Einige Male atmete er tief durch, dann drehte er sich endlich um. Julie, die hinter ihm saß, sah erst auf, als er seine Hand auf ihr Pult legte.
"Kannst du mir vielleicht einen Stift leihen?", wollte er mit zittriger Stimme wissen. Doch sie sah ihn nur etwas verwirrt an.
"Du hast doch selbst genug, oder nicht?" Mit ihren Augen zeigte sie auf sein Mäppchen, welches wirklich vor Bleistiften, Kugelschreibern und Buntstiften in jeder Farbe überquoll. Als sie ihn darauf ansprach, wurde er rot.
"Ja, eigentlich schon. Aber ich hab mein blau zuhause vergessen und wir sollen es benutzen, und ich will nicht...", mehr musste er nicht sagen, denn sie drückte ihm einfach den Stift in die Hand. Dabei lächelte sie lieb.
"Ist schon in Ordnung, ich versteh das. Ich kann es auch nicht haben, wenn es vom Tafelbild abweicht!" Dann widmete sie sich wieder ihrer Arbeit, den Text von der Tafel abzuschreiben. Vorsichtig unterstrich er mit dem blauen Buntstift zwei Wörter, dann gab er ihn ihr zurück, wobei er noch einige Zeit nach hinten schaute und ihr dabei zusah, wie sie arbeitete. Erst nach einiger Zeit sah sie wieder auf.
"Alles in Ordnung? Oder brauchst du noch etwas?", wollte sie wissen. Er wurde noch röter, als er es zuvor schon gewesen war, dann nahm er all seinen Mut zusammen.
"Magst du mir deine Handynummer geben?" Dabei war seine Stimme so dünn, dass er sich nicht sicher war, ob sie es überhaupt gehört hatte. "Nur, falls wir Mal ein Projekt zusammen machen müssen!"; schob er dann noch hinterher, weil sie ihn ein wenig kritisch ansah. Doch nur einen Moment später erschien wieder das typische Grinsen auf ihrem Gesicht, sie riss ein Stück Blatt von ihrem Block ab, kritzelte ein paar Zahlen darauf und schob es ihm zu.
"Ja, natürlich. Du kannst mir natürlich auch gerne Mal so schreiben, auch, wenn wir kein Projekt zusammen machen müssen!" Dann zwinkerte sie ihm zu. Er nahm den Zettel, drehte sich um und verstaute ihn so schnell er konnte in seinem Mäppchen. Noch immer war er rot und wurde sicher auch schon von mehreren Leuten aus ihrer Klasse komisch angeschaut, doch er freute sich so sehr, dass er es nicht lassen konnte, ein kleines Fiepsen von sich zu geben. Niemals hatte er erwartet, dass er vielleicht doch noch den Mut finden würde, sie zu fragen. Und dann hatte sie auch noch ja gesagt! Das musste der beste Tag in seinem Leben sein!