Aufgeregt kaute er auf seinen Fingernägeln herum, während er hinter der Kiste hockte und damit zu tun hatte, nicht ihn Ohnmacht zu fallen vor Angst. Die Waffe die er trug, hatte er zwischen die Beine geklemmt und der Lauf endete an seiner Kehle. Er wollte lieber hier sterben, als qualvoll an einer Schusswunde zu verbluten oder sich ein Bein abreißen zu lassen, weil man aus Versehen auf eine Landmiene trat. Der Befehl seines Generals war zwar gewesen, das Angsthasen genauso wie Desateure erschossen wurden und ihre Familien keinen Anspruch auf Entschädigung hatte, aber das war ihm egal. Er hatte keine Familie und erschießen wollte er sich ja sowieso selbst. Aber in den Tod geschickt zu werden und diesen Befehl auch noch auszuführen, das war doch verrückt! Alle anderen waren verrückt, er war der einzig normale hier! "Manfred?" Einer seiner Kumpanen stand vor ihm und sah ihm dabei zu, wie er die Nerven verlor. "Willst du hier sitzen bleiben?", hakte er weiter nach und reichte ihm eine Hand nach unten, an der er ihn hochziehen wollte. "Ja", antwortete er und sah wieder auf seine Fingernägel. Diese waren mittlerweile so kurz, dass seine Fingerkuppen angefangen hatten zu bluten, weil er auf ihnen herumgebissen hatte. Das Blut rann ihm nicht nur über die Hände, sondern auch über das Kinn hinab. "Manfred, wir sollen uns doch nur bis zum nächsten Schützengraben nach vorne Bewegen! Sie schießen gerade nicht, komm!", befahl er ihm beinahe und griff ihn unter dem Arm, an welchem er ihn nach oben zog und versuchte, ihn dazu zu bewegen, mit ihm zu kommen. "NEIN! LASS MICH LOS!"; wehrte er sich, strampelte und riss sich aus dem Griff seines Kameraden. Wieder fiel er zu Boden und rollte sich in Fötusstellung auf dem dreckigen Boden zusammen. Immer wieder wippte er hin und her, bis er keine Kraft mehr hatte und einfach liegen blieb. Verzweifelt sah ihm der Mann, der ihm gerade noch helfen wollte dabei zu, wie er aufgab. Er musste annehmen, dass er nichts tun konnte, um der zerbrochenen Seele zu helfen. Also kletterte er alleine hinaus, lief einige Schritte, drehte sich noch einmal um und machte sich dann auf den Weg. Dann hörte man nur noch einen lauten Knall und ein Wimmern des am Boden liegenden.