"Ih! Wer macht denn sowas?", schimpfte der Mann, als er zur Tür hereinkam und schon roch, was seine Mutter zum Mittag gekocht hatte. Der Fisch musste noch nicht lange in der Pfanne liegen, denn es roch noch so richtig nach frischem Fisch. Er hasste Fisch. Mehr als alles andere. Nicht nur, weil es das Lieblingsessen seines Vaters gewesen war, sondern auch, weil er Geschmack einfach nicht seines war. Wer mochte schon den Geschmack von Fisch? Das erinnerte ihn immer ein wenig an eine alte Unterhose. "Bitte sei nicht schon wieder so! Ludwig, du kannst auch ein Mal in deinem Leben nett zu mir sein!", ermahnte seine Mutter ihn, die hinter ihm die Treppe heruntergekommen war und sich nun im Flur an ihrem Sohn vorbeischob. Sie wollte sich nicht schon wieder mit ihm streiten und sie hatte auch keine Lust, ihn mit Anfang zwanzig noch immer wie ein kleines Kind zu behandeln. "Nein, kann ich nicht. Du hast mich nicht dazu erzogen, nett zu sein!", erinnerte er sie und setze sich zu ihr an den Küchentisch, wo sie sich ansahen und die ganze Zeit nichts sagten. Es gab kleine Starrwettbewerbe, die er alle verlor, weil er die schönen Augen seines Vaters bekommen hatte und seine Mutter einem mit ihren Augen signalisieren konnte, dass sie sich wünschte, man wäre niemals geboren worden. Vermutlich tat sie das bei ihm auch. "Ich glaube, dein Fisch ist fertig!", kommentierte er, als das Wasser an der Seite aus dem Pfannenähnlichen Ding aufhörte, daraus zu kommen. "Ich glaube auch. Hoffentlich hast du Hunger!" Sie nahm es aus der Pfanne und gab etwas davon auf einen Teller. Obwohl er gerade noch betont hatte, dass er Fisch hasste, freute er sich, als sie ihm den Teller hinstellte und er bunten Pfeffer und Salz darüber streuen konnte. Auch der Kartoffelbrei wurde von ihm in regen Mengen dazu verdrückt. Eigentlich liebte er es und eigentlich liebte er seine Mutter, doch sie war so kalt zu ihm, wie die Eiswürfel in seiner Cola.