Ulupi (Ulūpī), auch bekannt als Uluchi und Ulupika, ist eine Nāga-Prinzessin (Nāgakanyā), die im Hindu-Epos Mahabharata erwähnt wird. Ulupi ist die Tochter des Königs Kauravya und die zweite Frau von Arjuna. Sie wird auch im Vishnu Purana und im Bhagavata Purana erwähnt.
Ulupi ist im Mahabharata unter zahlreichen Namen bekannt : Bhujagātmajā, Bhujagendrakanyakā, Bhujagottamā Kauravī, Kauravyaduhitā, Kauravyakulanandinī, Pannaganandinī, Pannagasutā, Pannagātmajā, Pannageśvarakanyā, Pannagī und Uragātmajā.
Merkmale
Ulupi erscheint für gewöhnlich in der Gestalt einer Nāgahüfte, ihr Oberkörper ist der einer Jungfrau, ihr Unterkörper, abwärts der Taille, der einer Schlange. Gelegentlich wird der Schlangenkörper als krokodilartig beschrieben. Wechselt Ulupi in ihre Schlangengestalt oder die eines Nāgamenschen wird ihr Haupt von fünf Nāgaköpfen gestützt.
Ulupi war eine gut ausgebildete Kriegerin und beherrschte verschiedenste Kampfkünste.
Vorkommen
Ulupi war die Tochter des Nāga-Königs Kauravya. Da ihr Vater das Unterwasserkönigreich der Nāga im Fluss Ganga (indischer Name des Ganges) war, verbrachte sie ihre jungen Jahre dort. Sie heiratete später Arjuna und lebte mit diesem viele Jahre in Hastinapur im Distrikt Meerut im nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh.
Später zog sie wieder in den Fluss Ganga, wo sie bis heute vermutet wird.
Lebensweise
Über die Lebensweise ist nicht viel bekannt.
Kulturelle Bedeutung
Mythologie
Heirat mit Arjuna
Arjuna, der dritte Pandava-Bruder, wurde aus Indraprastha (eine mythologische Stadt), der Hauptstadt des Königreichs, verbannt, um als Buße für den Bruch der Ehebedingungen mit Draupadi, der gemeinsamen Frau der Brüder, eine zwölfjährige Pilgerreise zu unternehmen. In Begleitung von Brahmanen ((Sanskrit: ब्राह्मण, brāhmaṇa) sind im indischen Kastensystem die Angehörigen der obersten Kaste (Varna)) reiste Arjuna in die nordöstliche Region des heutigen Indien.
Eines Tages, als Arjuna im Ganges badete, um seine Rituale durchzuführen, packt ihn die Nāga-Prinzessin Ulupi und zog ihn in den Fluss. Sie hielt ihn mit ihren Händen fest und zwang ihn, unter ihrem Willen zu reisen. Schließlich landeten sie in einem Unterwasserkönigreich, der Wohnstätte von Kauravya, Ulupis Vater. Dort entdeckte Arjuna ein Opferfeuer und bot diesem seine Rituale. Agni, der Gott des Feuers, war sehr erfreut über die bedenkenlosen Opfer Arjunas.
Nach diesem Opfer begegnete Arjuna Ulupi, welche ihm nicht nur ihre Abstammung offenbarte, sondern auch gestand, dass bei Arjunas Anblick, wie er sich nackt im Ganga wusch, ihr der Gott der Begierde die Vernunft beraubte. Noch immer kochte die Begierde in ihr, und so bat sie darum, dass Arjuna die Nacht mit ihr verbringen sollte.
Arjuna lehnte ihren Antrag jedoch ab und verwies auf seinen Zölibat während seiner Pilgerreise. Ulupi argumentierte, dass sein Zölibat nur auf Draupadi, Arjunas erste Frau, beschränkt sei. Von ihrem Argument überzeugt, heiratete Arjuna Ulupi und verbrachte die Nacht im Herrenhaus der Nāga und stand morgens mit der Sonne auf. Die Ehe brachte auch ein Sohn namens Iravan hervor. Das Glück schien ihnen hold und so gewährt Ulupi Arjuna einen Segen, der ihm erlaubte, jedes Amphibienwesen mühelos zu besiegen.
Doch das Glück wehrte nicht ewig, im Kurukshetra-Krieg (ein Krieg, der aus einem dynastischen Kampf zwischen zwei Gruppen von Cousins, den Kauravas und den Pandavas, um den Thron von Hastinapura entstand) wurde Iravan im Kampf auf der Seite seiens Vaters getötet.
Die Lösung des Fluchs
Bhishma, hoch angesehener Großonkel der Pandavas und Kauravas hatte zunächst versucht den Kurukshetra-Krieg durch firedliche Mittel zu schlichten, als dies keinen Erfolg brachte, schlug er sich auf die Seite der Kauravas wurde der Oberbefehlshaber ihrer Armee. Mittels eines unfairen Angriffs gelang es den Pandavas, ihn zu besiegen. Als Bhishma, von zahlreichen Pfeilen Arjunas getroffen, von seinem Streitwagen stürzte, war er tödlich verwundet, doch besaß er die Gabe, selbst den Zeitpunkt seines Todes bestimmen zu können, und überlebte noch 58 Tage. Da Arjuna für den Tod ihres Bruders verantwortlich war, verfluchten die Vasus (eine Gruppe von Feuer und Licht Göttern) Arjuna. Als Ulupi von dem Fluch hörte, suchte sie die Hilfe ihres Vaters Kauravya. Ihr Vater ging zur Flussgöttin Ganga, Bhishmas Mutter, und bat sie um Erlösung von dem Fluch. Als Ganga ihn hörte, sagte sie, dass Arjuna von seinem eigenen Sohn Babruvāhana (Arjuna ist der Vater, die Mutter ist Chitrangada (Kriegerprinzessin und ebenfalls eine Ehefrau von Arjuna)) getötet werden würde. Doch Ulupi könnte Arjuna mit einem Edelstein namens Nagamani ihn wieder zum Leben erwecken, wenn sie ihn seine Brust legt. Da somit Arjuna einmal gestorben wäre, wäre der Fluch erledigt und würde nicht wieder in Kraft treten, wenn Arjuna wieder zum Leben erwachen würde.
Ulupi folgte dem Rat ihres Vaters und stachelte Babruvāhana zum Kampf gegen Arjuna an. Als Arjuna mit dem Pferd, das für das Ashvamedha-Opfer bestimmt war, nach Manipura ging, forderte König Babruvāhana auf Ulupis Anweisung Arjuna zum Duell heraus. Zunächst wollte Arjuna nicht gegen ihn kämpfen, da er Babruvāhana als kleines Kind betrachtete. Er entstand einen Teil seiner Armee unter anderem Vrishaketu (späterer König von Anga, Sohn von Arjunas Bruder Karna). Babruvāhana besiegte sie alle und verwundete Vrishaketu schwer. Als Arjuna das erfuhr, wurde er wütend, da Vrishaketu ihm sehr lieb gewesen war. Er schwor, Babruvāhana zu töten oder sich selbst zu verbrennen, falls er besiegt werden würde.
Die beiden kämpften einen erbitterten Kampf und zerfleischten sich förmlich mit ihren Pfeilen. Letztlich gelang es Babruvāhana Arjuna zu töten, in dem er einen mächtigen Astra-Pfeil einsetzte (Astra sind in hinduistischen Mythen übernatürliche Waffen und nicht auf einen Waffentyp beschränkt, ihre Zerstörungskraft und Fähigkeiten sind enorm). Arjuna war besiegt, Arjuna war getötet.
Als Babruvāhana Arjunas Identität erfuhr, bereute er seine Tat und war entschlossen, sich umzubringen, aber er erhielt von seiner Stiefmutter Ulupi, das Nagamani, der Arjuna mit Krishnas Hilfe wieder zum Leben erweckte. Die Pandavas, Ulupi, Chitrangada, Babruvāhana, Draupadi und ihre Armeen kehrten bald darauf nach Hastinapura zurück. Der Krieg war zu Ende.
Das Ende der Pandavas
Zu Beginn des Kaliyuga ((Sanskrit, कलियुग, wörtlich "Zeitalter des Kali", "Zeitalter des Streites") die Bezeichnung für das letzte von vier Zeitaltern, den Yugas in der hinduistischen Kosmologie) zogen sich die Pandavas zusammen mit Draupadi zurück und überließen den Thron ihrem einzigen Erben, Arjunas Enkel Parikshit. Sie lösten sich von all ihren Besitztürmern und Bindungen und machten sich in Begleitung eines Hundes auf ihre letzte Pilgerreise in den Himalaya.
Ulupi kehrte in ihr Königreich am Ganges zurück.
Taxonomische Stellung
Ulupi besitzt mit ihrem mehrköpfigen Schlangen-Menschkörper alle Merkmale eines reptiloiden Mischwesens und zählt deshalb als Drache. Sie stellt dabei keine eigene Art dar, sondern einen der Vertreter der Indischen Nāga dar.
Nachweise
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