"Bist du dir auch zu einhundert Prozent sicher, dass du das gerade essen willst?", wollte sie wissen und setzte sich zu ihrem Bruder. Dieser schüttelte nur den Kopf und öffnete den Mund noch weiter um sich einen weiteren Bissen seines guten Essens zu genehmigen.
"Ja, bin ich. Es schmeckt gut und ich weiß, dass ich noch nie so was gutes gekocht habe!", erklärte er ihr. Wieder biss er ab. Sie konnte nur den Kopf schütteln.
"Brüderchen, iss nicht so viel, ja?", wollte sie ihm noch einmal raten. Diesmal ließ er die Gabel sinken. Dabei sah er sie mit fast toten Augen an.
"Wolltest du mir gerade eigentlich sagen, dass ich zu fett bin?", hakte er mich hochgezogener Augenbraue nach. Er sah schon beleidigt aus, bevor sie ihm überhaupt noch etwas sagen oder zustimmen konnte.
"Nein, ich wollte dir sagen, dass ich mir Sorgen um dich mache, weil das Essen gerade ein bisschen die Überhand nimmt, denkst du nicht auch?", wollte sie von ihm wissen. Ihre durchdringenden Augen sahen ihn fragend an. Er hatte in den letzten Monaten und Wochen zugelegt, das war ihm und allen anderen auch klar gewesen, aber er war es nicht gewohnt, so offen darauf angesprochen zu werden.
"Ich weiß das! Sei nicht so gemein!", verlangte er. Die Arme hatte er vor der Brust verschränkt und sah aus, als wäre er wirklich beleidigt.
"Ich bin nicht gemein! Ich sage nur die Wahrheit, ich mache mir Sorgen um dich und dein Gewicht! Du hast das alles doch gerade erst abgenommen! Weißt du, wie deine Haut darauf reagieren wird?", wollte sie wissen. Sie rollte mit den Augen, wurde dann von ihm gegen die Schulter geboxt.
"Ich wünschte, du hättest weiter versucht, es nicht so deutlich zu sagen!", gab er zu. Langsam stand er auf, trug seinen Teller beinahe demonstrativ zur Spülmaschine, wo er sein Zeug einräumte. Ohne sich noch einmal umzudrehen, ging er aus der Küche nach oben. Seine Augen hatten sich mit Tränen gefüllt. Er wusste, dass er zugenommen hatte, aber die Situation machte ihn auch gerade extrem fertig. Das verstand nur niemand.
"Komm zurück Alexander, lass uns darüber reden!", versuchte sie es nochmal, doch er wollte nicht mit ihr reden. Nicht mehr.