Als sie ihm wirklich gegenüber stand, hatte sie doch mehr Angst, als sie jemals zugegeben hätte. Ihre Hand schloss sich fest um das Schwert, bereit, zuzuschlagen, wenn sie es musste. Ein leises Knurren drang aus seiner Kehle, als er ihr näherkam und sie auf der Lichtung stehen sah, bereit ihm den Kopf in einem abzuschlagen, wenn es notwendig war. Zuerst schlich er sich langsam an, dann machte er einen langen Satz nach vorne und landete direkt neben ihr sauber auf allen vier Pfoten, wobei er die Zähne fletschte und ihr seinen schrecklichen Atem ins Gesicht blies. Einen Werwolf hatte sie zuvor nur aus Büchern gekannt und als man ihr aufgetragen hatte, diesen hier zu erlegen, war sie Feuer und Flamme gewesen, sich an der tödlichen Aufgabe zu versuchen. Sie war es doch gewohnt, Monstern gegenüberzustehen, da würde eines mehr nicht mehr den Unterschied machen. Doch nun war sie wie zu Stein erstarrt, konnte sich aus Furcht nicht mehr bewegen. Er war ihr so nahe gekommen, dass sie das Schwert nicht mehr so einsetzen konnte, wie sie es gewollt hatte. Gerade, als er mit seinem Kopf ausholte, um zuzubeißen, fiepte er plötzlich herzzerreißend und kippte auf die Seite. Als sie die Augen wieder öffnete, welche sie aus Angst vor dem baldigen Tod geschlossen hatte, sah sie, wer sie gerettet hatte. "Vater?", fuhr sie ihn erstaunt an, doch er richtete sich nur auf und räusperte sich, nachdem er das blutige Schwert aus dem noch lebenden, aber gerade ausblutenden Wolf gezogen hatte. Das Monstrum erschien ihr erst hier in seiner vollen Größe, vergleichbar war es nur mit einem kleinen Drachen. Kein Wunder, dass es ganze Pferde in Stücke reißen konnte. "Ich muss schon sagen, dafür, dass du dich extra rausschleichst und dich mit einer Gruppe an Söldnern herumtreibst, nur um zu kämpfen, bist du ziemlich schlecht darin!", wies er sie zurecht. Beleidigt zog sie die Augenbrauen zusammen. Normalerweise sagte ihr Vater solche Sachen nicht. Normalerweise ging er aber auch nicht mit Schwertern um und erlegte einen Werwolf ohne große Probleme. Das machte man als Mann seines Standes nicht!