Es war ein weicher Fall, den sie hinter sich zu bringen hatte. Und als sie auf der Matte ankam, war sie doch froh, es getan zu haben.
"Und? Hat doch gar nicht so viel Überwindung gekostet, wie du am Anfang behauptet hast, oder?", neckte sie ihr Freund, der sie passend dazu auch noch in die Seite kniff. Er hatte unten gewartet, bis sie sich getraut hatte, sich fallen zu lassen. Und eigentlich hatte sie sich am Ende auch nicht getraut, sondern ihren Armen hatte die Kraft gefehlt, ihren Körper noch länger zu halten.
"Ich weiß nicht. Das macht es für mich nicht verständlicher, was du daran magst, aber gut! Beim nächsten Mal klettere ich wieder normal von selbst nach unten!", erklärte sie ihm, als sie gemeinsam aus der Halle gingen. Bouldern war immer sein Hobby gewesen. Sie hatten es gemeinsam angefangen und er hatte sich gut in die Gruppe integriert, mit der sie es zusammen gemacht hatten. Bei ihr war das wieder schwierig, weil sie dank ihres Berufs oft nicht hatte teilnehmen können, weshalb sie sich mit niemandem wirklich gut verstand. Wieder eine Sache, die sie gemeinsam ausprobiert hatten und bei der dann wieder nur er geblieben war.
"Das ist deine Entscheidung, ich wollte nur, dass du es einmal versuchst!" Obwohl ihr Nacken verschwitzt war, gab er ihr einen sanften Kuss darauf. Bevor sie gingen musste er sich noch von einigen Leuten verabschieden und sie wartete in der Zeit draußen. Es war kalt, sie wollte nicht dort stehen, aber auch nicht zurück nach drinnen gehen, weshalb sie einfach nur mit ihrem Ehering spielte, der an ihrem Finger saß. Eigentlich hatte sie glücklich sein wollen. Alles, was sie sich gewünscht hatte, war eingetroffen. Und doch stand sie da, wartete auf Bernd und fragte sich, ob das wirklich alles war. Ob ihre Donnerstagabende immer damit gefüllt sein würden, alleine in der Dunkelheit zu stehen und auf ihren Mann zu warten, dem Soziales so viel einfacher fiel.