Gelangweilt starrte sie auf den Bildschirm vor sich, auf welchem sich langsam das Gesicht eines alten Mannes mit weißem Bart abzeichnete. Ihre Verbindung war schlecht, aber so war das eben. Sie konnte nicht viel dagegen tun, außer einen ihrer Untertanen vor Frust auspeitschen zu lassen, aber auch das beschaffte ihr nur kurzzeitig irgendeine Art von Befriedigung.
„Meine Glückwünsche, Prinzessin! Es freut mich von ihrer Verlobung zu hören!“ Wenigstens ging der Ton richtig. Während der Mann davon sprach, wie wichtig dieser Schritt doch war und wie stolz er auf seine Enkeltochter war, dass sie sich diesen Schritt nun endlich zu gehen getraut hatte, kaute sie an ihren Fingernägeln und spielte an ihrem Rechner herum. Hier und da hatte er einige Kratzer, in welche sie die Nägel fahren konnte, dann zog sie daran, bis das Ding nachgab und der Bildschirm wackelte. Sie hatte ihr Bild von Anfang an ausgeschaltet gehabt, weil sie nicht wollte, dass alle Verwandten, die sie nun nach der Reihe anrufen würden, sahen, wie gelangweilt sie wirklich war.
„Danke. Ich freu mich auch. Und mein Bräutigam ist wirklicht toll zu mir!“, wiederholte sie das, was sie schon den letzten fünfzehn Menschen gesagt hatte. Inklusive ihrer Eltern. Gerade als sie aufgelegt hatte und ihr Großvater wieder verschwunden war, stellte sie den Rechner auf lautlos, damit sie den nächsten Anruf nicht hören konnte.
„Muss ich das wirklich noch machen? Dir ist bewusst, dass mich das unheimlich stresst?“, fragte sie den Mann, der in der Ecke stand und sie die ganze Zeit beobachtet hatte.
„Ja, musst du. Es tut mir wirklich leid, aber ich fürchte, du hast gar keine andere Wahl. Aber keine Sorge. Wir haben schon mehr als die Hälfte durch!“, erklärte ihr Leibwächter, der sehr wohl verstand, warum sie keine Lust mehr hatte. Doch etwas dagegen tun konnte er nicht.