"Du schaffst das schon, ja? Sei ein starker Mann, wie er es immer gewollt hatte!", ermahnte sein bester Freund ihn. Mit Tränen in den Augen legte er die Blumen nieder und schaute auf die Erde vor sich. Gerade hatte er das Grab für seinen besten Freund schließen müssen und er verstand immer noch nicht, wie genau es überhaupt passiert war. Gestern noch, so fühlte es sich an, hatten sie zusammen karten gespielt. Sie hatten gelacht und getanzt, Mädchen angegraben und sich einen Spaß daraus gemacht, dass der Tote angeblich schwul sei. Was er nicht war, doch es war einfach lustig gewesen."Ich glaube nicht, dass es ihm so wichtig gewesen wäre, dass du stark bist! Wichtig ist jetzt, dass du hier bist und dich von ihm verabschiedest. Für ihn und dafür, dass du irgendwann dein Leben wieder leben kannst!", ermutigte ihn seine Freundin, die ihm sanft über den Rücken strich. Ihre Anwesenheit tat ihm gut, doch sie konnte das Loch in seinem Herzen nicht füllen. Noch nie hatte er so großen Hass auf sich selbst empfunden als in diesem Moment. Wenn er nicht zu unfähig gewesen wäre, einen simplen Verband anzulegen! "Hör auf, dir Gedanken darüber zu machen!", schimpfte ihn sogleich einer seiner anderen Freunde, als er den Gesichtsausdruck bemerkt hatte. "Er war schon tot, als du bei ihm angekommen bist, was hättest du tun sollen? Komm her!" Sie waren Männer und sie hielten nie viel von Emotionen, vor allem er war es immer gewesen, der gepredigt hatte, dass Männer sich nicht nahekommen sollten, dass es schwul war, sich zu umarmen. Doch heute brauchte er das. "Rest in Peace, Kumpel!", flüsterte einer vor sich hin und aus für ihn unerfindlichen Gründen, brachte das alle um ihn herum zum lachen. "Was hab ich denn jetzt gemahct?", wollte er noch wissen, machte es aber nur schlimmer. Sie lachten aus purer Verzweiflung und weil es so gut auf den Punkt gebracht worden war. "Ja, Rest in Peace Kumel!", murmelte dann auch Felix in das Innenfutter der Jacke, an welches er gedrückt wurde.