Als sich das Tier auf ihre Hand setzte, zuckte sie stark zusammen und wurde sogleich von dem Besitzer des Greifvogels ermahnt, dass sie sich wieder gerade hinstellen sollte. Sie sah nur in die großen Augen und betrachtete mit sehr viel Ehrfurcht die großen Schwingen des Adlers. Er war unglaublich majestätisch und sie musste tief durchatmen, bevor sie noch in Ohnmacht fiel. Schon immer hatte sie davon geträumt, auf den Flügeln dieser Tiere über der Welt zu gleiten, oder selbst einer zu sein. Als sie noch ein kleines Kind war, wollte sie immer fliegen, doch der Urlaub in der Türkei, welchen sie mit einem Flugzeug antraten, war in diesem Punkt eher enttäuschend gewesen. Dass sie ein solches Tier halten durfte, hakte einige der Punkte auf ihrer Bucketliste ab. Sie musste den Vogel bald wieder abgeben, doch als es soweit war, hüpfte sie nachträglich vor Freude in die Luft und ließ sich um den Hals ihres Freundes fallen, der mehr so aussah, als würde er denken, dass sie ein Problem hatte, doch er kannte ihre Liebe für Greifvögel und auch deshalb war er mit ihr zu jeder Greifvogelshow in ganz Deutschland gefahren. Mit dem Wissen, dass wenn es möglich gewesen wäre, sie ihn sofort für eines dieser Tiere verlassen hätte. Oder für einen dieser Trainer, die zum Glück nie viel von ihr gewollt hatten.
"Fandest du das nicht toll! Wir müssen unbedingt bald wieder herkommen! So bald wie nur irgendwie möglich!", freute sie sich. Dabei drehte sie sich im Kreis und ließ sich schlussendlich gegen den Mann neben sich fallen.
"Ich fand es ganz in Ordnung, hat mich jetzt nicht so vom Hocker gehauen. War aber auch die dritte diesen Monat!", erklärte er, fing seine Freundin dabei mit den Armen auf und küsste sie sanft auf die Stirn.
"Möchtest du nicht am liebsten mit ihnen fliegen? Den ganzen Tag in der Luft sein und nie wieder landen?", wollte sie mit großen Augen wissen, doch er schüttelte nur den Kopf.
"Nein, nicht wirklich. Aber wenn du das willst, werde ich dich immer dabei unterstützen!"
"Gut, dann kommen wir nächste Woche nochmal her!" Sie grinste ihn triumphierend an, während er nur den Kopf schüttelte und seufzte. Er liebte sie. Das musste er auch, sonst würde er das alles nicht mitmachen.