"Was machst du denn da? Bist du etwa ein kleiner Stalker?" Sie zog den Hund an den kurzen Vorderbeinchen unter der Kommode hervor und nahm ihn auf den Arm, wo sie ihm einen Kuss auf den Kopf drückte. Sie liebte ihren kleinen Mitbewohner, den sie erst seit ein paar Tagen bei sich willkommen heißen konnte. Jetzt war er beinahe unentwegt bei ihr, gab auf sie acht und ließ sich auch wirklich aus keinem Raum aussperren, nicht einmal, wenn sie duschte. Als hätte er schreckliche Verlassensängste. Was vermutlich auch der Grund war. Man hatte ihn aus einer Tötungsanstalt in Rumänien zusammen mit vielen anderen Hunden gerettet. Er war einer der zutraulichsten gewesen, der sich sofort von den Menschen hat verwöhnen lassen, weshalb sie davon ausgingen, dass er ein Zuhause und einen Besitzer hatte, der ihm nichts böses getan hat. Wie er trotzdem dort landen konnte, das wusste keiner so richtig.
"Du bist ein braver, komm her! Du musst nie wieder draußen in der Kälte schlafen, das verspreche ich dir!", flüsterte sie dem kleinen Hund zu, der seinen Kopf an ihre Schulter drückte und sich dagegen wehrte, auf der Couch abgesetzt zu werden.
"Was denn? Lass mich dich doch hier absetzen, ich komme ja gleich dazu!", lachte sie. Obwohl er sitzen blieb, beobachtete er sie mit seinen Augen kritisch bei jeder Bewegung, bis sie mit ihrem Popcorn wieder auf der Couch saß und er es sich auf ihrem Schoß gemütlich machen konnte. Des Feuer im Kamin schlug seine Flammen und sie streichelte sanft seinen Kopf, kraulte ihn unterm Kinn und hinter den Ohren. Er genoss es sichtlich, so viel Aufmerksamkeit von ihr zu bekommen, die sie ihm nur allzu gerne zu teil haben ließ.
"Nie wieder, versprochen!", sagte sie noch einmal und meinte fast, ein zufriedenes Seufzen aus seinem Mund hören zu können.