Vor dem Fenster hörte sie Kinder spielen, die vor Freude jauchzten. Sie saß drinnen und kümmerte sich um den Abwasch, ihr Hund saß neben ihr und erhoffte sich ein bisschen Reste, die vielleicht auf den Boden fallen könnten. Wie aus Zufall schob sie ein kleines Stück Fleisch, welches sie nicht gegessen hatte, über den Rand der Spüle hinaus, sodass es auf den Boden fiel und das kleine Ding es sich schnell schnappen konnte. Kurz tat sie so, als wäre sie empört darüber, dass er das einfach so tat, dann beugte sie sich hinunter, kraulte ihn zwischen den Ohren. Noch nie in ihrem Leben hatte sie ein lebendiges Wesen gehabt, welches sie so sehr geliebt hatte, wie den kleinen Fellball, der immer um sie herum war.
"Na, was hältst du davon, wenn wir uns gleich noch einen Film anschauen? Findest du das gut?", wollte sie wissen. Er sah sie nur an, legte den Kopf schief. Vielleicht bildete sie sich das nur ein. Aber nein, er verstand sie auf jeden Fall. Er wusste ganz genau, was sie ihm sagte und anvertraute. Niemand sonst wusste so viel über sie, wie dieser kleiner Hund.
Als sie sich auf die Couch fallen ließ, öffnete sie neben Netflix auf dem Fernseher auch Tinder auf ihrem Handy. Es war wieder an der Zeit, sich durch die vielen Menschen zu swipen, die sie kennenlernen wollten. Die meisten davon machten allerdings schon auf den ersten Blick den Eindruck, dass man besser nichts mit ihnen zu tun haben wollte.
"Was hältst du von dem? Der sieht doch ganz nett aus!", schlug sie ihrem Schatz vor, der nichts dazu sagte. Kurz hob sie den Blick, ließ ihn zu dem Bild schwanken, welches auf dem Regal neben dem Fernseher stand. Tinder war in Ordnung, sie wollte nur schnellen Sex. Deshalb wischte sie den Mann direkt ins Ja. Sie vermisste es, eine Verbindung zu einem Menschen zu haben. Aber was geschehen war, konnte man nicht mehr ändern.