"Ich bin mir nicht sicher, ob du das tun solltest, das sieht nicht so aus, als hättest du die größten Überlebenschancen!", erinnerte ihn sein Knappe, der vorsichtshalber einige Schritte zurückblieb, als er die große Eidechse auf der Spitze des Turmes sitzen sah. Sein Ritter beachtete ihn kaum, ließ ihn zurück und machte sich alleine weiter auf den Weg, das große Tier zu töten.
"Komm hinunter und ich werde dich besiegen, um meine holde Maid zu befreien!", drohte er dem Vieh, welches ihn nur mit großen Augen ansah. Aus einem der Fenster des Turmes erklang plötzlich eine Stimme:
"Haltet ein!", befahl diese ihm. Keine zwei Augenblicke darauf, streckte die Prinzessin ihren Kopf aus diesem. Der Ritter zuckte erschrocken zusammen, als er von der Maid einen solchen Befehl bekam.
"Der Drache will mir nichts tun! Er ist vor zwei Wochen hier oben gestrandet und hat leider Höhenangst, weshalb er jetzt nicht mehr nach unten kommt! Könnt ihr tollkühner Recke ihm vielleicht dabei helfen, wieder nach unten zu klettern?", bat sie ihn. Seinem Blicke nach zu urteilen hatte er noch nie von einem solchen Fall gehört, trotzdem gab er sich alle Mühe, eine Lösung zu finden. Zuerst setzte er sich in den Sand und dachte laut nach. Wie brachte man einem Drachen bei keine Höhenangst mehr zu haben und wieso hatte er sie überhaupt?
"Kann er denn nicht die Augen zumachen und dann langsam nach unten schweben?", schlug er dann vor voller Angst schüttelte der Drache den Kopf und hielt sich mit seinen großen Krallen die Augen zu.
"Nein! Ich habe zu viel Angst!", weinte er dann ganz fürchterlich.
"Du musst keine Angst haben! Ich warte hier auf dich und breite die Arme ganz weit auf, damit du dich hineinfallen lassen kannst! Ich fange dich, versprochen!", machte der Ritter dem großen Drachen Mut. Dieser schüttelt wieder den Kopf.
"Nein! Ich habe Angst!", wiederholte er noch einmal.
"Du musst dir nur die Augen zuhalten und die Flügel ausbreiten!", erinnerte der tapfere Recke ihn ein weiteres Mal. Erst da sah der Drache ein, dass es keinen Sinn hatte, sich noch länger auf das oben bleiben zu versteifen, denn er hatte auch nichts davon, sich zu fürchten. Also tat er, wie ihm geheißen, bedeckte die großen Augen mit den schuppigen Pranken und breitete seine Flügel aus, bevor er sich nach hinten lehnte. Der Turm schwankte gefährlich und die Prinzessin hielt sich am Fensterrahmen fest, war aber stolz auf ihren neuen Freund. Er ließ den Turm los und fiel langsam, gebremmst von den großen, breiten Schwingen, zu Boden. Dort angekommen, öffnete er die Augen wieder und sah zu seinem Erstaunen, dass der Ritter noch immer mit verschränkten Armen vor ihm stand.
"Du sagtest doch, du würdest mich fangen!", warf er diesem vor und half sich auf die Beine. Aus seinen Nüstern kam schwarzer Rauch, er regte sich wirklich schlimm auf. Da erhob der Ritter das Wort.
"Naja, ich hätte es ja getan, wenn du es gebraucht hättest! Aber du hast es ganz alleine geschafft, von dort oben herunterzukommen! Ich bin stolz auf dich! Du kannst es doch!", lobte er den Drachen, der daraufhin beinahe ein bisschen errötete. Auch die Prinzessin im Turm winkte ihnen mit ihrem Taschentuch zu und jubelte zu ihnen herunter. Da verdürkcte der Drache sich eine Träne und richtete sich vollends auf.
"Ja! Ich bin stark! Und ich kann Dinge alleine schaffen, wenn ich das will!", sprach er sich dann selbst Mut zu. Der Ritter nickte und strich ihm vorsichtig über einen der großen Flügel. "Ja, das kannst du! Und damit hast du es bewiesen! Wir sind stolz auf dich!", erklärte er dem jungen Drachen, der ihn sanft anlächelte. Dann breitete er die Schwingen aus und erhob sich majestetisch in die Lüfte. Er verließ den Hof und flog davon, nicht, ohne seinen neuen Freunden noch einmal zuzurufen, dass sie ihn immer um Hilfe und Rat bitten konnten, wenn sie ihn brauchten. Der Ritter hatte die Arme in die Hüfte gestemmt, nachdem er dem Drachen noch eine lange Zeit hinterhergewunken hatte. Die Prinzessin war aus ihrem Turm in den Hof gekommen und hatte sich um seinen Hals geworfen.
"Wenn er die ganze Zeit fliegen konnte, warum ist er dann nicht einfach heruntergeflogen?", wollte er von ihr wissen und sie zuckte nur mit den Schultern.
"Manchmal braucht man einfach einen Stups in die richtige Richtung. Es ist in Ordnung, Hilfe in Anspruch zu nehmen, um eine Lösung zu finden, die man selbst im ersten Augenblick nicht sieht!", erklärte sie ihm verständnisvoll.
"Trotzdem dämlich!“