Vorsichtig sah er durch den Spion nach draußen und konnte aber nur einen blonden Haarschopf erkennen. Die Kette immer noch eingehakt, öffnete er die Tür einen Spalt breit, nur um davor ein kleines Mädchen in einem Prinzessinnenkleid zu sehen. Sie hielt ihm eine Tüte hin und sagte beinahe schüchtern: "Süßes oder Saures!" Dabei lächelte sie ein bisschen, sah aber nicht so aus, als würde sie sich in ihrer aktuellen Situation besonders wohlfühlen. Zuerst schloss er die Tür wieder, dann öffnete er sie ganz, um dem Mädchen ein paar der Süßigkeiten aus der Schale, die seine Mutter ihm bereitgestellt hatte, in ihre Tüte zu werfen. "Du bist aber nicht sehr fruchterregend! Dabei ist doch Halloween!", sagte er zu ihr und musterte sie von oben nach unten. Die Kostüme der Kinder wurden auch immer liebloser. Sie hatte sogar ein kleines Krönchen aus Plastik auf dem Kopf. "Nein! Ich will ja auch niemandem Angst machen! Ich mag es nicht, böse zu sein!", erwiderte das Kind und sah ihm voller Trotz in die Augen, woraufhin er sogar ein wenig lachen musste. "Das verstehe ich. Ich mache auch nicht gerne anderen Leuten Angst, deshalb hab ich mich heute auch nicht verkleidet!", erklärte er. Dabei grinste er sie ein wenig an und nahm dann noch eine Handvoll aus der Schüssel und hielt sie ihr hin. Begeistert öffnete sie ihre Tüte noch einmal und sah den süßen Versuchungen dabei zu, wie sie in diese fielen. "Vielen Dank! Sie sind wirklich sehr nett!", bedankte sie sich artig für die Süßigkeiten und lief dann zurück zu ihrer Mutter, die hinter der nächsten Ecke auf ihre Tochter gewartet hatte. Er konnte im Gang hören, wie sie dieser vollkommen begeistert davon erzählte, was er zu ihr gesagt hatte und, dass sie sogar noch eine Hand mehr bekommen hatte, weil sie etwas mit ihm gemeinsam hatte. Derweil grinste er nur in sich hinein und dachte daran, wie er als kleines Kind auch Süßigkeiten gesammelt hatte. Es war noch gar nicht so lange her, keine zwanzig Jahre. Damals hatte er sich auch immer anhören dürfen, das er nicht gruselig genug war. Jetzt konnte er genau diesen Kindern noch etwas mehr von dem geben, was sie sammelten. Er würde niemandem negativ in Erinnerung bleiben.