Lange atmete er aus und hatte den Kopf auf die Schulter seines Freundes gelegt, der mit ihm zusammen auf der Bank der Dachterrasse saß. Die Luft war kalt und er fühlte sich müde, wollte aber noch nicht wieder zurück in ihre Wohnung gehen. Sie zahlten auch für den Platz auf dem Dach und es hatte sich wirklich gelohnt, deshalb noch mehr Miete zu zahlen, als sie es sowieso schon taten. Die Nacht war noch jung und von allen Richtungen konnte man das Schreien und Lachen der Menschen hören, die in die zahlreichen Diskotheken strömten, welche das Bild der Stadt prägten. "Warum gehen wir beide eigentlich nie miteinander weg?", erhob er die Stimme und sah dem Mann neben ihm tief in die Augen. Dieser legte ihm die Hand an die Wange und küsste ihn vorsichtig. "Weil wir keine Menschen für saufen und tanzen sind. Noch nie waren. Außerdem gefällt mir das hier viel besser!", gab er zurück. Sie waren beide müde. Müde von ihrer Woche und müde vom Leben. Sie hatten nur die Wochenenden zusammen, obwohl sie ihr gesamtes Leben mit dem anderen verbringen wollten. Nur 48 ganze Stunden waren viel zu wenig Zeit für die Liebe, die sie teilten. "Ich will einfach nur bei dir sein, was wir machen, ist mir absolut egal!" Mittlerweile lagen sie beinahe aufeinander und kuschelten, denn die Luft war auch kalt und ihre Körper wärmten sich gegenseitig. Jeden Tag wachten sie nebeneinander auf, schon seit zwanzig Jahren und trotzdem war ihre Liebe noch nicht verflogen, wie man es ihnen immer vorhergesagt hatte. Sie würden nicht länger als zwei Jahre beieinander bleiben, würden es nicht schaffen, von einem auf den anderen Tag ihr Leben komplett umzukrempeln. Allen hatten sie es bewiesen. Ihre Liebe war stärker als alles, was man ihnen in den Weg gelegt hatte. Keinen Augenaufschlag lang hatten sie daran gezweifelt, dass sie zusammen ein gutes Leben führen würden.