Eine alte, runzlige Hand legte sich auf den Deckel und spielte ein wenig damit. Die Fingernägel waren von tiefen Furchen durchzogen, was ihm zeigte, dass der Besitzer der Hand eine lange Zeit hinter sich hatte, in welcher er vermutlich viel gearbeitet hatte. Vorsichtig trat er einen Schritt vorwärts, sah nach oben auf den Mann, der einen langen, weißen Bart und keine Haare auf dem Kopf hatte. Er sah seltsam vertrau aus, wirkte aber nicht so, als würde er sich an seinen Besuch erinnern, der lange darüber nachdachte, wen er da vor sich hatte, bevor er etwas sagte:
"Meister? Ich habe um eine Audienz bei ihnen gebeten!", sprach er mit laute und fester Stimme. Gerade, als er zum nächsten Satz ansetzten wollte, hob sich die andere Hand von dem Thron und gebot ihm so Einhalt.
"Sprich nicht so laut, das tat meinen alten Ohren nicht gut. Ich höre hervorragend. Was willst du?" Die Stimme war merkwürdig sanft, nicht so dominant, wie er es erwartet hatte. Auch, wenn der Mann alt war, hatte er doch ganz klar etwas unheimlich erhabenes.
"Ich wollte sie darum bitten, mich auf eine Reise gehen zu lassen, die ich als essenziell für meine weitere Ausbildung sehe. Und ich wollte sie ebenfalls darum bitten, mir die Erlaubnis zu erteilen, dabei eine Frau mit mir zu führen", sprach er etwas leiser. Er wusste nicht genau, was er zu erwarten hatte. Es war eine sehr große Bitte und ihn war von Anfang an klar gewesen, dass er nicht zu viele Hoffnungen haben durfte, sie genehmigt zu bekommen.
De Alte dachte nach, sprach kein Wort. Die Finger tippten auf dem Deckel der Sanduhr herum, bis er dann endlich den Mund öffnete.
"Die Zeit, in der sich unser Orden dadurch auszeichnete, enthaltsam zu leben, sind schon lange vorbei. Ich sehe in deinem Herzen keine bösen Absichten mehr, wenn du sie auch einmal gehabt haben solltest. Sind deine Ausbilder einverstanden?" Schnell nickte der junge Mann, dessen Beine begonnen hatten, zu zittern.
"Dann geh. Und erfülle deine Prophezeihung. Ich sehe in deiner Zukunft viele dunkle Tage. Pass auf dich auf!" Wie ein Vater, der sich um sein Kind sorgte, sprach er mit dem jungen Mann, der nickte und dann seinen Mantel wieder zuzog, die Kaputze aufsetzte. Gerade als er sich durch die Tür nach draußen quetschen wollte, fühlte er einen Stich im Herzen. Seine Heimat, die er für unendlich lange Jahre so sehr geliebt hatte, versetzte ihm noch im letzten Moment eine schmerzhafte Erinnerung. Er wusste, dass sich das Zeichen der Bruderschaft gerade in seine Haut einbrannte. Und er war vollkommen zufrieden damit. Er würde es mit Stolz tragen!