Vor vielen Jahren hatte ich einen Traum. Ich war unverwundbar.
Ich war etwas Besonderes, besaß eine Macht, die mich jedem überlegen machte. Niemand konnte es mit mir aufnehmen.
Es gab Monster, die mich jagten. Und ich hatte Bewacher, die mich beschützen sollten – oder sollten sie mich beschränken, sollten sie die Menschen vor mir beschützen?
Ich verlor sie in einem weitläufigen Höhlensystem, in den zahlreichen Gängen, in denen die Monster auf mich lauerten, die meine Bewacher mir bisher vom Hals gehalten hatten.
Ich war auf mich alleine gestellt, als ich plötzlich einem Monster gegenüberstand. Aber ich fühlte keine Angst, kein Gefühl der Unterlegenheit, nur das Wissen, das ich siegen konnte, dass ich siegen würde, weil ich unverwundbar war – oder mich wenigstens so fühlte.
Ich kämpfte und siegte.
Das Gefühl der Unverwundbarkeit wuchs. Ich brauchte gar nichts mehr zu fürchten.
Mein Beschützer ermahnte mich, er passte weiter auf mich auf, obwohl es mich nervte. Wozu brauchte ich ihn schon? Ich war unverwundbar!
Eigentlich mochte ich ihn. Ich fühlte mich sicher bei ihm, beschützt, behütet und nicht so alleine, wie ich es in meinem Leben oft gewesen war. Aber er verstand nicht, wie ich dabei war, über ihn, über mich, über alle hinauszuwachsen. Er hielt mich klein, obwohl ich doch unverwundbar war!
Ich verlor ihn. Als er mich vor meinem eigenen Übermut beschützen wollte, starb er nach dem Angriff eines Monsters in meinen Armen. Und ich begriff, dass ich verwundbar war. Unverwundbarkeit war ein Fluch.
Wir fürchten nur Dinge, denen wir uns unterlegen glauben. Aber Angst ist nicht rational, die Bewertung der Gefahren kann sich irren.