Seine Hand legte sich vorsichtig auf die Wange des Jüngeren, der zurückzuckte, weil er Angst hatte, gleich wieder geschlagen zu werden. Doch Tino zeigte ihm durch ein leichtes Kopfschütteln, dass er ihm jetzt erstmal nichts Böses mehr antun wollte. "Du hast irgendwie einen komischen Geschmack für Mode!", merkte er dann an, nachdem er an dem Jungen hinabgeschaut hatte, der vor ihm stand. Obwohl er mittlerweile kein Junge mehr war, sondern ein junger Mann, der nicht mehr in der Pubertät war, sondern sogar Bart hätte haben können, hätte ihn das Glück ereilt, einen Bartwuchs in der Familie vererbt bekommen zu haben. "Ja, ist es nur das, oder wolltest du mir noch was anderes sagen?" Man sah ihm beinahe an, wie er schwitzte, als er fragte. Immerhin hatte er weiterhin Angst vor dem Mann, der vor ihm stand und ihm jahrelang das Leben zur Hölle gemacht hatte. "Nein, eigentlich nur das. Und, dass du dir was anderes anziehen solltest, wenn du willst, dass die Leute dich ernst nehmen. Das ist nämlich ziemlich schwer, wenn man dich so ansieht!", scherzte er und lachte nur für sich ganz leise. Nur er fand das lustig. Dann trat er noch einen Schritt auf den Opfer zu, das sich nicht einmal traute einen Zentimeter zurückzuweichen. Obwohl er mittlerweile kein Opfer mehr war, er war nur noch der Mann, der sich vor einem anderen fürchtete, ohne einen genauen Grund dafür zu haben, den er vermutlich haben sollte, aber nicht hatte. Es machte ihn nervös, in der Nähe des Älteren zu sein, der ihn nie gemocht hatte. Gerade, als sie sich wieder in die Augen schauten, lehnte der Jüngere sich vor und küsste sanft die kaputten Lippen, die sein Gegenüber sich immer aufbiss, wenn er nervös war. Sie küssten sich, innig und lange. Niemals hatte einer von ihnen erwartet, dass aus ihnen etwas werden könnte, das glaubte auch zu diesem Zeitpunkt niemand. Doch sie wollten sich küssen und es dauerte nicht lange, bis Tino seinen Partner gegen die Wand neben ihnen drückte. Sie wollten beide gar nicht mehr aufhören, doch der Ältere musste nach Luft schnappen und dabei versuchen, nicht so auszusehen, als wäre er überrascht davon, wie gut er gerade geküsst worden war."Darf ich nochmal hervorheben, dass gelbe Schuhe wirklich keine Option sind?", scherzte er dann. Er war nervös, doch Phillip hob sein Kinn an und küsste ihn wieder. Er wollte nicht antworten, wollte nichts sagen, sondern nur noch mehr geküsst werden. Gerade war es so schön, diesen Moment mussten sie einfach beibehalten.