Ich erinnere mich noch an den Tag, als sie kamen, um ihn zu holen. Als die dunklen Geister kamen, um meine große Liebe mit sich zu nehmen. Ich betete, flehte, kämpfte um seine Seele und doch verlor ich ihn an die Dunkelheit. Es war eine mondlose Nacht am Meer, das Wasser tiefschwarz und still, als würde es sich vor dem fürchten, was geschehen würde. Niemals habe ich vergessen, wie ich ihn ein letztes Mal in den Armen hielt, als die Wärme bereits aus seinem Körper gewichen war, lange nachdem er seinen letzten Atemzug getan hatte. Er wurde aus meiner Umarmung gerissen in ein Reich, in das ich ihm nicht folgen konnte.
Ein Reich, das unsere Welt umgibt wie einen Schutzwall – und wie die Mauern eines Gefängnisses. Solange auch nur ein lebendes Wesen in seinem Inneren lebt, werden die Toten über uns wachen und uns weiterhin an diesen Ort fesseln, denn es sind die Lebenden, die ihnen durch ihre Existenz Energie geben.
Die Toten sind leere Hüllen, die Seelen längst fortgezogen an einen Ort, der hinter dem Schutzwall liegt. Zumindest habe ich das immer geglaubt. Ich habe immer geglaubt, dass den Toten keine Erinnerungen bleiben, keine Gefühle.
Und doch steht er jetzt wieder vor mir. Es ist seine Seele, es sind seine Augen und doch ist es anders. Ich hatte mir so sehr gewünscht, dass er zurückkommen würde, ich hatte den Schutzpatron der Vergessenen angefleht, ihn mir zurückzugeben, doch niemals hatte ich geglaubt, dass es so sein würde. Doch nun stand er wieder vor mir.
Und seine Augen erzählten mir mehr als ich wissen wollte. Er sah aus wie an dem Tag, an dem ich ihn verloren hatte, doch seine Seele war nur ein Geist, ein Geist, der den Körper zu umwabern schien, aber nicht mehr zu ihm gehörte. Es war, als wollte er mich erreichen und konnte es doch nicht.
Er streckte mir eine Hand hin. Ich wusste, dass sich alles ändern würde, wenn ich mit ihm ginge und doch zögerte ich nicht und ergriff seine kalte Hand. Ich wusste, dass er ein Todesengel war und mir den Tod bringen würde. Aber ich fürchtete mich nicht.