"Wie kannst du nur so viel Geld für etwas ausgeben, was sich am Ende nicht einmal lohnt?", wollte sie wissen. Ihr Blick war schon beinahe voller Neid auf die Handtasche der Jüngeren gerichtet. Sie arbeitete noch nicht so lange hier, erst ungefähr ein halbes Jahr, wie konnte sie sich das alles leisten? "Es lohnt sich sehr wohl! Ich mag es, ich schaue mich lieber an, ich habe eine schöne Handtasche! Ich brauche ja nur eine, also warum nicht gleich eine Hochwertige?", verteidigte die Jüngere sich. Sie hatte noch nie verstanden, warum ihr die Sachen, die sie besaß, nicht gegönnt wurden. "Weil man nicht so viel Geld für eine Tasche ausgeben kann, vor allem nicht, wenn diese Tasche von einer Marke ist, die nur Menschen haben, die sich diesen unnötigen Luxus leisten wollen!", schimpfte die Ältere weiter. Ihre Arbeitskollegin rollte nur mit den Augen, sie hatte sich das alles schon von ihrer Mutter anhören müssen. Sie fand die beiden reagierten ein wenig zu heftig auf die Tatsache, dass sie sich eine Tasche gekauft hatte. Ja, diese kostete mehr als tausend Euro, aber dafür würde sie sich auch nur ein einziges Mal eine kaufen müssen. Sie hatte viele Jahre während ihres Studiums von ihrer Arbeit in einer Bar kaum leben können und natürlich musste sie Bafög zurückzahlen, aber sie hatte sich ein Mal etwas gönnen wollen. Und wenn es bei anderen ein Computer war, dann war es nun eben bei ihr eine Handtasche. Wenigstens war sie schick und passte zu beinahe jedem Outfit. "Ich mag sie, ich bin mir sicher, dass es die richtige Entscheidung war. Vielleicht solltest du dir auch einmal etwas gönnen, was dich glücklich macht, dann musst du nicht eifersüchtig auf mich sein!", antwortete sie. Sie setzte sich hin, schaltete ihren Computer an und machte sich daran, ihre Arbeit zu machen, die sie in diesem Abteil vermutlich am besten machte. Ihre Arbeitskollegin schnaubte beleidigt, sie wollte vermutlich nichts mehr von ihr wissen, aber das war auch bei ihr so. Wenn jemand sie wegen einer Sache anging, bei der er eigentlich nichts mitzureden hatte, dann war es nicht ihr Problem, wenn derjenige am Ende gekränkt war.