Als ich den Stall betrat, kam mir schon Samuel entgegen. Seine schwarzen Fingernägel, von denen ich auch schon mehrere Snaps bekommen hatte, hielt er mir dabei als erstes ins Gesicht, noch vor der sporadischen Umarmung, die wir austauschten. "Schau dir das an! Ist es nicht cool? Meine kleine Schwester hat das gemacht! Ich find es so cool!", sagte er mit einem Unterton in der Stimme, der darauf schließen ließ, dass er sich immer noch an den Gedanken gewöhnen musste, schwarze Fingernägel zu haben. Ich selbst war ihm ja fast noch böse, weil er es mich nie hatte machen lassen. "Ja, ich finde es auch gut. Unterstreicht, dass du dich nicht durch solche Dinge definieren musst!", erklärte ich. Dann ging ich an ihm vorbei zu der Box meines Pferdes. Sie stand schon ganz vorne, hatte vermutlich meine Stimme gehört und verlangte nach ihren Leckerlies, die ich in der Jackentasche mit mir trug. Ihr Geruch war das wundervollste, was es für mich auf der ganzen Welt gab. Fast so, wie eine Mutter den Geruch eines Babys toll fand. "Drückt nicht irgendwie meine gesamte Persönlichkeit aus, dass ich mir keine großen Gedanken darum mache, was andere zu mir sagen und es mir egal ist, ob sie mich für eine Pussy halten oder nicht?", wollte der Mann wissen, der mir mit schnellen Schritten gefolgt war. "So habe ich dich zumindest kennengelernt, ja. Immerhin reiten nicht viele Männer. Zumindest nicht viele, die ich kenne und die sich nicht damit auseinandersetzen mussten, dass sie gemobbt wurden!"; erklärte ich ihm. "Das passiert mir nicht, dazu bin ich zu heiß!" Er lachte, meinte es aber vollkommen ernst. Und ich konnte ihm nicht einmal widersprechen. Natürlich war er heiß. Er verbrachte jede freie Minute damit, seine beiden Pferde zu umsorgen und das machte einfach einen Körper. Außerdem spielte er Fußball und Handball. Zweiteres zwar öfter, aber nicht so erfolgreich, wie das erste. "Ja, vielleicht bist du das, dafür bist du aber auch ein selbstgefälliger Idiot!", erinnerte ich ihn und wir beide mussten lachen. Vorsichtig lehnte ich meinen Kopf gegen die Schulter des Mannes, der hinter mich getreten war. Ich mochte Samuel einfach zu gerne.