"Das A und O einer erfolgreichen Frau ist ihre Handtasche. Darin gehört alles, was man für den Tag braucht, sie muss aber immer aufgeräumt sein! Darin sollten sich alle wichtigen Dinge befinden! Deshalb haben wir sie immer bei uns! Frau braucht nicht viele, aber zumindest eine!", erklärte die Frau ihnen, während ihre Schülerinnen sie ansahen, als wäre sie verrückt geworden. Alle waren neu an diesem Internat und noch nicht so vertraut mit den Lehrkräften. Vor allem diejenigen von ihnen, die nicht aus der Oberschicht kamen und solche Dinge nicht schon seit Beginn ihres Lebens gelernt hatten, schienen überrascht von den Sachen, die ihnen hier beigebracht werden sollten. "Sag Mal, hältst du das auch für so einen Scheißdreck, wie ich?", wollte ihre Banknachbarin wissen, die ebenfalls nicht unbedingt so aussah, als würde sie an diese schule gehören. Schon alleine nicht, weil sie gegen den Kleiderkanon verstieß und ein Top trug, bei dem man einen kleinen Teil des Trägers ihres BHs sah. "Ja, irgendwie schon. Wie kann man nur so sexistisch sein? Ist das A und O eines erfolgreichen Mannes seine Rolex? Hat das je jemand gesagt?", antwortete ich ihr. Nach einem bösen Blick, den wir zugeworfen bekommen hatten, lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück und hörte wieder zu. Doch als sie begann, darüber zu sprechen, in welchen Farben man sich die Fingernägel lackieren durfte, schaltete ich komplett ab. Was hatte mich nur dazu geritten, an diese Schule zu wechseln? Oh, ja, ich vergas. Meine Mutter. Schon sie hatte als junge Frau ein Stipendium für diese Schule bekommen und war immer sehr stolz darauf gewesen. Nachdem ich diese Möglichkeit auch bekommen hatte, wollte sie natürlich, dass ich sie annahm. Und da ich sowieso keine wirklichen Freunde da hatte, wo wir wohnten, war es mir auch egal gewesen. Immerhin war es kein reines Mädcheninternat. Naja, wenn man davon absah, dass der Unterricht meistens kaum gemischt war und man auch in verschiedenen Gebäuden schlief. Dann war es kein reines Mädcheninternat. Nein, wie könnte man nur darauf kommen? Genervt rollte ich mit den Augen. Das konnte ja heiter werden.