Ihr mittlerweile kalter Kaffee stand noch auf dem Küchentisch, als sie die Wohnung wieder betrat. Sie war von der Arbeit nach Hause gekommen und hatte sich natürlich gewundert, wo ihr Mann war, doch manchmal fuhr er einfach zu Freunden und dann machte sie sich auch keine Sorgen um ihn. Sie hatte sich also einen Kaffee gemacht, mit dem neuen Vollautomaten, den sie sich zu Weihnachten angeschafft hatten. Thomas trank zwar keinen Kaffee, doch er hatte sich sehr darüber gefreut, dass sein Geschenk bei ihr so gut ankam. Kurz schluchzte sie, bevor sie das kalte Getränk in die Spüle schüttete und sich einen Neuen Kaffee machte. Sie brauchte das Koffeien, bevor sie wieder losfahren musste. Sie setzte sich auf einen der Stühle, die in der Küche bereitstanden. Sie hatte es sich denken können, eines Tages würde ein solcher Anruf kommen und sie würde Toms Sachen nicht schnell genug packen können. Irgendwann wäre es soweit und trotzdem hatte sie an jedem Tag nicht daran gedacht, dass es dieser sein konnte. Vorher war das immer gut gegangen, nur heute hatte es sie kalt erwischt. Lange spielte sie mit ihren Fingern und dachte an ihren Mann, wie er gerade operiert wurde und dass man ihr erst in ein paar Stunden würde sagen können, ob er es überlebte. Schon immer hatte er gewusst, dass ein Motorrad eine gefährliche Angelegenheit war, vor allem, wenn man so fuhr, wie er es tat. Sie hatte das immer still mit angesehen, sich nicht beschwert, nie die Stimme erhoben. Jetzt musste sie es ausbaden, dass sie ihn nie darum gebeten hatte, es sein zu lassen. Wie sollte sie es nur den beiden Kindern erklären? Langsam ließ sie den Kopf auf die Tischplatte fallen, schloss die Augen und hoffte, dass sie ihren Mann noch einmal lebendig in die Arme würde schließen können. Erst einige Stunden später, als das Telefon klingelte, wachte sie neben einer Tasse kaltem Kaffee auf.