Vorsichtig stieg er durch das Fenster und sah sich noch einmal genau um, damit er sich sicher sein konnte, dass ihn niemand sehen würde. An den Kameras hatte er sich gut vorbeischmuggeln können und dass die alleinstehende Frau immer ein Fenster in der Küche offen ließ, wurde ihr nun zum Verhängnis. Leise setzte er die Füße auf den Boden und sah sich in der Küche um. Sie war groß und man hatte gut Platz. Eigentlich war er neidisch. Er wollte auch in so einem Haus wohnen, wenn er es eines Tages vielleicht leisten konnte. Plötzlich wurde die Tür geöffnet und das Licht angeschaltet. Schneller als er reagieren konnte, stand er in der Helligkeit und damit einem Mann gegenüber, der vollkommen nackt im Türrahmen stand. "Was machen Sie in meinem Haus?", wollte dieser wissen. Sein etwas unkonventioneller Besuch hielt sich derweil die Hand vor die Augen und antwortete nur mit:"Das ist ein Missverständnis! Wirklich!" Und versuchte dabei, so nett und unschuldig zu wirken, wie es nur ging. "Was wollen Sie? Was machen Sie in meiner Küche?", stellte der Mann weiter die Fragen. Im Gegensatz zu dem Einbrecher interessierte er sich nicht dafür, dass er nackt war. Es war ihm anscheinend auch gar nicht so wichtig, dass bei ihm eingebrochen worden war, er schien sich nur zu wundern, warum ein fremder Mann in seiner Küche stand. "Ich sagte doch schon! Das ist ein Missverständnis!", entschuldigte der Einbrecher sich und wollte schon wieder auf die Arbeitsplatte steigen, als er am Arm festgehalten wurde. Schnell machte er sich dazu bereit, sich aus diesem Griff zu reißen, sobald sich auch nur der kleinste Hauch einer Gefahr spüren ließ. "Sollte ich nicht die Polizei rufen?", fragte der Nackte ihn. Dabei sagte sein Gesichtsausdruck schon, dass er absolut keine Ahnung hatte, was er tun sollte. "Eigentlich ja, aber ich hab ihnen ja nichts gestohlen, also könnten wir es einfach auf sich beruhen lassen?", schlug der Einbrecher vor und wurde daraufhin tatsächlich mit einem Nicken losgelassen. Etwas verwundert schaute er dem Mann tief in die Augen und sprang dann aus dem Fenster wieder in den Garten. Dabei bemerkte er die Blicke in seinem Rücken und drehte sich wieder um, sodass sie Blickkontakt hielten, bis er hinter einer Mauer verschwand. Kurz schüttelte er den Kopf, dann führte er seinen Weg fort. Was für eine komische Begegnung war das denn jetzt gewesen?