkampf.
Vorkommen
Die Art besiedelt das japanische Archipel und nistet häufig in den Wipfel von Sicheltannen (Cryptomeria japonica). Diese liegen häufig in Berg- und Klippenregionen, in entfernten Wäldern oder von Natur umgebenen Gebieten.
Lebensweise
Ernährung
Kotengu ernähren sich räuberisch und bevorzugen Menschenfleisch.
Verhalten
Kotengu leben einsam, schließen sich aber in seltenen Fällen mit anderen Yōkai zusammen, um ihre Ziele zu erreichen. Diese Tengu haben eine Tendenz zum Horten von Schätzen. Sie sammeln aber nicht nur Schätze, sie tauschen diese auch, gegen andere wertvolle Gegenstände. Werden diese Yōkai wütend, bekommen sie Wutanfälle und verüben Zerstörungswut, wobei sie ihre Wut an allem auslassen, was ihnen in der Nähe ist.
Kotengu unterstehen den Daitengu als Untertanen.
Fortpflanzung
Kotengu schlüpfen aus riesigen Eiern.
Kulturelle Bedeutung
Gefährlichkeit
Gewöhnliche Kotengu haben wenig Respekt vor Menschen und fressen diese. Sie vergehen sich an Menschen, betreiben Folterungen und Morde zum Spaß. Besonders gerne entführen diese Tengu Menschen und lassen sie aus großer Höhe in die Tiefe des Waldes stürzen oder aber binden Kinder an Bäumen fest, soweit oben, dass kein Erwachsener sie erreichen und retten kann. Nur um sich an den Schreien der Opfer zu erfreuen.
Gelegentlich entführen diese Kotengu Menschen und zwingen sie Kot zu essen, solange bis sie von dieser Folter verrückt werden.
Bevorzugte Opfer sind dabei Geistliche, deren Tempel beraubt und die Geistlichen selbst mit Vorliebe verführt werden.
Allerdings neigen Kotengu häufig zur Selbstüberschätzung. Sie lassen sich häufig leicht verleiten, mächtige magische Gegenstände zu verkaufen oder wertvolle Informationen im Tausch gegen wertlosen Schmuck preiszugeben. Insbesondere dumme Kotengu überschätzen ihre eigene Intelligenz, wenn sie versuchen, Menschen auszutricksen, und werden am Ende selbst ausgetrickst.
Mythologie
Tengu-Gottheiten
Izuna und Akiba Gongen, sind beides Tengu-Gottheiten des Shugendō, sie erscheinen beide in Gestalt eines Karasutengu, der auf einem weißen Fuchs reitet. Damit sind diese göttlichen Tengu den Kotengu zuzuweisen. In Darstellungen tragen sie stets Schwert, Schild und Flammennimbus und erinnern so an Fudō Myōō (jap. 不動明王), auch Acala genannt, eine Gottheit und Mantrakönig des Buddhismus. Zudem deutet das fuchsartige Reittier auf eine Verbindung mit Inari bzw. Dakini hin.
Taxonomische Stellung
Der Gewöhnliche Kotengu ist als Mischwesen, durch seine Vogel- und Menschenmerkmale klar zu erkennen. Da Vögel zu den Reptilien zählen, zählt er damit als Mischwesen mit Reptilienmerkmalen und damit letztlich als Drache. Innerhalb der Drachen zählt er zur gleichnamigen Gattung der Kotengu zu denen auch der Kawa Tengu zählt.
Unklar ist, ob es sich bei den Kotengu um eine einzige Art oder zwei Arten handelt. Sollte es sich hierbei um zwei Arten handeln, dürften sich wohl die animalischen Kotengu von den göttlichen Kotengu spalten. Allerdings gibt es hierfür nicht genügend Beweise, um diese These zu untermauern.
Nachweise
- Karasu-Tengu.com http://www.karasu-tengu.com/index-deutsch.html Abgerufen am 17.07.2024
- Mizuki, Shigeru (2003). Mujara 1: Kantō, Hokkaidō, Okinawa-hen. Japan: Soft Garage. ISBN 978-4-86133-004-9.
- Mizuki, Shigeru (2003). Mujara 2: Chūbu-hen. Japan: Soft Garage. ISBN 978-4-86133-005-6.
- de Visser, M. W. (1908). "The Tengu". Transactions of the Asiatic Society of Japan. 36 (2): 25–99.
- de Visser, M. W. (1908). "The Fox and the Badger in Japanese Folklore". Transactions of the Asiatic Society of Japan. 36 (3): 107–116.
- Yokai.com "Kotengu" https://yokai.com/kotengu/ Abgerufen am 17.07.2024
- https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Mythen/Daemonen/Tengu Abgerufen am 17.07.2024