"Also, das ist schon irgendwie ein bisschen sehr bunt geraten, meinst du nicht?", wollte seiner Mutter wissen, als er fertig damit war, seine Zimmerwand zu bemalen. Er atmete tief durch, zumindest gab es keinen blöden Kommentar von ihr, wie er ihn von seinem Vater zu erwarten gehabt hätte. "Nein, ich finde es toll. Also, klar, es ist bunt, es ist ja auch eine Regenbogenflagge, aber die gehört so! Die gehört bunt und groß und schön!", verteidigte er seine Entscheidung, als er schon zwei Arme um seinen Hals fühlte, seine Mutter drückte ihn an sich. "Es ist wunderschön geworden, Oskar!", stimmte sie ihm dann zu, bevor sie ihm noch einen Kuss auf die Wange drückte. "Findest du, ja?" Etwas schüchtern kratzte er sich am Nacken und sah auf den Boden. "Natürlich! Dein Vater hätte es gehasst, aber den sind wir los also ist das kein Problem mehr!", scherzte sie mit einem Zwinkern. Ihm war klar, dass sie ihn mehr liebte, als alles andere. Vor allem, nachdem sie sich von seinem Vater getrennt hatte, weil dieser seine Homosexualität nicht akzeptieren wollte. Sein Vater hatte ihn geschlagen, beinahe ins Koma geprügelt, nachdem ein paar Jungs aus der Schule ihn vor allen geoutet hatten. Es gab niemanden, der es jetzt nicht wusste, der gesamten Stadt war es klar und da sie eher auf einem Dorf lebten, war es wie ein sozialer Tod. Doch seine Mutter blieb an seiner Seite, hatte sich darum gekümmert, dass sein Vater bei ihnen ausziehen musste. Sie liebte diesen Mann, aber ihr Kind noch mehr und sie hatte schon jetzt alles für ihn aufgegeben. "Ich hab dich lieb, Mama!", murmelte er vor sich hin und sie lächelte leicht. Dann nickte sie. "Ich weiß. Ich liebe dich auch, du bist mein Kind, mein einziges und das wertvollste, was ich auf der ganzen Welt habe!", antwortete sie ihm. Dann schüttelte sie den Kopf und atmete tief durch. "Komm, lass uns nach unten gehen und uns einen Kakao machen! Ich hab diese süßen, kleinen Marshmallows gekauft, die man so gut da drinnen einschmelzen kann!", lud sie ihn ein. Er beeilte sich, ihr zu folgen.