„Na, hast du mich schon vermisst?“, empfing sie ihn mit einem breiten Grinsen.
„Sicher, immerhin bin ich Masochist und deine Beleidigungen befriedigen mein Bedürfnis nach Demütigung“, konterte er und er war ein Idiot, weil er sie tatsächlich vermisst hatte. Er vermisste ihre offene Art, ihre scharfe Zunge, ihren Kampfgeist. Sie war die Einzige, die ihm Kontra gab und sich weder um sein Geld noch um seinen Status oder seine Beliebtheit am College scherte. Sie wusste, was sie wollte und setzte sich durch. Er bewunderte sie dafür, auch wenn er es niemals zugeben würde. „Allerdings muss ich zugeben, dass du mir mit weniger Kleidung besser gefällst.“ Er grinste dreckig und ließ seinen Blick provokativ über ihre dicke Eishockeyrüstung schweifen.
Sie verdrehte die Augen. „Sei froh, dass deine empfindlichen Regionen so gut gepolstert sind, sonst würde ich dir glatt an eine Stelle treten, die dir sehr weh tun wird. Aus Versehen, natürlich.“
„Seid ihr bereit?“, erkundigte sich Liam, der Co-Captain seines Eishockeyteams, der als Schiedsrichter bei diesem Spiel fungieren würde. Beide nickten ihm zu und er wiederholte die Regeln: „Es gelten die üblichen Eishockeyregeln. Wer als Erstes zwei Tore gemacht hat, gewinnt. Wenn Garrett gewinnt, geht Anna mit ihm aus. Gewinnt Anna, wird sie ins Eishockeyteam aufgenommen.“
„Noch kannst du ehrenhaft aufgeben“, bot er ihr an, als sie Aufstellung bezogen.
„Was ist an Aufgeben ehrenhaft? Außerdem werde ich dich sowas von fertig machen!“
Liam pfiff an und Garrett konnte gar nicht so schnell gucken, wie Anna mit dem Puck um ihn herum geschossen war und ein Tor gemacht hatte. Sie war viel flinker als er angenommen hatte.
Breit grinsend fuhr sie an ihm vorbei und tätschelte ihm die Wange. „Mach dir nichts draus. Bis zum Saisonbeginn hast du die überflüssigen Pfunde sicher abtrainiert und bist auch wieder ein bisschen schneller.“
„Willst du mir gerade sagen, dass ich fett bin?“
„Ich will sagen, dass du zu langsam bist!“
„Manchmal ist langsam besser. Wenn man zu schnell ist, dann kann das einen den Spaß verderben.“ Er schenkte ihr einen glühenden Blick, der wie üblich scheinbar wirkungslos an ihr abprallte. Es war zum Verrücktwerden! Sie war vollkommen immun gegenüber seinem Charme.
„Aufstellung!“, rief Liam und sie folgten seinem Befehl. Er pfiff wieder an.
Garrett war dieses Mal vorbereitet und schnappte ihr den Puck weg, bevor sie damit abhauen konnte. Aber sie reagierte schnell und war ihm dicht auf den Fersen. Sie war sicher und schnell auf den Kufen unterwegs und unter anderen Umständen hätte er sie sofort in sein Team aufgenommen. Doch sie war so… zerbrechlich, so schmal und er hatte Angst, dass sie sich verletzen könnte, wenn sie es mit raubeinigen Eishockeyspielern aufnehmen musste, denn ihre scharfe Zunge würde ihr dabei kaum helfen.
Sie rammte ihn und schaffte es, ihm den Puck zu entreißen. Verdammt! Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie eine solche Kraft besaß. Er hatte sie in jeder Hinsicht unterschätzt!
Er setzte ihr nach, als sie rasend schnell auf sein Tor zuschoss. Garrett konnte sie einholen, als sie zum Schlag ausholte. Sie bemerkte sein Näherkommen und streifte abgelenkt den Puck nur, der gemächlich auf das Tor zutrudelte. Anna stellte sich ihm entgegen. Da er sie nicht rammen wollte, bremste er ab, doch er war zu schnell. Mit Schwung knallten sie gegeneinander und sie hatte wirklich mehr Kraft als erwartet, denn er stürzte zu Boden. Sie hatte jedoch ebenso das Gleichgewicht verloren und landete auf ihm. „Wie ich sehe, bist du gerne oben“, grinste er unverschämt.
„Glaubst du, mit deinen anzüglichen Witzen kommst du bei mir weiter?“
„Nein, ich werde einfach das Spiel gewinnen und dann musst du mit mir ausgehen, schon vergessen? Dass du das erste Tor gemacht hast, spielt keine Rolle.“
Sie grinste süffisant. „Ich habe die ersten beiden Tore gemacht.“
„Was?“ Er drehte den Kopf zum Tor. Und tatsächlich: der Puck war ins Tor gegangen. Damit hatte sie gewonnen. Und er hatte nicht ein Tor gemacht. Was für eine Blamage!
„Muss ziemlich peinlich sein, vor deinem Team zu verlieren“, schlug sie in die Kerbe.
„Nun, eigentlich bedaure ich mehr, dass ich mir wieder was einfallen lassen muss, um dich zu einem Date zu bewegen. Was hältst du von Entführung?“
Sie schnaubte. „Ich hasse dich, Donohue.“
„Ich liebe dich auch.“