Er ging einige Schritte zurück und nahm dann Anlauf, um zu springen. Und zwar so weit wie er nur konnte. Über der Kante sah er das dunkelblaue Wasser auf sich zukommen und wartete auf den Platsch, den es machen würde, wenn er darauf aufkam. Der Fall fühlte sich beinahe unendlich an, bis er die Abkühlung genießen konnte. Dann tauchte er in das blaue Nass ein und ließ sich einfach fallen. Kurz ging er weiter unter, bis er auf dem Grund des Sees angekommen war und sich von dort abstoßen konnte, um wieder nach oben zu kommen. Vorsichtig schwamm er zur Oberfläche und sah sich um, wo er gelandet war, dann kraulte er zum Ufer des Sees und sah zu der Klippe hoch, von der er gerade abgesprungen war. Normalerweise waren hier immer viele Menschen, doch heute war er beinahe ganz alleine. Nicht einmal auf dem Weg zum See hatte er andere Leute getroffen. Vielleicht lag es daran, dass ein Mittwoch Vormittag war, mitten während der Schulzeit. Eigentlich sollte er auch in einem Klassenzimmer sitzen und sich gerade irgendwelchen unwichtigen Stoff von einem Hampelmann erklären zu lassen, der sowieso nicht verstand, wie das Leben lief. Langsam stieg er aus dem Wasser und machte sich auf den Weg, damit er wieder nach oben gehen konnte. Gehen war relativ, es gab schon einen Grund, warum das, was er gerade getan hatte, eigentlich verboten war. Er wäre nicht der erste Jugendliche, der hier starb. Was auch egal war, den es war nicht so, als hätte es viel gegeben, für das sich das Leben gelohnt hätte. Wäre er alleine hier, wenn es so war? Nein, dann hätte er Freunde bei sich, die ihm sagten, dass das alles dumm war und er es lassen sollte, weil er sich nur in Gefahr brachte, die es nicht brauchte. Aber für ihn machte das Spaß, ließ ihn ein wenig Leben. Und so machte er sich zwei Minuten später zum nächsten Sprung bereit.