"Ich glaube, du hast Fieber, meine Kleine!", sorgte sich Senna um ihre Tochter, die vor ihr im Bett lag und auch nicht besonders gesund aussah. Ihre Nase lief und sie konnte die Augen kaum aufhalten, so müde schien sie zu sein. Nicht einmal eine Antwort bekam ihre Mutter von ihr, sie bleib einfach regungslos liegen und wirkte nur wie ein kleines Häufchen Elend."Du bleibst heute von der Schule Zuhause! Ich melde dich krank, dann kannst du dich auskurrieren und musst nicht so hingehen, ja?", schlug sie ihr vor und ihre Tochter nickte etwas langsam. Sie wusste, das ihr Kind zum Arzt musste, doch sie hatte keine Zeit, mit ihr dorthin zu gehen, denn auch sie musste um neun bei der Arbeit sein und an einem Montag war es beim Arzt immer unendlich voll. "Rufst du Oma an?", bettelte das Mädchen leise und ihre Mutter seufzte leicht. Ja, sie würde ihre eigene Mutter anrufen. Nicht nur, weil jemand auf das Kind aufpassen musste und auch ihr Mann schon seit zwei Stunden bei der Arbeit war und erst am Mittag zurückkommen würde, sondern auch, weil jemand mit ihrer Kleinen zum Arzt musste und sie ganz offensichtlich nicht dieser jemand sein konnte. "Ja, ich rufe Oma an. Schlaf du nochmal ein bisschen, ich mach dir noch schnelle Tee und dann bringe ich dir den Laptop, dann kannst du ein bisschen Serien schauen, ja?", bot sie an und das kleine Mädchen nickte zufrieden und kuschelte sich noch weiter unter die Decke. Senna ging nach draußen und schloss die Zimmertüre vorsichtig hinter sich, dann machte sie sich auf den Weg in ihre Küche. Noch im Gang nahm sie das Telefon und wählte die Nummer ihrer Mutter. Es tat ihr jedes Mal so leid, wenn ihre Tochter krank war und sie nicht bei ihr bleiben konnte. Dann bereute sie es manchmal, nicht wie viele der anderen Frauen aus der Schule, erst mit dem Eintritt des Kindes in die weiterführende Schule wieder zur Arbeit zu gehen, doch das funktionierte aus vielerlei Gründen nicht. Erstens hatten sie ein Haus abzubezahlen und sie wollte ihren Beitrag dazu leisten, zweitens würde sie verrückt werden, wenn sie nichts anderes mehr als ihr Haus, den Supermarkt und vielleicht die Wohnzimmer von Freundinnen sehen würde. Trotzdem wäre es schön, wenn sie die Tage, an denen ihr Kind krank war, für sie da sein könnte. Wenigstens konnte sie ihre Mutter um Hilfe bitten.