"Wo hast du diesen Stift her?", wollte das kleine Kind wissen und sie hätte ihm am liebsten das ganze Mäppchen ins Gesicht geworfen. Es war eines der Kinder, das nie aufpasste, was es tat und deshalb schon einige Male Ärger bekommen und gemacht hatte. Auch diesmal war es nicht anders, nur sollte heute Laura das Opfer dieser Unachtsamkeit sein. Das Saftpäckchen, welches der kleine Junge mitgebracht hatte, stand auf ihrer Zeichnung und es würde gleich ein Tropfen auf das Papier fallen. Bevor das passieren konnte, schlug sie das Ding mit einiges an Kraft weg und der goldene Saft verteilte sich im ganzen Zimmer. Ihre Mutter schrie auf und kam sofort mit einem Küchentuch dahergelaufen, sie selbst hatte die Hand vor den Mund geschlagen und war geschockt über ihre Handlung, die sie eher aus Reflex als aus Absicht getätigt hatte. Das Kind sah sie mit Panik in den Augen an und lief dann schnell zu seinen Freunden zurück, während ihre Mutter auf diese zuging und begann, sie auszuschimpfen, weil sie so nicht spielen konnten und es gar nicht ging, wenn dabei der Holzboden ruiniert wurde. Das Kind hatte genug Angst vor der Schwester seines Freundes bekommen, dass es sich nicht traute, die Tat anzuprangern und ihr war das ganz recht. Sie war ja auch nicht schuld daran gewesen und es befand sich kein Tropfen auf ihrer schönen Zeichnung. Außerdem musste sie sich den Rest des Abends nicht mehr mit irgendwelchen Kindern herumschlagen, die etwas von ihr klauten, sich ihre teuren Stifte ausleihen wollten oder sie baten, ihnen etwas zu trinken zu geben. Sie konnte in aller Ruhe ihre Zeichnung vollenden, sich am Abend ins Bett legen und sich dann nur kurz die Zähne halb an ihrem schlechten Gewissen ausbeißen, denn sie hasste Kinder und im Grunde war es gar nicht schlecht, dass sie es getan hatte. An ihrer Wand im Wohnzimmer trocknete jetzt zwar noch etwas Apfelsaft ein, aber damit konnte sie leben.