Vorsichtig legte sie ihren Schal über die Rückenlehne des Stuhles und seufzte dann etwas. Bevor sie ihren Mantel auszog, drückte sie noch auf den Knopf ihres Kaffeevollautomaten und ließ sich eine Tasse Espresso ein. Nach diesem anstrengenden Tag brauchte sie einfach etwas, das sie wieder ein Wenig auf Vordermann brachte. Und wenn es ein bisschen zu viel Koffein war, konnte ihr das auch nur recht sein. Während sie also wartete, suchte sie schnell in ihren Taschen nach der Notiz, die sie sich heute auf der Arbeit geschrieben hatte. Doch sie befand sich anscheinend nicht mehr in den Manteltaschen! Wie konnte sie sowas vergessen? Das war wichtig und wenn sie die Sache nicht bis nächste Woche erledigt hatte, dann würde man sie auch ohne große Begründung feuern können! Wie eine verrückte durchkämmte sie alle Taschen mindestens fünf Mal, bis sie sich sicher war, dass der Zettel verschwunden war. leise weinen sank sie auf dem Boden zusammen und wartete darauf, dass der Tod sie holen kam. Ihr Gesicht vergrub sie im Mantel, der ihre Tränen bereitwillig auffing. Als wäre dieser Tag nicht auch so genug gewesen! Als hätte es nicht auch schon gereicht! Was war sie nur für ein Idiot? Immer mehr der salzigen Tropfen verließen ihre Augen, vor Wut knüllte sie den Stoff zusammen und drückte ihn fest an sich, wodurch die Nässe, die sich noch aussen an ihrem Kleidungsstück befunden hatte, langsam ihren Pulli durchdrang. Erst, als sie wieder locker lies, fiel ihr ein Knistern auf, das immer dann zu hören war, wenn man die linke Seite des Mantels drückte. Vorsichtig fühlte sie durch das Innenfutter, drückte in bisschen darin herum, bis der Zettel, wegen dem sie gerade einen halben Nervenzusammenbruch erlitten hatte, durch ein kleines Loch zurück in die Manteltasche rutschte. Ungläubig starrte sie auf das Stück Papier, welches sich unbeschadet in ihrer Hand befand. Es war einfach nur in das Innenfutter gerutscht!