Vermutlich war es nur das Rauschen des Blutes in meinem Kopf, welches mich betäubte und mir die Fähigkeit nahm, mich zu orientieren. Doch es war dieses Geräusch in meinen Ohren, von dem man nicht wusste, woher es kam und trotzdem war es das einzige, was man noch wahrnahm. Ich bekam nichts mehr mit. Nicht einmal mehr meine eigenen Gedanken, die Realität. Wo ich war, wer ich war, was mir durch den Kopf ging. Das alles war nebensächlich. So in meinem eigenen Kopf gefangen zu sein, das machte mir beinahe Angst. Nur ein kleines bisschen. Sonst kannte ich das nur von den Anfällen, die mir manchmal durch Mark und Bein gingen. Diesmal war es etwas anderes. Etwas neues, was ich noch nicht kannte. Es war ein Schock. Wodurch wurde er ausgelöst, was hatte ihn verursacht? Für den Moment, in dem ich so sehr neben mir stand, nur noch dieses Rauschen -wie bei einem dieser alten, kaputten Fernseher- im Ohr, war es mir möglich, vollkommen frei zu denken. Bis es durch das plötzliche Zucken meines gesamten Körpers abrupt endete. Ich spürte wieder die Sitzfläche des Stuhls, auf dem ich die ganze Zeit gesessen hatte, mein Atem ging flach.
„Geht es ihnen gut? Wollen sie ein Wasser?“, fragt die Polizistin mich fürsorglich, während sie weiter auf ihrer Tastatur tippt um meine Anzeige aufzunehmen. Bis auf das Klicken der Tasten hörte man nichts mehr in dem Büro. Durch das Fenster kam das Licht der Straßenlaternen herein, die Schatten der Blätter zeichneten freundliche Muster auf den Boden. Geduldig wartete ich, dann war sie endlich fertig. Einige Sekunden schauten wir uns nur an, dann standen wir beinahe gleichzeitig auf.
„Wenn sie noch etwas brauchen, sind meine Kollegen und ich immer gerne für sie da!“, versichert sie mir. Wir verabschieden uns. Obwohl sie alle immer gerne für mich da sein wollten, starrten sie mir nach. Brandmarkten mich mit ihren Blicken als Opfer. Und das war wahrscheinlich das Letzte, was ich wollte.