"Wie lange hast du denn schon Gefühle für sie?", wollte seine Mutter wissen, als er heulend neben ihr auf der Couch saß und sich gar nicht mehr einkriegen konnte. Ihre Frage machte das ganze leider nicht viel besser und er fühlte sich nur noch mehr danach, als würde sein Herz gleich in tausende Einzelteile zerbrechen und ihm die Brust zerschneiden. So viele Gefühle hatte er schon seit Jahren nicht mehr auf einmal gefühlt und die meisten davon wollten ihn dazu zwingen, sich vor den nächsten ICE zu werfen, der in den gar nicht so weit von seinem Zuhause liegenden, Bahnhof einfahren würde. Er wollte nicht! Er wollte nicht an die Liebe denken, die nicht erwidert wurde und er wollte nicht an seine Eltern denken, die enttäuscht sein würden und er wollte nicht an seine Freunde denken, die nicht mehr mit ihm reden würden! "Ich habe schon immer Gefühle für ihn!", heulte er dann und versteckte das Gesicht nur noch tiefer in den Händen, damit sie ihm nicht mehr in dieses schauen konnte. Es tat ihm weh, diesen Blick sehen zu müssen, den er sich voller Verachtung und Hass vorstellte, von seiner eigenen Mutter, die ihn für so viele Jahre großgezogen und geliebt hatte. "Ist schon gut, hey! Das ist doch in Ordnung! Warum sagst du ihm denn nicht einfach, was du für ihn empfindest? Hast du etwas zu verlieren?", wollte sie wissen und lächelte ihn verständnisvoll an. Er hob vorsichtig den Blick, um in ihr Gesicht sehen zu können. Ein feines Lächeln zierte dieses, sie nahm ihn in den Arm und gab ihm gefühlt tausend Küsse auf einmal. "Ich liebe dich, mein Kleiner! Du bist mein Kind, ich liebe dich und wenn dieser Junge dich nicht liebt, dann macht er einen sehr großen Fehler!", flüsterte sie ihm zu, während er sich fest an sie drückte und seine Tränen an ihrer Bluse abwischte.